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Lukin

Hajü

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Antwort #15 am: 08. Juli 2004 um 17:13
Ich finde Hajü du hast  merkwürdige Schlafzeiten. :-\
Nachtschicht gehabt?

ja, und jetz geht´s mir einigermassen mies :-\

Das wäre natürlich ein Beispiel für eine simple Story, bei der es in erster Linie um die Musik geht. (so verstehe ich es jedenfalls). Sicherlich sind so ein paar Grundgefühle dabei, die für den Blues wichtig sind. Musikalisch sind die Stücke natürlilch nicht zu vergleichen.

"Jimi Hendrix - Red House

There’s a red house over yonder
Oh, that’s where my baby stays
Lord there’s a red house over yonder
Lord that’s where my baby stays

I ain’t been home to see my baby
I’ve just been in jail ninety-nine and one half days
Yeah, that’s a long time if you know what I meen
Wait minute something’s wrong
This key won’t unlock this door

Wait a minute something’s wrong
Oh the key won’t unlock this door
Hey, I have a bad feelin’
Lord, my baby don’t live here no more
She didn’t say a damn thing about leaving but I still got my guitar

Hey, I think I’ll go back over yonder
Way back over yonder across the hills
Hey, I think I’ll go back over yonder baby
Way back over yonder across the hills

Hey, my baby don’t love me no more
Lord, I know good and well that her sister will

Jimi:
Yeah well a like I said before we only ran up a few numbers so let
Me try and do this one like we were just jammin’ at the house we don’t have
A name for yet it’s just like an instrumental so we’ll just go along with it.
It goes somthin’ like this."

Der Song hat auch eine überraschende Wendung - am Schluss. Die ganze Sehnsucht vorher - und er tröstet sich so schnell. Garnicht zu erwarten.
Aber ich glaube - wie mindcrime, dass der Song Lukin nur scheinbar schlicht ist. Allerdings mal ne Frage an die Musiker: Was ist das eigentlich für ein Stil, mit was ist das vergleichbar?... Vielleicht wird auf irgendetwas angespielt, etwas - auch musikalisch zitiert?? - oder gar möglicherweise parodiert???
Für mich - nach meinem Gefühl endet das Stück wie ein verhallender Gewehrschuss. (Ich glaube ich hätte als Beispiel für diese Art Einsatz von Text im Sinne schlichte Geschichte auch "Smoke on The Water" bringen können.  ;D ;D Da steht auch der Drive im Vordergrund, das Wort ist völlig untergeordnet) (meiner Meinung nach, ich will hier niemandem Unrecht tun). Bei PJ entspräche so ein Umgang mit Text eigentlich nicht den Erwartungen. ;)

Und wie übersetzt ihr diese Zeile: ?

"some fucking freak who claims i fathered, by rape, her own son"

Was ist daran Fluchen, was ist Fakt?

Ach noch was: Thema des Textes könnte eigentlich Gewalt sein?
Und: Dieser Kerl, der hier spricht ist nicht Eddie, sondern eine Art Charaktermaske. (Das bleibt in dieser Ich-Erzählung natürlich richtig, selbst wenn der Autor sich selbst abbilden möchte.) Er läuft scheinbar ziellos durch die Strassen. Was lenkt ihn? Was treibt ihn? Zufällig - aber wie auf Schienen landet er (wieder) in der Kneipe. (Hier wird schon ganz toll charakterisiert. Oder ein doch recht raffinierter Einsatz der Erzählperspektive. Das muss natürlich besser formuliert werden. Ist nur ein erster Eindruck.
(Nimmt man sich in amerikanischen Kneipen die Getränke selbst aus dem Kühlschrank?) (ja, Kneipe, da geht´s dann schon in die Irre)

So long für heute ;D

H.
« Letzte Änderung: 09. Juli 2004 um 19:48 von Hajü »


Offline Mindcrime

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Antwort #16 am: 08. Juli 2004 um 17:44
Das hier ist jetzt mit ziemlich heißer Nadel gestrickt, aber da ich nicht weiß, ob und wann ich in den nächsten Tagen dazu komme, setze ich es rein. Außerdem reizt es mich einfach...  :)

Also, meiner Meinung nach kann man "Lukin" sogar in zwei Richtungen deuten. Zum einen schließe ich mich Satan und seiner "Schlüssel verloren - Bierchen getrunken - Fan belästigt"-Geschichte an. Der Star (Eddie) wird angestarrt wie ein Hund (wobei, warum gerade wie ein Hund?), er wird falscher Taten beschuldigt (in diesem Fall besonders krass, einer Vergewaltigung), ruft die Polizei und erfährt später, daß sich der "Freak" (Fan?) eine Pistole gekauft haben soll. Insofern kann man davon ausgehen, daß Ed hier seine Abneigung gegen und auch seine Angst vor dem Starrummel ausdrückt. Vielleicht hat er dabei sogar an John Lennon gedacht, oder an diese Leute, die manchmal plötzlich auftauchen und behaupten, sie seien der Sohn/die Tochter von...

