auf dem Laufenden ist man eh immer über die Dudes, mittlerweile haben es diese Klatschnachrichten teilweise schon in seriöse Nachrichtensendungen geschafft.
Der Spiegel berichtet schon seit Jahren teilweise ziemlich hintergründig über diese Themen und Personen. Es muss ja nicht immer nach dem Motto verlaufen, Diana war eine von uns, wie die Friseuse von nebenan. Und sie hat es (fast) auf den Thron von England geschafft. Das hat was von Trivialroman, wuchert auf demselben Untergrund wie diese Liebesromanheftchen, ist Märchen, Mythos, verlogen, scheinheilig, hat mit der Realität sehr wenig zu tun. Und dann diese Skandale der Kinder - hier zum Beispiel Stefanie, oder warum heiratet Prinz Albert nicht endlich? Mag sein, dass manche (die politische Information in der Regel vermeidende,) sich sorgende Mutter sich getröstet fühlt, wenn sie das beim Friseur dann lesen kann. `Wenn die schon diese Sorgen haben!!!???....´ Funktion der Leitbilder...
In dieser Regenbogenpresse wurde der Schah von Persien als Prinz aus Tausend und einer Nacht gefeiert. Dass seine erste Frau Farah oder Soraja - ich verwechsle die immer - nicht schwanger werden konnte, war die Tragödie der Fünfziger Jahre. Märchenhochzeiten und Pfauenthron. Das Märchen der Fünfziger und Sechziger Jahre. Und dann wundert man sich über Jubelperser und Demos beim Schahbesuch, über den Tod von Benno Ohnesorg....
Eine Information, die mehr über die Informierten und ihre Zeit aussagt, als über die, über die sie zu informieren vorgibt. Wann wurden die Paparazzi erfunden? Als Macello und Anita Eckbert sich am/im Brunnen in Rom zu schaffen machten, gab es sie schon längst. Was sich heute Paparazzi nennt, ist allerdings von anderer Qualität.
Rainer III. und Grace Kelly, das war auch Stoff für die Märchen und Triviale Mythen der Fünfziger und Sechziger Jahre. Und dem kann man sich schlecht entziehen. Irgendwie weiss jeder was drüber. Ob er will oder nicht.
Und dann geht es bei diesen Veranstaltungen zunehmend um Geld. Es sind Wirtschaftsunternehmen. So richtig auffällig zum ersten mal bei der Beerdigung der "Königin der Herzen". Die jetzige Hochzeit von Charles und Camilla droht im Schatten diverser Bestattungen unterzugehen. Es ist Frühling und die Devise scheint zu lauten: "Nach Rom, nach Rom.." Mit Vier Millionen Touristen rechnet Rom jetzt. Die einzelne Eiskugel kostet inzwischen am Petersdom schon drei Euro - für Touristen...
Mit einem einzelnen Bild von einem sogenannte Promi kann der Fotograf heute richtig was verdienen. Jagdfieber ist angesagt. Und es muss skandalträchtig sein.
Jetzt hab ich Charles und Camilla geschrieben. Niemals würde man die doch Du nennen können. Das ist diese Berichterstattung, die einem eine Pseudo-Nähe vorgaukelt. Eine scheinbare Distanzlosigkeit. Und sie fühlen sich zunehmend mächtiger. Bei einem Fototermin für Charles und seine Söhne vor Kurzem am Skiort wurde die Unterhaltung zwischen den Dreien angesichts der in einiger Entfernung aufgestellten Fotografenreihe wohl heimlich mitgeschnitten. Die drei lächelten. Charles äusserte sich flüsternd völlig abfällig seinen Söhnen gegenüber über einen der Fotografen. Das wurde im Lifestyle als Skandal serviert.
(War das nicht ein Filmchen, das vor Kurzem den am Strand oder Pool mit herunterhängender Badehose mit einer Dame im Liegestuhl intensiv sich vergnügenden Albert zeigte, das der Lifestyle uns auch nicht vorenthalten konnte? Und dann liess sich noch diese Dame befragen...) Unterdrückt wird da garnichts mehr - schon im Nachmittagsprogramm. (und dann folgt wieder der nächste harte Schnitt: Ohne Übergang wird von Mord und sozialem Elend berichtet...Schon die Anmoderation vermeidet den Rückblick..Das ist systembedingte Rohheit: Wenn´s die beanspruchte Aufmerksamkeit über zehn Minuten hinausgeht, könnten die Zuschauer wegzappen...)
Also, die Qualität der Berichterstattung ist vielfach eine andere geworden. Es wird scheinbar nicht mehr nur die sich sorgende Mutti beim Friseur getröstet, oder der wirtschaftliche Aufstiegswille eines bestimmten Mittelstands mit Leitbildern versorgt. Heute geht es aggressiv zu. Wen schlachten wir heute? welche Sau wird heute durchs Dorf gejagt? Heute bilden sie sich ein, sie könnten die Leitbilder machen und völlig nach Belieben wieder demontieren. Aber das fällt ein bisschen raus aus dem Thema des Threads. Sind nur so Überlegungen, nichts Systematisches, die einem kommen, wenn man über Rainer III, und möglicherweise seinen einen Fotografen mit dem Schirm verprügelnden hoffnungsvollen Schwiegersohn nachdenkt.
Das bezieht sich nicht auf verdiente Persönlichkeiten, um die es hier auch gehen soll. Ich denk nicht, dass die Bedeutenden heutzutage noch in der Regel aus Fürstenhäusern und Adelsgeschlechtern kommen. Aber der Adel ist präsent in der Öffentlichkeit, in den Medien. In der aggressiven britischen Boulevardpresse scheint er ja direkt teilweise schon zur Disposition zu stehen.
(Oben war von Michael Gräter die Rede. Einer der Mächtigen dieses Geschäftes, aber das war wohl eher mal.)
Was Rainer III von Monaco anbetrifft, verschwindet wieder ein Stück Märchen mehr von Eltern und Grosseltern aus der Welt. So ein Gefühl hab ich dabei.
H.
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