@matthias
Zitat: "nur ist es halt schwer über ursachen von naturkatastrophen zu berichten, weil hier der faktor mensch als täter überhaupt nicht eindeutig festzumachen ist..."
Ist doch genau meine Meinung. Und ich glaube, der Haken bei diesen Nachrichtensendern ist, dass Ursachenforschung einfach zu kurz kommt. Das heisst natürlich nicht, dass die nicht ihre Ziele haben. Ohne Ziele läuft heute garnichts in der Kommunikation.
Wenn ich gemeint war, mit "wenn ich denn angesprochen war". Ich habe einfach nur meine Eindrücke von der Berichterstattung gestern in ARD wiederzugeben versucht. Eben, dass ich die Berichterstattung da gut fand.
An dieser Stelle will ich mal eins sagen und ich meine das als Kompliment. Man merkt schon den Philosophen!
@Elrohir
Zitat: "Habe die Feiertage auf Phönix in der Sendereihe 100 Jahre u.a. auch einen Beitrag über die Atombombentest auf dem Bikini-Atoll gesehen und da dachte ich auch so, daß so ein verantwortungsloser Umgang mit Natur und Menschen auf jeden Fall nicht ohne spätere Auswirkungen bleibt."
Kennst Du den Film "Radio Bikini. Die Himmelsdurchbrecher Bikiniinseln heute."? von ca 1986
Die näheren Angaben suche ich noch heraus, wenn´s interessiert.
Absolut erschütternd. Geht über Spätfolgen der überirdischen Atombombenversuche der Amerikaner in den 50er Jahren. Deutlich wird, mit welcher Naivität die damals da herangegangen sind. Es werden Leute gezeigt, die im zeitgenössischen Interview vom grossen Knall sprechen. Ist glaube ich ein Gouverneur, der da herumschwadroniert. Vergleiche mit Baseball werden herangezogen. Die Schiffe, von denen die Amerikaner die ersten Versuche beobachteten, lagen ganz dicht dran. Nachdem die Wolke abgezogen war, ging man auf das Atoll, um zu gucken, wie es den Versuchstieren ging. Man hat Fische gegessen, die man da gefangen hat. Die Matrosen badeten in dem Wasser in der Nähe ihrer Schiffe.
Später hat sich dann herausgestellt, dass alle Soldaten quasi als Versuchskaninchen herhalten mussten. Das glaubst Du erst garnicht, hältst das für so typische Argumentation von Veteranen.. Der Typ, der für die Betoffenen sprach, wirkte trotz der so langen Zeitspanne eigentlich gesund. Viele der damals anwesenden, sagt er, seien inzwischen gestorben. Am Schluss des Films kannst Du dann sehen, wie er seine Hände hebt. Völlig verkrüppelt. Auch er hat Krebs.
Schlimm ist das völlig verquere Selbstbewusstsein, aus dem heraus damals diese Versuche und Experimente mit der Natur und den Menschen gemacht wurden.
Aber ich dachte eher an die konventionelle Bombardiererei der letzten Jahre bei meiner Äusserung. Die Amerikaner räumen ja inzwischen schon ziemlich regelmässig ihre Arsenale, um neue Bomben zu beschaffen. Zu Bikini gibt es ne Menge Material. Das ist wohl kein Argument, ist nicht haltbar, beweisbar. Einerseits wird ja behauptet, sie lassen es nur chirurgisch und angemessen knallen. Aber es knallt schon ganz schön heftig. In Afghanistan haben sie die heftigsten Dinger eingesetzt, um die Gegner in ihren Hohlen zu verschütten. Aber kein Beweis... und vielleicht abwegig. Nur, den Gedanken hab ich öfter, dass die Erde sowas nicht verzeiht.
Also, ich meine, man müsste schon ziemlich genau unterscheiden, was an Katastrophen menschengemacht ist - oder nicht. Ich denke da auch an die Gerölllawinen in den Alpen, die schon mal ganze Dörfer wegreissen.
Wichtiger ist aber, dass die Menschen trotz der Naturkatastrophe nicht aufhören, zu kämpfen, zu versuchen, sowas in Zukunft zu verhindern, versuchen in diesem Falle früher vorzuwarnen.... und eben die Folgen zu minimieren, so gut es geht.
Ich bleibe da hoffnungslos "aufklärerisch". Und glaube an den Menschen als lernfähiges Wesen.
