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Parting Ways Interpretationen

Offline SeaChange

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am: 27. Oktober 2003 um 21:33
Da mir zur Zeit ein wenig langweilig ist, hab ich mir gedacht, ich versuch mal ein weiteres Lied zu interpretieren :) Und da ist mir spontan das hier eingefallen ;)


PARTING WAYS

behind her eyes there's curtains...
and they've been closed to hide the flames, remains...

she knows their future's burning, but she can smile just the same, same...

and though her mood is fine today
there's a fear they'll soon be parting ways

standing, like a statue
a chin of stone, a heart of clay, hey...

and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways

drifiting away, drifting away, drifting away...
drifiting away, drifting away, drifting away...


Es geht um eine Beziehung, die im großen und ganzen schon beendet ist. Obwohl beide wissen, daß es nichts mehr zu retten gibt, täuschen beide vor, daß die Beziehung noch intakt sei. Es hat keiner so richtig den Mut die Gefühle und Emotionen dem anderen mitzuteilen…..vielleicht weil man zu große Angst davor hat den anderen zu verletzen….davor wieder allein zu sein.


behind her eyes there's curtains...
and they've been closed to hide the flames, remains...

she knows their future's burning, but she can smile just the same, same...

and though her mood is fine today
there's a fear they'll soon be parting ways


Von aussen lässt sie sich nichts anmerken, obwohl sie innerlich eine große Angst davor hat, daß sich ihre Wege bald trennen werden. Sie versteckt ihre Gefühle und Emotionen. Dadurch wird die Situation aber leider nicht einfacher….im Gegenteil, sie wird schwerer, und irgendwann vielleicht sogar mal unerträglich….

standing, like a statue
a chin of stone, a heart of clay, hey...

and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways


Dem Mann geht es dabei auch nicht besser. Die Statue steht hier für Gefühllosigkeit und Kälte. Auch er traut sich nichts zu sagen, auch er verschweigt seine Gefühle, obwohl er weiss wie aussichtslos die Situation ist.

drifiting away, drifting away, drifting away...
drifiting away, drifting away, drifting away...


Und so entfernen sie sich immer weiter und weiter voneinander…
It's great to be alive!

Coming from God knows where, Music speaks directly as our deep intuitions about love, life, death, and can, in those rare, rapturous moments, give us a glimpse into who we truly are. - EK



Offline Mindcrime

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Antwort #1 am: 31. Oktober 2003 um 09:09
Tja, offensichtlich scheinen alle mit deiner Interpretation einverstanden zu sein.  :)

Ich finde sie auch sehr, sehr gut, nur die Zeilen

standing, like a statue
a chin of stone, a heart of clay, hey...
and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways


sehe ich noch etwas anders.

Die Statuen sind IMO der Mann und die Frau selber. Sie stehen sich regungslos und wortlos gegenüber, wie Steine, es findet nichts mehr statt.

Was ich wichtig finde, ist die Zeile "he`s too big a man to say there`s fear...".
Ich denke, daß Eddie damit auch indirekt (oder direkt) kritisiert, daß gerade Männer oftmals (aufgrund ihrer Sozialisation?!) Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu zeigen und Schwächen zuzugeben. "Frei" nach dem Motto "Indianer weinen nicht!".
vaf-Tipp-Meister 2004, 2016 / Sieger vaf-Kicktippliga 2005, 2006 / ConfedCup-Sieger 2005 / vaf-Pokalsieger 2012



Offline matthias

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Antwort #2 am: 01. November 2003 um 10:33
dieser text hat, was  das thema angeht, mit "ghost" gewisse ähnlichkeiten. in beiden texten, also "parting ways" und "ghost" ist die verzweiflung des lyrischen ichs thema. in PW ist es die über die verlorengegangene liebe, in Ghost über das leben und - ich sage mal der einfachheit halber - über das leben mit seinen eigenheiten.
der unterschied ist jedoch der schluss.
während in PW die geschichte konsequent zu ende geführt wird, indem das lyrische ich in der katastrophe (man könnte auch katharsis sagen) endet, nimmt "ghost" eine wendung. das lyrische ich endet nicht in der verzweiflung, sondern (versucht) in eine andere "besser welt" zu fliehen, inder seine gedanken und gefühle erhört werden. das ende ist deswegen IMO offen.

vgl. "drifting away, drifting away" und "flying away, driving away"


Offline Ava Adore

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Antwort #3 am: 10. August 2004 um 01:27
So , ich habe die anderen Interpretationen nicht richtig gelesen , poste jetzt einfach mal meine eigene..kann sein , dass sich etwas wiederholt.

behind her eyes there's curtains...
and they've been closed to hide the flames, remains...

