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Sleight of hand

Hajü

  • Gast
Antwort #15 am: 12. Februar 2005 um 15:09
nur als einwurf:

sleight of hand-->taschenspielertrick...mmmhhh
möglicherweise ein wortspiel um zu zeigen, wie leicht die routine/alltag usw das lyr.I. "eingelullt" hat (wie ein taschenspieler seine zuschauer...ohne dass sie es merken, möglicherweise erst wenn es zu spät ist...)

Taschenspielertrick. Genau das passende Wort..

H.


Tassadar

  • Gast
Antwort #16 am: 12. Februar 2005 um 15:34
eine Frage am Rande:
Hat Eddie eigentlich mal erwähnt wie lange er so braucht um einen Song zu schreiben?
und u von der lost dogs innerhalb von 10 minuten in nem auto! ;)


Offline matthias

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Antwort #17 am: 13. Februar 2005 um 15:05
A time to dream to himself. He waves goodbye to his self.
I'll see you on the other side.
Another man moved by slight of hand.


das scheint mir nochmal ne analyse wert. nach meinem geschmack zu urteilen findet dort doch so was wie ne persönlichkeitsentwicklung statt, zumindest ansatzweise. oder ist es nur der traum, der ihn (das lyrsiche "du") glauben lässt, sich aus der konformität und routine zu befreien? könnte man ja fast so deuten, schließlich lässt die äußere form (alles in einer zeile) dies so vermuten.

dort gehts wohl auch um identität. wer ist diese person eingentlich; die, die sich von ihrem selbst verabschiedet? vielleicht eine art traumdeutung;

ich kenne mich nicht so gut mit psychologie aus. auf jeden fall wird diese person mit sich selbst konfrontiert, sie scheint bis aufs äußerste in ihre psychischen bestandteile zerlegt zu werden. ihr bewusstsein wird entlarvt. das verhältnis zum lyrischen ich ist gespalten (" I'll see you on the other side"). und wie es scheint, ist es das lyrische ich, das sich gegen die gesellschaftlichen zwänge wehrt. zumindest nimmt es dies für sich in anspruch und positioniert das lyrische du auf die entgegengesetzte seite, dort wo alle mit dem "strom schwimmen".


der text ist echt hart, da steckt mal wieder ne menge drin und es ist erschreckend wieviele wissenslücken man bei der analyse bei sich selbst entdeckt.  :-\ :-X :)


schreibt mal weiter...


Hajü

  • Gast
Antwort #18 am: 13. Februar 2005 um 17:06
Da müssen wir echt noch mal ran gehen. Für das Erste kann ich mir bis jetzt nur vorstellen, der steht vorm Spiegel - so in der Situation, des morgendlichen Wasch- und Rasierrituals und - sieht sich. Sein verkehrtes und entfremdetes Leben. Er erkennt, dass er eigentlich eine zweite Chance bräuchte. Entweder drückt sich Sehnsucht zurück nach der eigenen Kindheit aus... oder er hofft in Echt, dass es noch mal eine Kindheit geben wird. Das wäre ja noch eine Steigerung. Im Ersten Falle hätte es etwas von Regression. Im zweiten --- das ist komplizierter... (wäre dann aber mehr als nur vielleicht Allmachtsfantasie oder ein Krankheitssymptom...)

He waves goodbye to his self.
Another man moved by slight of hand.

Waves klingt ein bisschen befremdlich. Ich glaube zwei mal ist "Surfersprache" im Text. Aber da muss man gucken. Die erste Zeile bedeutet soetwas wie, dass er sich von seinem (wahren) Selbst verabschiedet. Das ist vielleicht auf der anderen Seite des Spiegels. Diese Vorstellung kann man haben. Im Dorian Gray ist es übrigens ein Gemälde, das das wahre Selbst des Helden, der anscheinend nicht altert und immer "schön" bleibt, zeigt. Den Zerfall zeigt dort das Bild. Hier ist das natürlich anders...

The other Side kann aber auch bedeuten, dass der Text eine zweite Realität annimmt, in der vielleicht eine zweite Kindheit möglich ist. Eine Realität, die nicht von den Zwängen regiert wird.

Das wäre in dem einen Fall dann die Stelle, wo der sich fertig gestiefelt und gespornt auf dem Absatz umdreht und sein Tagewerk beginnt. Angesichts der tiefen Verzweiflung, die sich "vor dem Spiegel" ereignet hat, wirkt das, was passiert, wie Zauberei. Der geht mir nichts dir nichts als anderer von dannen und funktioniert einfach, macht seine Jobs. Um den Preis der Zerspaltenen Persönlichkeit.