Auf der anderen Seite paßt da einiges nicht zusammen, weshalb ich den Text auch in eine zweite Richtung interpretieren würde. Der Reihe nach:

- Warum ist die Sprache derart herb ("fucking home", "curse my ass", "stinking grease and bone", "stare like I`m a dog", "fucking freak", "by rape", "fucking gun")?

- In welchen gesellschaftlichen Kreisen bewegt sich der Erzähler?

- Wie paßt der Kühlschrank da hinein?

- Was bedeutet "this day`s work`s never done"?

Ich glaube, "Lukin" ist eine Milieuschilderung. Unser Erzähler ist nicht Eddie himself, sondern ein Krimineller aus der sozialen Unterschicht. Dafür spräche auch der Sprachgebrauch. Hört euch an, wie musikalisch aggressiv der Song ist.

Erzählt wird folgende Geschichte:
Der Typ hier ist im Auto unterwegs und kann seine Hausschlüssel nicht finden. Er läßt das Auto stehen und vertritt sich die Beine und seinen "verfluchten tauben Hintern" (was darauf schließen läßt, daß er bereits verdammt lange unterwegs sein muß). Er geht, vorbei an stinkendem Fett und Knochen, zum Supermarkt. Bestimmt keine sehr schöne Gegend und ich glaube zudem, daß er Hunger hat. Daß er als Krimineller bekannt ist, zeigt sich, als ihn die Leute im Supermarkt (hier ist Essen!) anstarren wie einen Hund.
Der Hund! Hunde können gefährlich werden und zubeißen. Was denkt man als erstes, wenn ein bekannter Krimineller (oder zumindest jemand, der danach aussieht, nach einer solch langen Fahrt) einen Supermarkt betritt? Daß er ihn überfallen wird, oder?! Die Leute haben Angst vor diesem Hund! Vielleicht ist der Hund aber auch nur ein Bild für das Aussehen unseres Erzählers. Wie sieht ein Hund (ein Tier) aus, der Hunger hat? Nicht sehr vertrauenerweckend, schätze ich mal.
Aber der Erzähler weiß einen besseren Fleck ("spot") für sich: Lukin`s (was auch immer das sein mag - ein Kiosk, eine Kneipe, ein Laden...). Er bricht dort ein. Nachdem er vorher angeklopft und festgestellt hat, daß niemand da ist (vielleicht bedeutet "knock the door" auch, daß er die Tür aufbricht).
Er öffnet den Kühlschrank und jetzt weiß er wieder, was das Leben wert ist. Er kann seinen Hunger stillen! Er findet auch einen Schlüssel (hier aber den von "Lukin`s") und beschließt, damit ein anderes Mal zurückzukehren ("return to find an open door"). Er verläßt diesen Ort.
Und nun bekommt er Schwierigkeiten! Ein "Freak" (offensichtlich eine Frau, vielleicht eine Prostituierte) beschuldigt ihn, sie vergewaltigt und einen Sohn gezeugt zu haben.
Er findet seine eigene Frau (wo findet man denn bitteschön auf der Straße seine Frau???!!!), "this day`s work`s never done". Letzteres kann entweder bedeuten, daß seine Frau mit ihrer Arbeit noch nicht fertig ist (also sie auch eine Prostituierte und er ein Zuhälter ist?). Oder daß ihn diese Vergewaltigung nicht mehr losläßt, immer verfolgt, niemals endet.
Er ruft die Polizei (was nur ein scheinbarer Widerspruch zu seinem eigenen Werdegang darstellt, seine Hände bleiben so sauber), um den "Freak" loszuwerden. Vielleicht ist er auch ein mächtiger Krimineller, der die Polizisten schmiert. Das letzte was er hört, ist, daß sich dieser Freak eine Waffe besorgt hat. Wo hört man denn sowas? In welchen Kreisen gibt es derlei Informationsfluß? Von der Polizei wohl kaum.
Das Ende ist offen. Gewalt erzeugt Gegengewalt! Hier könnte man Fragen nach der Intention von "Lukin" anschließen...