->Hier wird die Gefühlslage und Situation der Frau beschrieben. Die Frau verbirgt dem Mann den Einblick in ihre Seele. Die Augen sind laut volksmund ja bekanntlich der spiegel zur seele.Sie verdeckt ihrem partner ihre wahren gefühle und lässt ihn nur an die oberfläche ran. Die Frau hat die Wahl , sie kann die vorhänge von sich aus schliessen oder öffnen.Sie entschliesst sich jedoch diese zu schliessen um die Flammen zu verstecken. ich denke , die flammen stehen hier für die verborgene Leidenschaft , die sie immer noch in sich trägt. Deshalb auch das "remains" dahinter.

she knows their future's burning, but she can smile just the same, same...
and though her mood is fine today
there's a fear they'll soon be parting ways

-> Trotz dieser durchaus positiven gefühle für ihren partner , kann sie diese nicht äußern , da etwas nicht stimmt. Sie zweifelt an der zukunft und weiss das die zukunft nicht rosig aussehen wird. Also setzt sie ihre Maske auf , in Form eines Lächelns, um dem mann ihre wahren gefühle erneut zu verbergen.
die zeile "and though her mood is fine today" kann ich mir nicht wirklich erklären. Möglicherweise klammert sie sich so an ihren alltag um nicht über die zukunft nachdenken zu müssen und schwimmt so in ihrem oberflächlichen dasein. Nun ja , aber die Angst holt sie jedoch immer ein und erinnert sie an die getrennten wege , die ihr partner und sie bald einschlagen werden.


standing, like a statue
a chin of stone, a heart of clay, hey...
and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways

-> Hier wird die Situation des Mannes beschrieben. Er hat für seine Frau keine Gefühle mehr übrig. Er ist kalt und sein herz ist bereits versteinert. Dies erklärt nun auch die Abwehrhaltung der Frau. Sie möchte von ihm nicht verletzt werden und zeigt somit ihre wahren gefühle für ihn nicht , da sie weiss , dass diese nicht erwidert werden.
Der Mann hat ebenfalls Angst vor der Zukunft und weiss , dass die Beziehung nicht mehr lange halten wird.Doch er verhält sich so , wie es die gesellschaft von ihm verlangt:eisern und gefühlskalt.
Die Kommunikation zwischen den beiden fehlt völlig.
Es wird in dem song immer von einer angst gesprochen.Beide haben zwar Angst vor einer Trennung , aber aus unterschiedlichen Gründen.
Die Frau möchte den Mann als person nicht verlieren , da sie ihn immer noch liebt . Der mann jedoch hat nur angst vor einer Veränderung und vor dem alleinsein.


drifiting away, drifting away, drifting away...
drifiting away, drifting away, drifting away...

-> Hiermit wird nochmal die tote beziehung der beiden beschrieben. Sie ist in keiner Hinsicht lebendig oder intakt , da gefühle , kommunikation und leidenschaft fehlen.
Durch dieses Fehlen sind beide leer und führen kein erfülltes leben. Sie existieren nur noch und "driften away" ( ich hab vergessen was "drift heisst  :-\)





« Letzte Änderung: 10. August 2004 um 01:32 von Ava Adore »


Hajü

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Antwort #4 am: 10. August 2004 um 02:43
@Ava Adore. Ich habe mir Deine Interpretation gerade noch mal durchgelesen. Im ersten Teil bin ich ja völlig der gleichen Meinung. Ich hatte erst auch noch was dazu geschrieben, bis ich dann merkte, dass ich im Grunde zum ersten Teil, zur Frau nichts anderes gesagt hatte als Du.
Und das ist bei Dir sehr gut beschrieben. Sauber! ;D (wenn ich das so sagen darf.)
Nur für den Mann möchte ich hier eine Lanze brechen. Ich glaube, der kommt in dem Text meiner Meinung nach besser weg als in Deiner Interpretation.

and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways

Guck mal - da sind keine zwei Zeilen mehr (, die wie bei der Frau vom im-Alltag-Schwimmen oder Oberflächlichkeit handeln), die vor der Furcht(-Zeile) stehen. Gegenüber der Frau (die obendrein noch Wert auf ihre gute Laune zu legen scheint), wirkt der also wie ein "Herzchen". Nur die Männerrolle - too big a man - verhindert den Ausdruck der Furcht, die so dicht unter dieser Oberfläche sitzt. (Nebenbei: Ist die Vorhang/Augenangelegenheit - (Symbol des Versteckens - auch eines Restes von Leidenschaft, wie Du schreibst) ein freiwilliger Akt der Frau?)

