Damit hatte ich angefangen: drifting = drift - nach Babylon - langsames Abwandern, abweichen. Ich frag mich, ob es wieder was aus der Segler- oder Surfersprache ist.
"Parting Ways" ist natürlich nicht gerade ein optimistischer Titel. Sich teilender Weg, sich teilende Wege. Continous Form betont hier doch ziemlich das Unabänderliche des Vorgangs - finde ich.
Noch mal zum Mann:
Denn er ist unfähig zu fühlen und ist deshalb auch nicht empfänglich für "gute Laune" so wie die Frau. Naja , der mann sollte in meiner Interpretation auch gar nicht so schlecht davonkommen. Denn er kann ja nichts dafür , dass er so versteinert ist.
Ich rechne auch die Angst, die der Mann hat zu den Emotionen und Gefühlen. Ist er da gefühlskalt? Ich bin ja gerade der Meinung, dass diese Angst viel dichter unter der möglicherweise versteinerten Oberfläche dieser Person liegt. (Es ist Verlustangst, Angst, den anderen zu verlieren.) (Und die zeigt ein Mann - wie hier dargestellt - nicht.)
Vielleicht gehört der Statuenvergleich nur zum Mann, sonst wäre auch von der Quantität her zuwenig Text für den Mann vorhanden. Das scheint ja so die Hauptstruktur des Textes zu sein, im ersten Teil wird die Frau, im zweiten der Mann gezeigt. Allerdings der Vergleich steht an der Nahtstelle. Jetzt könnte ich den Spiess umkehren:
Guck Dir das bei der Frau mal genau an:
behind her eyes there's curtains...
and they've been closed to hide the flames, remains...
she knows their future's burning, but she can smile just the same, same...
and though her mood is fine today
there's a fear they'll soon be parting ways
Die ersten beiden Zeilen beugen gezielt gram. Regeln - Zeile 1: hätte heissen müssen: there are. Auch in der zweiten Zeile wird Singular gezielt gegen Plural ausgetauscht , remains ... und ein synthaktischer Bruch verwendet.
Wenn Du nur die "she knows ..." - Zeile siehst, scheint die Frau verdammt kalt zu sein. But (coincidens): Trotz des Wissens um "their future burning" she can smile just the same, same - verdammt kalt, wenn nicht dies drastische Bild, das eine Steigerung des Flames-hinter-dem-Vorhang-Verbergen-Bildes der zweiten Zeile ist, wäre: "she knows their future's burning". Wenn das nicht Leiden ausdrückt???
Diese Zukunft erscheint hier schon als Katastrophe. Allgemein - oder nur vom their abhängig? (Katastrophale Zukunftsaussichten im Allgemeinen - oder nur, was die Beziehung anbetrifft? - Ich tendiere eher zum ersteren - eben wegen dem drastischen Bild.)
Und das bekommt dieser wie ein Stockfisch in seiner Männerrolle gefangene Mann zu sehen: die kalte - gutgelaunte Oberfläche:
but she can smile just the same, same...
and though her mood is fine today
Also, mein erster Eindruck war, der arme Mann. Allerdings wird bei der Frau wohl auch herausgestellt, dass sie dazu in der Lage ist (can), trotz der katastrophalen Zukunftsaussichten (drastische Bilder) - eben auch die Fassade zu wahren. Vielleicht, weil man das als Frau so tut? Ist das nicht eine der Aufgaben der Frauen, in jeder Situation gut auszusehen? Und dann spielt noch eine gewisse Art von momentanem Wohlbefinden - so in der Art, das hat man auszustrahlen, deute ich mal einfach - eine Rolle: (das ist hier ein groteskes Element in dem Text!) (Ich hab hier grob übertrieben und vereinfacht!!!!!!!!!!)(Bitte nicht falsch verstehen!)
und trotzdem ist ihre Laune gut heute.
Ich finde, eigentlich kommt die schlechter weg, als der Mann.
