von plattentests-online.de:
"Wenn auf dieser Welt überhaupt noch Best Ofs veröffentlicht werden dürfen, dann nur solche wie "Rearviewmirror (Greatest hits 1991-2003)". Von einer Band wie Pearl Jam, die das als Grunge-Urväter mehr als verdient haben. Die längst alle alten Gefährten wie Nirvana, Soundgarden, Alice In Chains oder die Stone Temple Pilots überlebt haben. Die zwar seit 1991 teils reichlich schwere Kost, aber kein einziges schlechtes Album veröffentlicht haben. Die auch wirklich genügend Qualität bieten können, um zwei CDs zu tragen. Und die sich unter 33 Songs keinen einzigen Ausfall leisten, sondern sogar den einen oder anderen Hit wie "Green disease" oder "Crazy Mary" weglassen müssen.
Wenn man schon an jeder dieser Compilations herummäkelt, so gehört auch das Gegenteil mal festgestellt. Und obwohl auch diese im Kommerz begründet ist und das Label nach Auslaufen des Vertrags nochmal Bilanz ziehen wollte: "Rearviewmirror (Greatest hits 1991-2003)" hätte sich kaum besser realisieren lassen, als es realisiert wurde. Das fängt an beim sehr schicken, in schwarz-weiß gehaltenen Artwork des aufklappbaren Digipaks und des Booklets mit alten Fotos. Und geht bis zur sinnigen konzeptionellen Aufteilung auf eine "Up side"- und eine "Down side"-CD, deren Songs wiederum chronologisch nach Erscheinungsdatum sortiert sind. "Up" und "Down" meinen selbstredend nicht die Stimmung, denn viel Sonne scheint in keinem Song von Pearl Jam. Sondern lediglich das Tempo, pi mal Daumen bemessen.
Insbesondere bei der Auswahl des Materials wurde an alles Nötige gedacht: Das revolutionäre Debüt "Ten" findet mit fünf Titeln angemessene Berücksichtigung, vom kaum weniger hochklassigen "Vs." gibt es mit sechs Tracks gleich das halbe Album. "State of love and trust" und "Breath", die beiden kraftstrotzenden Beiträge vom legendären "Singles"-Soundtrack, wurden nicht vergessen, ebensowenig wie die Benefiz-Schnulze "Last kiss" und der "Big fish"-Filmsong "Man of the hour" von 2003. Und sogar an "Yellow ledbetter", eigentlich nur B-Seite von 1992 und doch längst zum Live-Klassiker avanciert, wurde gedacht. Kann man da überhaupt ein langes Haar in der Suppe finden? Doch, das geht.
Denn an einer Sache werden sich die Geister scheiden und die Fans zoffen. Wer es noch nicht weiß, setze sich hin, um nicht umzufallen. Und binde sich fest, um nicht vom Stuhl zu kippen. Achtung: "Once", "Alive" und "Black" gibt es in neu abgemischter Form. "Remixed" steht da sogar. Ausrufezeichen. Braucht jemand Baldrian? Der Rezensent jedenfalls hat sämtliche Vorräte aufgebraucht, nachdem er obige Songs in den Originalversionen über die Jahre zusammen sicher weit über 100 mal gehört hatte. Und jetzt setzt sich da einer wie Brendan O'Brien (immerhin langjähriger Begleiter und Soundbastler der Band) hin und macht alles neu. Darf der das? Er darf.
Denn an den Songs selbst hat er nichts geändert, sondern lediglich den Sound restauriert. "Remixed" führt also in die Irre. Und tatsächlich: Die neuen Abmischungen klingen irgendwie noch transparenter und ausgewogener. Bei solchen Klassikern hat man beinahe Angst vor dieser Feststellung. Und bei dieser Compilation erstarrt man immer wieder in Ehrfurcht. Hat wirklich eine einzige Band all diese Songs geschrieben? All die Kraft, Wut, Energie entladen und immer wieder neue aufgebracht? Sie hat. Pearl Jam. Die ganz Großen."
Da haben wir wohl noch einen mit großem Respekt und Anerkennung gefunden.