Insofern sind beide - meiner Meinung nach - gleichermassen, weil sie lügen, eher tragische Gestalten. Ich bin auch nicht sicher, ob der Statuen und Ton-Vergleich nur zu dem Mann gehört?

Dies "hey" ist auch sehr rührend: Als ob das Ich, der Vortragende diese beiden wach machen wollte. Dieses "hey" deutet für mich drauf hin: hier leben zwei Menschen das falsche Leben. Weil sie lügen. Vielleicht haben sie deshalb die Strafe ihrer Trennung verdient. Schmerz werden sie beide empfinden. Denn Angst haben schon jetzt beide. Man sollte nochmal genau hingucken. Vielleicht hat die Lüge in beiden Fällen etwas mit "typischen" Rollen und den daran geknüpften Erwartungen zu tun. Natürlich ist es ein Problem der Kommunikation, gestörter Kommunikation, um das es hier (auch) geht. Müsste man genauer beschreiben.

Dies "hey" bedeutet für mich auch, dass der Text ein anderes, richtiges Leben und Zusammenleben für möglich hält. Insofern hat er auch Appellcharakter. Ein bisschen jedenfalls.

Mit diesem Thema der Lüge, der Lebenslüge erinnert der Text ein bisschen an "Better Man." Auch da wird jemand, der sich permanent etwas vorgemacht hat, im Grunde seiner "Bestrafung" übergeben. Mal abgesehen davon, dass gezeigt wird, wie traurig dies Leben war. Oder ist es neue Bewährungsprobe? Ich verstehe es jedenfalls so.

She loved him, yeah. She don't want to leave this way.
She feeds him, yeah. That's why she'll be back again.
Can't find a better man.

Better Man, das ist natürlich die Beziehung, die nicht hätte halten dürfen.
"She don´t want" betont, dass es auch ein freiwilliger Akt ist, natürlich auf Grund der eigenen "Fehleinschätzung".... Aber das ist übrigens ein sehr interessanter Text!.... ;D
H.

DTE wird heute fertig umkopiert. Und dann fahren wir für ein paar Tage weg.
« Letzte Änderung: 10. August 2004 um 03:45 von Hajü »


Offline Ava Adore

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Antwort #5 am: 10. August 2004 um 12:48
@ Hajü :
Erstmal danke für deine antwort  :D
Zu dem mann: Bei ihm können auch keine Zeilen , die von oberflächlickeit und alltag oder ähnlichem handeln davor stehen. Denn er ist unfähig zu fühlen und ist deshalb auch nicht empfänglich für "gute laune" so wie die Frau. Naja , der mann sollte in meiner Interpretation auch gar nicht so schlecht davonkommen. Denn er kann ja nichts dafür , dass er so versteinert ist.Ich denke , dass ist einfach ein natürlicher prozess , wenn man in so einer beziehung lebt.

Heute morgen habe ich auch noch überlegt , ob die zeilen " standing like a statue..." wirklich nur auf den Mann bezogen sind. Doch ich denke schon , da lediglich der mann versteinert ist. Denn seine Partnerin ist ja immernoch voller Emotionen , die sie jedoch nicht zeigt. Ihr herz ist auch nicht aus Ton , da sie ihn ja immer noch liebt.

Und jetzt die Frau: Sie verbirgt ihre wahren gefühle vor ihrem mann durch vorhänge. Und wie das bei vorhängen so ist , darf der besitzer selbst entscheiden ob er sie öffnet oder schliesst. Die Frau hat sich entschlossen sie zu schliessen , da sie weiss , dass ihre gefühle nicht erwidert werden.
Sie könnte die Vorhänge natürlich auch öffnen , aber die angst vor der wahrheit ist zu groß. Also ich denke schon , dass dies ein freiwilliger akt ist.

Deine Interpretation zu dem "Hey" gefällt mir sehr gut. Denn hier wird , wie du auch gesagt hast , zum ersten Mal der Hörer angesprochen und eine Verbindung zur Au0enwelt aufgebaut. öglicherweise soll es auch eine warnung an die mitmenschen darstellen.