Sind nicht solche Verhaltensweisen auch zu beobachten, wenn die Frau sich in einen anderen Menschen verguckt hat? Wenn vor so einem Feuer die Vorhänge gezogen werden? Was kann der Mann hier wissen?
Und dann wird erst von der Angst der Frau gesprochen. Auch hier Verlustangst.
Ich denke mal, was ich meine, ist klar geworden: Beim Mann wird die Angst in der Form also fast unmittelbar unter die (quasi undurchdringliche) Oberfläche gestellt:
and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways
Also, da stehen nicht noch zwei Zeilen, die einem (ominösen) Wohlbefinden gewidmet sind, zwischen Fassade und Angst. Nur - er kann´s nicht rauslassen, ebensowenig ausdrücken wie sie.
Jetzt die Frage, was würde sich ändern, wenn beide sich ausdrücken könnten? Wären sie dann wieder näher beieinander? Es geht auch ein bisschen wieder um die Frage, wie können zwei Menschen sich überhaupt vereinigen, überhaupt zusammenkommen.
Also noch mal: Ich denke, die Beziehung hier scheitert ein z. T. zumindest auch an der Männerrolle - und der Frauenrolle und den damit verbundenen Normen und Verhaltens-Erwartungen. Nirgendwo ist im Text die Rede von Einflüssen durch dritte oder von ausssen. Darum geht es garnicht. (Vielleicht werden in dem Text Mann und Frau fast comic-haft und auch ein bisschen vereinfachend vorgestellt.)
Aber, wenn wir hier Partei ergreifen für Mann oder Frau, findet schon eine Art Verlebendigung des Textes statt. (Jeder trägt sein Erleben und seine Erfahrungen an so etwas heran.)
Noch mal zu dem Bild:
standing, like a statue
a chin of stone, a heart of clay, hey...
standing, like - betont, dass es ein Vergleich ist. Dies "like" betont auch, dass es keine Gleichung ist, dass es insgesamt nicht stimmt. Es passt nur auf die Gebärde, auf dies Stehen. Und dann folgen Details wie Kinn und Herz. Das Kinn ist nicht pars pro toto. Das energische Kinn hat hier den Stellenwert eines Signals, eines Zeichens in der Kommunikation. Auch Gebärde hat Zeichencharakter.
Und vor dem hey steht unmittelbar die Heart Of Clay Metapher: Hier wird das auch Formbare herausgestellt. Ein optimistischer Ton. Clay betont, dass das Herz weich ist, auch formbar.
Auch bei der Darstellung des Mannes findet sich das groteske Element:
and though he's too big a man to say
there's a fear they'll soon be parting ways
Grotesk: Eine Gegenüberstellung von Nicht-Vereinbarem, vereinfacht gesagt.
Wahrscheinlich sind wir garnicht so weit auseinander: Denn Du schreibst auch, dass der Mann nichts dafür könne.
Noch mal: Wenn es nicht um Einflüsse von aussen geht, scheitert diese Beziehung dann nur an gestörter Kommunikation, eben dass man sich seine Gefühle nicht mehr zeigen kann, dass die Partner nicht mehr dazu in der Lage sind, die Zeichen, die der andere absondert, zu dechiffrieren? Beim Mann heisst es "fear". Das ist auch nicht der allerdramatischste Ausdruck? Was ist die Ursache für die Störung der Kommunikation? Wird auf allgemeingültige Schwierigkeiten der Menschen rekurriert, sich dem anderen mitzuteilen, sich zu vereinigen? Den Verdacht habe ich hier ein bisschen. Oder geht es hier auch um Routine, zu viel Gewohnheiten, zu viel falsche Angewohnheiten, die dies hier ruiniert haben? Thema des Textes sind diese Missverständnisse, diese gestörte Kommunikation - meiner Meinung nach. Mehr an Ursachen kann ich hier nicht ermitteln.
H.