Ansonsten hätte er sich an dieser Stelle aus der Welt schaffen müssen.... Aber - siehe Anfang hier. ;D  Übrigens dieses - sich Wiedersehen Wollen - auf der anderen Seite - beinhaltet den Traum von der heilen Persönlichkeit, von der Aufhebung der Spaltung. Wo ist das möglich? In einem zweiten Leben?

Hier ist die Situation gezeigt, wo der als "faceless man" von dannen geht. Das ist kein gesellschaftskritischer Text im üblichen Sinne. Aber die darin aufgehobene Anklage ist doch schon ganz schön heftig.

Und dann ist die Frage, inwieweit das alles bewusst abläuft. Der Text ist schon sehr dicht bei dem, den er darstellt. (Erzählperspektive). Es kommt der dargestellten Person eine Menge zu Bewusstsein während dieses Ritual des Waschen und Ankleidens, diese täglichen Automatismen ablaufen. Wo ist der Punkt, wo er sich entscheidet? So nach dem Motto - "Scheisse, ist doch nur noch in einem neuen Leben möglich" ... Oder soll man sich das so vorstellen, dass der Traum von dem heilen Selbst einfach vielleicht nur im Spiegel erscheint??? - Ja, wir müssen an den Zaubertrick, den Taschenspielertrick denken. Ich denke mal - wenn es Entscheidung wäre, diese Sehnsucht zu verdrängen, dann wäre der Dargestellte nicht krank. Aber ich glaube, es soll hier schon ein Krankheitsbild gezeigt werden. Ein hoher Preis, den dieses System abverlangt. Abverlangen kann.

Ich frage mich, ob dieser Mensch, der hier dargestellt ist, heilbar, therarpierbar wäre. Ich denke mal ja. Er sieht ja viel, aber - es erreicht ihn alles nicht wirklich...
H.

Unter Vorbehalt. Das sind bis jetzt nur Überlegungen... (da fehlt noch ne ganze Menge von dem Text...die ganzen Vergleiche, Metaphern im Mittelteil.)
« Letzte Änderung: 13. Februar 2005 um 18:28 von Hajü »


Hajü

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Antwort #19 am: 13. Februar 2005 um 18:42
Was his age by consequence or was he moved by sleight of hand?

Da kann ich doch schon bei meiner Hypothese bleiben. Ihm fällt sein Alter auf. Aber nicht als etwas, das ihm gewohnt ist, an das er Gelegenhait hatte, sich zu gewöhnen, sondern, wenn es ihm so vorkommt, als sei er durch Taschenspielertrick oder Zauberei an diese Stelle gekommen, dann fehlt ihm in seinem Denken und Erinnern eine ganze lange Zeit. Zumindest ist er erstaunt - und er fragt sich.

Ich sag´s ganz kurz und vereinfachend: Das wahre Selbst (unterdrückt und abgespalten) meldet sich und wundert sich, wo die Jahre geblieben sind.... Wir sind Zeuge, wie dies Unterdrückte sich kurzzeitig Durchbruch verschafft. Dieser Satz drückt die Verunsicherung einfach meisterhaft aus.

Ich paraphrasiere ziemlich. :-\ Aber hier ist genau das zu sehen, was ich mit "dicht an der dargestellten Person" meine. Es ist genau die Frage, die der sich stellt.. Kein Unterschied zu wörtlicher Rede hier.... an der Stelle.
H.

Verunsicherung - oder ist es auch ein kurzzeitiges Aufbegehren gegen seine Art der Existenz? Das Wort Midlife-Crisis wäre eine Verharmlosung. Beschreibt nicht genug das Pathologische an dieser Person.

« Letzte Änderung: 14. Februar 2005 um 01:28 von Hajü »


Offline moshschocker

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Antwort #20 am: 12. Mai 2006 um 21:06
ich finde der song bezeichnet die sinnlosigkeit eines lebens das hätte anders verlaufen können.
es ist ein verschwendetes leben wenn es jemand so lebt wie andere ( das system ) es ihm vorschreibt und nicht so wie er es gerne hätte. am schluss realisiert er es und kann nicht mehr zurück und bereut. so deute ich den text. deswegen auch ANOTHER MAN...MOVED BY SLEIGHT OF HAND...
so nach dem motto....wieder so einer...wieder so ein leben. anders kann ichs mir nicht erklären.
so..und jetz lese ich mal eure ganzen interpretationen zu diesem song durch.