Aber das schaffe ich nicht mehr. Ich brauche eine Pause! Nun könnt ihr euch darauf (und auf mich!?) stürzen...  ;D
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Hajü

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Antwort #17 am: 08. Juli 2004 um 17:54
Nicht schlecht, @mindcrime!!! :D
alles habe ich wie immer beim ersten Lesen noch nicht fassen können. Muss auch gleich Schluss machen für heute.
Mit Deiner Einschätzung des Milieus in dem Song bin ich völlig einverstanden. Dog - Underdog. Also: Ich tendiere echt nicht zu der Version, dass es um Eddie und den Trubel um seine Person geht. Hier flucht ein anderer. (Das ist eben die Frage - und welche Funktion hat die dog-Zeile, wenn es um den Muskier geht?)
Beruhigend, was Du unter "Daughter" geschrieben hast. :D ;D

Zum Rest morgen.

H.
« Letzte Änderung: 09. Juli 2004 um 19:49 von Hajü »


Hajü

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Antwort #18 am: 08. Juli 2004 um 18:32
@mindcrime: Der Übersetzung, die Du von der "some fucking freak"-Zeile implizit gegeben hat, stimme ich zu. Ich bin garnicht drauf gekommen, dass hier mit freak eine Frau gemeint sein könnte. Dann wäre für mich die Story so: Er hat diese Frau vergewaltigt - noch mit der erwähnten Zeile streitet er´s ab - und die hat aus Rache seine Ehefrau erschossen. Denke an die letzte Zeile, wo von der Schusswaffe die Rede ist. Und er begegnet der Täterin vor dem Haus? Wenn er nicht kriminell im Sinne der Eigentumsdelikte ist, ein Vergewaltiger ist er. Und dies: "this day's work's never done" passt zu dem Stil, mit dem er sich und uns, und die Cops über sich und sein Milieu verständigt. Eine Floskel....
Bei dieser Kühlschrank-Geschichte hatte ich die ganze Zeit Alkohol vor Augen. Verhält er sich nicht wie ein Süchtiger? Das mit dem Schlüssel habe ich so verstanden: Er hatte ihn eigentlich bei sich. Ich meine sowas wie in Freuds Psychopathologie des Alltagslebens. Vergreifen, Versprecher, Vergessen ... So bahnen das Unbewusste und die Triebe, das Verdrängte --- in diesem Fall die Gewalttätigkeit  (und der Durst?) sich ihren Weg. Er erscheint somit als ein aggressiver Getriebener. Das passt auch zur Ziellosigkeit mit der er losmarschiert, mit der er dann in der Kneipe landet. Weil er in die Kneipe muss, hat er diese Sinneseindrücke von den Menschen am Supermarkt. Aber das steht noch auf zu dünnen Füssen. Die Charakerzeichnung sollten wir uns noch mal angucken. Ist doch ganz schön trickreich gemacht. Er selbst spricht und keine allwissende Instanz referiert irgendwie wertend über ihn...  Nur Personales Erzählen findet statt. Es wird nur aus der Perspektive dieses Ich berichtet - und trotzdem .....

Er ist der Täter, klar, aber schwach. Es ist das Milieu, das ihn lenkt. (Text!!) Some fucking freak erscheint als das Opfer, das Selbstjustiz macht.... Wirkt dieser Kerl nicht eigentlich wie eine "wandelnde Zeitbombe"?
So gesehen hat der Song ganz schön viel Ähnlichkeiten mit "Do The Evolution". Dasselbe Darstellungsverfahren. In DTE nicht so zeitdeckend erzählt, angewendet.

Also doch nicht eine simple Geschichte, die nur für Drive und Musik da ist. Der Text steht zumindest gleichwertig neben der Musik. ;D Dass es sich um eine Parodie handeln könnte, scheidet somit auch aus. Literarische Bezüge mag es aber geben.

Aber jetzt ist erst mal Schluss.

So: Das ist jetzt die Täter-These: Dass es im Text um Gewalttat geht. Die Form des Songs schien das auch zu stützen. Im Folgenden wurde von mir noch versucht, an Hand des Handelns des Erzählers - aus desssen Perspektive berichet - diesen zu charakterisieren. Unter anderem fand ich zunächst, dass das Reiz-Reaktionsschema bei der Darstellung von Handeln bestimmend war. Und so erschien mir dieses Ich als durch die Strassen getrieben, aber auch von seinen Trieben und vielleicht Sucht. Dann habe ich nochmal abstrahiert: Dieser Mensch werde durch das Milieu determiniert. - auch zu nächsten Untaten. Auch natürlich von seinem inneren Milieu.

