© dpa - Meldung vom 16.11.2004 06:51 Uhr
Washington - Die bisherige Sicherheitsberaterin der US- Präsidenten, Condoleezza Rice, soll neue US-Außenministerin werden. Präsident George W. Bush habe sich für Rice als Nachfolgerin für Colin Powell entschieden, meldeten die US-Fernsehsender am Montagabend übereinstimmend unter Berufung auf hohe Regierungsvertreter. Powell hatte am Montag seinen Rücktritt eingereicht.
Die 50-jährige Rice, seit Jahren einer der engsten Mitarbeiter von Bush, wäre die erste schwarze Frau auf dem Chefposten des Außenministeriums. Neuer Sicherheitsberater im Weißen Haus soll den Berichten zufolge der bisherige Stellvertreter von Rice, Steve Hadley, werden.
Powell hatte am Montagmorgen seinen Rücktritt bekannt gegeben und betont, er werde nur noch höchstens zwei Monate im Amt bleiben. In dieser Zeit werde er aber noch einmal versuchen, den Nahost- Friedensprozess voranzubringen. Powell will den israelisch- palästinensischen Konflikt auch zum Thema der bevorstehenden Irak- Konferenz im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich machen. An diesem Treffen nehmen zahlreiche führende Politiker der arabischen Welt teil. Möglicherweise werde er danach noch arabische Hauptstädte zu weiteren Gesprächen besuchen.
«Wir sind erfreut über die verantwortungsbewusste Art und Weise», mit der die palästinensische Führung nach dem Tod von Palästinenserpräsident Yassir Arafat agierte, sagte Powell am Montag nach einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Silvan Shalom.
Präsident Bush würdigte Powell als einen «der großen Staatsdiener unserer Zeit» und als «großen Patrioten und Staatsmann». Powell habe geholfen, die Koalitionen zu schmieden, die «50 Millionen Menschen in Afghanistan und im Irak von brutalen Diktaturen befreiten».
Weltweit bedauerten Politiker den Rücktritt des 67 Jahre alten Powell. In Europa wurde er als zuverlässiger Partner und Freund gewürdigt. Die Zusammenarbeit mit Powell sei «nicht nur von Professionalität, sondern auch von Freundschaft» geprägt gewesen, so Außenminister Joschka Fischer in New York.
Er habe immer vorgehabt, nur eine Legislaturperiode im Amt zu bleiben, sagte Powell. «Ich freue mich, zu einem Team gehört zu haben, dass den weltweiten Krieg gegen den Terror begann und das afghanische und das irakische Volk befreite... In diesen und andere Bereichen war ihre Führungsstärke die treibende Kraft unseres Erfolgs», schrieb der Ex-General an Präsident Bush.
Powell galt in der Bush-Regierung als die führende gemäßigte Stimme. Er geriet mit den «Falken» wie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Vizepräsident Richard Cheney mehrfach aneinander. Powell war der erste schwarze Außenminister der USA. Powell, Sohn von Einwanderern aus Jamaika, war in ärmlichen Verhältnissen in New York aufgewachsen.
Mit Powell reichten am Montag, zwei Wochen nach der Präsidentenwahl, auch Bildungsminister Rod Paige, Energieminister Spencer Abraham und Agrarministerin Ann Veneman ihren Rücktritt ein. Vergangene Woche waren bereits Justizminister John Ashcroft und Handelsminister Donald Evans zurückgetreten.
Nach dem Rücktritt von Powell wird dessen Stellvertreter Richard Armitage vermutlich ebenfalls sein Amt abgeben. Powell und Armitage seien «ein Team... das zur selben Zeit gehen» werde, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher.