Ich habe heute Bilder von George Bushs Statement zum Tod des Papstes gesehen. Bush und Ehefrau waren auch als Teilnehmer einer katholischen Trauermesse zu sehen. Drei mal muss es zum Zusammentreffen Bushs und JP´s gekommen sein. Wie schon angedeutet, fand ich dies Zusammentreffen, wo der schon greisenhaft und hinfällig wirkende Papst Bush mit harten Worten die Leviten liest - und ihm hinterher noch von Busch die amerikanische Freiheitsmedallie überreicht wird. Johannes Paul hat verhindert, dass Busch seine Kriege ungebrochen als Kreuzzug der Christenheit darstellen konnte. (Im Übrigen blieb er sich da treu, hatte er ja auch schon Vater Bush´s Bombenkrieg gegen den Irak verurteilt.)
Ich schreib das jetzt nicht extra in den Fernsehthread. Die (Sonder-)Sendung "sonntags - TV fürs Leben" heute morgen im Zdf mit Gert Scobel zu dieser Papstgestalt war einfach gut und informativ. Papst, Medien und Ambivalenz, Verhältnis zur "Befreiung" in Polen, die Menschenrechte u. die Kirche, zu Dritte Welt, zu Befreiunstheologie, zu Ökumene, zu Amerika, zu Krieg und Frieden, die Fortschritte in der Aussöhnung mit dem jüdischen Volk, (Aufnahme der diplomatischen Beziehungen, (Weg von der unseligen Christusmördertradition)...Kirche und Holocaust...Man konnte den Papst an der Klagemauer sehen usw.....). Alles wurde angesprochen mit u.a. verschiedenen Gesprächspartnern.
Als ich einschaltete war gerade Bischof Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Fragen der Ökumene und zur Position Johannnes Pauls in dieser Sache zu sehen und zu hören. Bei der letzten Begegnung hätte der Papst sich nur schlecht äussern können, alles sei nur etwas umrisshaft deutlich geworden. Auch die besondere Wertschätzung Deutschlands als Land der Reformation, der Wiedervereinigung (samt "Lasten") usw.
(Die Bilder davon, wie Kohl und JP zusammen durch das Brandenburger Tor gehen, hatte ich noch nicht gesehen.)
Am Schluss ging es um die künftige Perspektive. Die Dame, die das Schlusswort hatte, wünschte sich von einem neuen Papst wieder weniger Zentralisierung in der Kirche. Das war ja immer deutlich: Dieser Papst in Dialogen, in Begegnungen, seine Menschlichkeit, Authentizität, aber gleichzeitig die rigide Grenzziehung, das Festmachen der eigenen Positon der Katholischen Kirche. (Fragen der Empfängnisverhütung, das Massregeln der Befeiungstheologen, (Boff u. a. ). Nicht zu reden von U.R. Heinemann, Eugen Drewermann ... Ich empfinde das als Spagat. (Im Übrigen fallen mir noch die Worte ein Antikommunismus, Antitotalitarismus - er ist ja fast in der Nähe von Auschwitz aufgewachsen, hier wurde sein Entschluss, Theologe zu werden, begründet. Aber andererseits erscheint seine Position später bei seiner Kritik der Globalisierung und des modernen Kapitalismus ja fast wiederum links - (oder sagen wir so: an diesen Punkten hat der Konvervativismus sehr viel Sympatisches zu sagen...) Spagat....) Spagat, das könnte ein schweres Leben bedeutet haben....
Übrigens sprach Busch in seinem Statement zum Tod des Papstes wieder von der "Kultur des Lebens". (Womit sicherlich Greisenhaftigkeit und Siechtum des Papstes gemeint ist.) Da denke ich an den Rentnerstaat Florida, wo es im Falle der Pflegebedürftigkeit vor einiger Zeit nur zu einer auf zwei Jahre begrenzten Verweildauer in Krankenhaus oder Einrichtung kommen konnte, wenn der Betreffende nicht vorgesorgt hatte. Es geht dabei um Geld. Und das gehört eigentlich auch noch zum Thema (Thread) der sterbenden Comapatientin. Ich sag ja, unser Sozialstaat ist noch
besser.....
Die Berichterstattung gestern über das Sterben des Papstes - ich hab ARD-Tagesschau gesehen - fand ich etwas verwirrend. Und auch ziemlich oberflächlich. Eine Ursache könnte sein, dass der Vatikan selbst mit den "neuen Medien" noch seine Schwierigkeiten hat. Eine Öffnung dazu hat wohl ebenfalls dieser Papst bewirkt.
Aber neu ist die Verwirrung da nicht. Gert Scobel zeigte zwei Zeitungen von 1958, von denen die eine den Tod Pius XII. meldete, und die andere Sonderausgabe mit grossen Lettern ein paar Stunden später verkündete, der Papst sei noch nicht tot.
Sollte in Köln die grosse Glocke zu früh geläutet haben?
H.
P.S. Und das ist auch besonders auffällig: Was war das bei Amtsantritt und die ersten Jahre für ein bärenstarker Kerl....
(in Eile...)