Hajü

  • Gast
Antwort #6 am: 10. August 2004 um 12:49
Damit hatte ich angefangen: drifting = drift - nach Babylon - langsames Abwandern, abweichen. Ich frag mich, ob es wieder was aus der Segler- oder Surfersprache ist.

"Parting Ways" ist natürlich nicht gerade ein optimistischer Titel. Sich teilender Weg, sich teilende Wege. Continous Form betont hier doch ziemlich das Unabänderliche des Vorgangs - finde ich.

Noch mal zum Mann:
Zitat
Denn er ist unfähig zu fühlen und ist deshalb auch nicht empfänglich für "gute Laune" so wie die Frau. Naja , der mann sollte in meiner Interpretation auch gar nicht so schlecht davonkommen. Denn er kann ja nichts dafür , dass er so versteinert ist.

Ich rechne auch die Angst, die der Mann hat zu den Emotionen und Gefühlen. Ist er da gefühlskalt? Ich bin ja gerade der Meinung, dass diese Angst viel dichter unter der möglicherweise versteinerten Oberfläche dieser Person liegt. (Es ist Verlustangst, Angst, den anderen zu verlieren.) (Und die zeigt ein Mann - wie hier dargestellt - nicht.)

Vielleicht gehört der Statuenvergleich nur zum Mann, sonst wäre auch von der Quantität her zuwenig Text für den Mann vorhanden. Das scheint ja so die Hauptstruktur des Textes zu sein, im ersten Teil wird die Frau, im zweiten der Mann gezeigt. Allerdings der Vergleich steht an der Nahtstelle. Jetzt könnte ich den Spiess umkehren:

Guck Dir das bei der Frau mal genau an:

behind her eyes there's curtains...
and they've been closed to hide the flames, remains...

she knows their future's burning, but she can smile just the same, same...

and though her mood is fine today
there's a fear they'll soon be parting ways


Die ersten beiden Zeilen beugen gezielt gram. Regeln - Zeile 1: hätte heissen müssen: there are. Auch in der zweiten Zeile wird Singular gezielt gegen Plural ausgetauscht , remains ... und ein synthaktischer Bruch verwendet.

Wenn Du nur die "she knows ..." - Zeile siehst, scheint die Frau verdammt kalt zu sein. But (coincidens): Trotz des Wissens um "their future burning" she can smile just the same, same - verdammt kalt, wenn nicht dies drastische Bild, das eine Steigerung des Flames-hinter-dem-Vorhang-Verbergen-Bildes der zweiten Zeile ist, wäre: "she knows their future's burning". Wenn das nicht Leiden ausdrückt???
Diese Zukunft erscheint hier schon als Katastrophe. Allgemein - oder nur vom their abhängig? (Katastrophale Zukunftsaussichten im Allgemeinen - oder nur, was die Beziehung anbetrifft? - Ich tendiere eher zum ersteren - eben wegen dem drastischen Bild.)

Und das bekommt dieser wie ein Stockfisch in seiner Männerrolle gefangene Mann zu sehen: die kalte - gutgelaunte Oberfläche:

but she can smile just the same, same...
and though her mood is fine today

Also, mein erster Eindruck war, der arme Mann. Allerdings wird bei der Frau wohl auch herausgestellt, dass sie dazu in der Lage ist (can), trotz der katastrophalen Zukunftsaussichten (drastische Bilder) - eben auch die Fassade zu wahren. Vielleicht, weil man das als Frau so tut? Ist das nicht eine der Aufgaben der Frauen, in jeder Situation gut auszusehen? Und dann spielt noch eine gewisse Art von momentanem Wohlbefinden - so in der Art, das hat man auszustrahlen, deute ich mal einfach - eine Rolle: (das ist hier ein groteskes Element in dem Text!) (Ich hab hier grob übertrieben und vereinfacht!!!!!!!!!!)(Bitte nicht falsch verstehen!) ;D

und trotzdem ist ihre Laune gut heute.

Ich finde, eigentlich kommt die schlechter weg, als der Mann.
Sind nicht solche Verhaltensweisen auch zu beobachten, wenn die Frau sich in einen anderen Menschen verguckt hat? Wenn vor so einem Feuer die Vorhänge gezogen werden? Was kann der Mann hier wissen?
Und dann wird erst von der Angst der Frau gesprochen. Auch hier Verlustangst.