Das Folgende lösche ich jetzt einfach, lasse nur den heutigen Beitrag stehen. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit: Ulysses und ein Tag im Leben des Helden dieses Songs. Würde auch diese Banalitäten erklären, dies Berichten aus der Ichperspektive ohne eine reflektierende oder kommentierende Instanz beim Erzählen. Den Plot des Textes finde ich allerdings ziemlich banal. Schreibverfahren steht im Vordergrund. Es handelt sich um Alltag - na ja um Alltag des vom Hype um seine Person gestressten Musikers. - Ich empfinde den Plot hier als nebensächlich, aldiweil das ja schon Gegenstand anderer Texte war. Der Schwerpunkt liegt also auf dem Schreibverfahren???
Wenn ich mich recht erinnern kann, beginnt Blooms Tag mit Zeitungslektüre beim Toilettengang, während er abführt..., während hier einer die Nase in den Kühlschrank steckt. Ich meine natürlich nicht zur selben Zeit.
Der Eindruck, dies Ich wird durch die Strassen getrieben hängt dann natürlich damit zusammen, dass er sich quasi bedroht fühlt - und (für den Abend) kein zu Hause hat, nachdem der Schlüssel zu seinem privaten Refugium nicht auffindbar ist. Diese Öffentlichkeit wirkt schon bedrohlich.
Aber lassen wir das erst mal.

Hajü
« Letzte Änderung: 09. Juli 2004 um 20:37 von Hajü »


el_duderino

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Antwort #19 am: 08. Juli 2004 um 19:50
@ hajü, wegen einem möglichen musikalischen zitat:

IMO klingt das ganze ein wenig nach motörhead, zumindest die strophen. der refrain(besonders live) hat dann irgendwie etwas leicht hymnenhaftes. so viel dazu

zur textinterpretation:

war anfangs recht überzeugt von satans version, nur habt ihr natürlich wieder ganze neue möglichkeiten angerissen. wollte nur sagen, dass es sich bei lukin um matt lukin(bassist von den melvins) handelt. da bin ich mir ziemlich sicher, dass mal gelesen zu haben. wieso der aber so offen erwähnt wird, ist mir ein rätsel. was vor allem untypisch ist, ist dieses genaue aufzählen(eben auch von diversen nichtigkeiten), was IMO absolut untypisch für eddie ist. aber ich lass euch einfach mal machen  8)


bluemoon

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Antwort #20 am: 09. Juli 2004 um 10:45
Ich wäre nie ihm Leben darauf gekommen das die Hauptperson in diesem Stück der Täter ist.Auf was für Sachen ihr auch kommt.Wahrscheinlich ist mein Englisch doch zu schlecht. :P
Mission einer Interpretation daher wieder mal misslungen ,aber dafür konnte ich diesen Forumsbereich aus seinem Dornröschenschlaf erwecken. ;D
Das ist doch schon mal ein Anfang.


Offline SatanClaus

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Antwort #21 am: 09. Juli 2004 um 11:19
Noch mal zum Thema Matt Lukin....
...wie schon gesagt habe ich die folgende Interpretation am einleuchtensten gefunden, zumal die Sache mit dem Songtitel doch sehr interessant erklärt ist...

This is basically a true story about a day in the life of Eddie Vedder. Eddie was locked out of house etc. (As the lyrics go) He then makes a reference to people staring at him which I'm sure is simply attributed to fame at the time which probably made it hard to go in public sometimes.

Then he makes reference to Matt Lukin's (from Mudhoney) place and in particular his refrigerator which apparently Eddie really likes. I think it was on the Checkpoint Charlie concert that eddie says "This song was almost called 'Can't Find a Better Kitchen' " or words to that effect.

As for the rest of it, I believe the part about being confronted by 'the freak' is also true.

--Shawn Sansom
(Quelle: http://www.theskyiscrape.com/  

“People think common sense is common - but it's not.” (Don Cherry)


Hajü

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Antwort #22 am: 09. Juli 2004 um 12:39
Noch mal zum Thema Matt Lukin....
...wie schon gesagt habe ich die folgende Interpretation am einleuchtensten gefunden, zumal die Sache mit dem Songtitel doch sehr interessant erklärt ist...

This is basically a true story about a day in the life of Eddie Vedder. Eddie was locked out of house etc. (As the lyrics go) He then makes a reference to people staring at him which I'm sure is simply attributed to fame at the time which probably made it hard to go in public sometimes.