Das andere ist die Kontroverse in diesem Thread. Ich habe so das Gefühl, es geht im Grunde um das Wort Betroffenheit. Eigentlich mag ich das Wort in der Zwischenzeit auch garnicht mehr. Angeblich sollen nach einer bestimmten Argumentation die Linken Schuld dran haben, dass dies Betroffenheitsgetue so grassiert.
Ganz dicht dran gehört der Begriff "political Correctness".
Wer hat eigentlich die Betroffenheit so in Miskredit gebracht? Die Linke? Das ist ja wohl zynisch. Allerdings begibt man sich in schlechte Gesellschaft, wie ich finde, wenn man betroffen ist. Es ist ein bescheuertes Starren... Die schlechte Gesellschaft findet sich in den Lifestyle-Magazinen, wo die Berichte es direkt drauf anlegen die Zuschauer in so eine Verfassung zu bringen.
Aber mit der Argumentation schüttet man das Kind mit dem Bade aus, überreagiert man. Zum ersten mal ist mir die Kritik der Betroffenheit - übrigens nie mein Ding - im Kontext des zweiten Golfkriegs vorgekommen. Eine junge Autorin wurde da ausgibig vorgestellt, die eine Argumentation gegen die Friedensbewegung ausgearbeitet hatte. Oder besser ausgedrückt, sie liess sich da instrumentalisieren. (Verkürzt gesagt): "Der Betroffenheitskult. Eine politische Sittengeschichte" von Cora Stephan. (Es kann aber sein, dass es damals noch um ein kürzeres Buch ging. Ich mach mich da kundig.) Nähere Angaben folgen in einigen Tagen. Am schlimmsten finde ich jedenfalls bestimmte Beiträge in den Lifestylemagazinen, die es auf bescheuertes tatenloses Betroffenheitsstarren anlegen. Bei mir bewirkt es das Gegenteil. (Vielleicht sollte man mal ein Beispiel vorstellen. Auch in Talkshows kann man da fündig werden. Und in der Umgebung hat Betroffenheit immer eine zynische Kehrseite.)
Ich habe das schon mal angedeutet: Mitleid ist auch kein simpler Begriff. Mitleidspathetik allerdings schon. Ich verstehe unter Mitleid eher so etwas wie Empathie. Das widerspricht auch der schopenhauerschen Vorstellung davon nicht ganz, hat viel damit gemein - oder irre ich mich da, @matthias? Also, wenn superreiche Frauen im pietistischen Geiste für die Armen Strümpfe stricken, entbehrt das nicht einer gewissen Komik, ist vielleicht sogar zynisch. Aber das ist nicht der Begriff von Mitleid, der hier gemeit ist. Empathie ist eine der grundlegenden sozialen Fähigkeiten. Denke ich mal.
Jetzt bin ich ganz schön abgeschweift. Ich meine ja nur, es bedeutet, das Kind mit dem Bade auszuschütten, wenn wir den Kopf in den Sand stecken, oder uns verhärten, oder resignierend aufgeben, solches Unheil, in den Grenzen unserer Macht natürlich, aus der Welt schaffen zu wollen. Auf der anderen Seite sind natürlich die persönlichen Gründe und Erfahrungen. Ich gebe es zu, alles Leid und Elend der Welt kann man nicht immer und ewig vor Augen haben. Aber es ist vielleicht die Haltung, um die es geht.
Tja, wie geht man denn eigentlich richtig mit soetwas um? Verdrängen? Ich hab das schon mal geschrieben: Die Amerikaner haben bei der Katastrophe vom 11. September - vielleicht um Stärke zu demonstrieren - einen offiziellen Kurs gefahren, der viel gemeinsam hat mit diesem Verdrängen. Fast alle Spuren sind am Ort des Geschehens inzwischen beseitigt.
Gesunden die so? Ich glaube nein.
Fischers Slogan vom Böllerverzicht hat auch für sich, dass jeder scheinbar einen kleinen Beitrag leisten kann. Und wenn es nur ein symbolischer Akt ist. Also, ich finde das schon ein gescheites Angebot. Ein bisschen Alternative zu kompletter Tatenlosigkeit, und komplettem Ignorieren. Denn das kann einfach auch nicht "gesund" sein. (mag´s auch immer ein bisschen unangemessen sein angesichts des Elends. )
H.
Bin müde und nicht in Form. Werde das wahrscheinlich ziemlich kürzen. oder wegmachen.