Ich denke mal, was ich meine, ist klar geworden: Beim Mann wird die Angst in der Form also fast unmittelbar unter die (quasi undurchdringliche) Oberfläche gestellt:

and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways

Also, da stehen nicht noch zwei Zeilen, die einem (ominösen) Wohlbefinden gewidmet sind, zwischen Fassade und Angst. Nur - er kann´s nicht rauslassen, ebensowenig ausdrücken wie sie.

Jetzt die Frage, was würde sich ändern, wenn beide sich ausdrücken könnten? Wären sie dann wieder näher beieinander? Es geht auch ein bisschen wieder um die Frage, wie können zwei Menschen sich überhaupt vereinigen, überhaupt zusammenkommen.

Also noch mal: Ich denke, die Beziehung hier scheitert ein z. T. zumindest auch an der Männerrolle - und der Frauenrolle und den damit verbundenen Normen und Verhaltens-Erwartungen. Nirgendwo ist im Text die Rede von Einflüssen durch dritte oder von ausssen. Darum geht es garnicht. (Vielleicht werden in dem Text Mann und Frau fast comic-haft und auch ein bisschen vereinfachend vorgestellt.)

Aber, wenn wir hier Partei ergreifen für Mann oder Frau, findet schon eine Art Verlebendigung des Textes statt. (Jeder trägt sein Erleben und seine Erfahrungen an so etwas heran.)

Noch mal zu dem Bild:

standing, like a statue
a chin of stone, a heart of clay, hey...

standing, like - betont, dass es ein Vergleich ist. Dies "like" betont auch, dass es keine Gleichung ist, dass es insgesamt nicht stimmt. Es passt nur auf die Gebärde, auf dies Stehen. Und dann folgen Details wie Kinn und Herz. Das Kinn ist nicht pars pro toto. Das energische Kinn hat hier den Stellenwert eines Signals, eines Zeichens in der Kommunikation. Auch Gebärde hat Zeichencharakter.
Und vor dem hey steht unmittelbar die Heart Of Clay Metapher: Hier wird das auch Formbare herausgestellt. Ein optimistischer Ton. Clay betont, dass das Herz weich ist, auch formbar.

Auch bei der Darstellung des Mannes findet sich das groteske Element:

and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways

Grotesk: Eine Gegenüberstellung von Nicht-Vereinbarem, vereinfacht gesagt.
Wahrscheinlich sind wir garnicht so weit auseinander: Denn Du schreibst auch, dass der Mann nichts dafür könne.

Noch mal: Wenn es nicht um Einflüsse von aussen geht, scheitert diese Beziehung dann nur an gestörter Kommunikation, eben dass man sich seine Gefühle nicht mehr zeigen kann, dass die Partner nicht mehr dazu in der Lage sind, die Zeichen, die der andere absondert, zu dechiffrieren? Beim Mann heisst es "fear". Das ist auch nicht der allerdramatischste Ausdruck? Was ist die Ursache für die Störung der Kommunikation? Wird auf allgemeingültige Schwierigkeiten der Menschen rekurriert, sich dem anderen mitzuteilen, sich zu vereinigen? Den Verdacht habe ich hier ein bisschen. Oder geht es hier auch um Routine, zu viel Gewohnheiten, zu viel falsche Angewohnheiten, die dies hier ruiniert haben? Thema des Textes sind diese Missverständnisse, diese gestörte Kommunikation - meiner Meinung nach. Mehr an Ursachen kann ich hier nicht ermitteln.
H.
« Letzte Änderung: 10. August 2004 um 14:37 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #7 am: 10. August 2004 um 13:51
behind her eyes there's curtains...

Die erste Zeile ist wunderschön. Durch den gezielten grammatischen Bruch entsteht hier so ein Effekt: Bevor die Erzählfunktion benennen kann, was hinter den Augen (für ein Geheimnis) ist, fällt der Vorhang.

Ich meine, das hat auch die Funktion, der Frau hier ein mysteriöses, geheimnisvolles Element gleichsam "an sich" zuzuweisen.

H.
« Letzte Änderung: 10. August 2004 um 14:40 von Hajü »


undone

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Antwort #8 am: 27. Oktober 2006 um 16:15
habe gerade aus theskyiscrape gesehn, dass der song schon seit 96 existiert und im soundcheck barcelona gespielt wurde. gibts noch weitere frühere aufnahmen?
vermutungen warum man vier Jahre gewartet hat und ihn erst mit binaural veröffentlich hat. bitte jetzt.