Then he makes reference to Matt Lukin's (from Mudhoney) place and in particular his refrigerator which apparently Eddie really likes. I think it was on the Checkpoint Charlie concert that eddie says "This song was almost called 'Can't Find a Better Kitchen' " or words to that effect.

As for the rest of it, I believe the part about being confronted by 'the freak' is also true.

--Shawn Sansom
(Quelle: http://www.theskyiscrape.com/  



Tja, dann weiss ich auch nicht. werd das oben mal wieder löschen. Steht wohl zu sehr auf tönernen Füssen. Schäm... :-[

Dann ist der fluchende Erzähler also der Rockmusiker Eddie, der Stress mit dem Ruhm hat, und damit, sich nicht mehr ungestört in der Öffentlichkeit bewegen zu können. Vor seinem Haus begegnet er also einem völlig verrückten weiblichen Fan, die er von der Polizei entfernen lässt, nachdem er ins Haus konnte, wo er seine Frau trifft. Die hat ihm wahrscheinlich die Tür aufgemacht. Wie auch immer.
Für diese Version, Deutung spricht natürlich die Sache mit dem Kühlschrank. Es ist also ein bisschen scherzhaft, von At Lukin´s zu sprichen. Doppeldeutig an der Stelle. Dieser Freund? mit dem wohlgefüllten Kühlschrank, wird hier ein bisschen - wie heisst es so schön - gefotzelt. Der Erzähler scheint da so zu Hause zu sein, dass er einfach den Kühlschrank öffnet. Der Anblick versöhnt ihn kurzfristig mit der Welt.
Das Gefluche ist somit zum Teil auch von der recht heftigen Musik bestimmt. (Aggressive Rockmusik).

Dann hätte der Text ungefähr die Wertigkeit und Funktion, die der Text in Red House hat. Tja, erinnert dann an "Smoke On The Water" von Deep Purple. Ist auch so ein Geschichtchen - von On Tour. Na - es müssen ja nicht immer die hochdramatischen Plots sein. Es könnte schon sein, das hier - auch im Fluchen - und in diesem Getrieben sein auch Angst mitklingt vor einem Leben als öffentliche Person. Das Verhalten des Freaks hat auch etwas von "Stalking" (Modewort).
Na, ich hoffe immerhin, oben keine Übersetzungsfehler gemacht zu haben. Wäre auch noch nicht mal ausgeschlossen. Wollte sowieso erst mal ein bisschen in "Klausur" gehen und "Lesen, Lesen, Lesen". ;D - und hören und die Videos gucken...

"a day in the life of Eddie Vedder" ist also das Schlüsselwort. Was ich über die Erzählfunktion geschrieben habe, personales - zeitdeckendes Erzählen bleibt allerdings wahr. Joyce-Anklänge. Ulysses schildert "einen Tag im Leben des Annoncenakquisiteurs Leopold Bloom" - aber lassen wir das erst mal.

people stare like i'm a dog

wäre dann also Beleg für die Problematik, öffentliche Person zu sein. Er hat das Gefühl, Objekt zu sein. Er wird distanzlos beguckt. Fühlt sich wie ein (under)dog. Am Supermarkt kann er nicht bleiben... Das Nähe-Distanz-Problem des Stars und mit dem Star. Das Publikum fühlt sich auf Du und Du....

Was ist das eigentlich für eine Interpretation? Von wem - und .....

H.
« Letzte Änderung: 09. Juli 2004 um 13:42 von Hajü »


Hajü

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Antwort #23 am: 09. Juli 2004 um 20:42
Das wäre natürlich der absolute Gag - und wenn das noch Absicht war - dass beide Interpretationen möglich sind. Aber eigentlich wirklich ausgeschlossen.
Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt motiviert, ein bisschen an meinen "Background" zu arbeiten.
H.
« Letzte Änderung: 09. Juli 2004 um 20:44 von Hajü »


bluemoon

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Antwort #24 am: 09. Juli 2004 um 23:54
Warum sollten denn nicht beide Interpretationen möglich sein? Das beweist doch die Vielschichtigkeit des Textes.Ich finde deine Überlegungen auch sehr interessant.Bitte nicht löschen.(hoffentlich kommt dieser Aufruf nicht zu spät-löschen gilt nicht)


Hajü

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Antwort #25 am: 10. Juli 2004 um 08:55
Warum sollten denn nicht beide Interpretationen möglich sein? Das beweist doch die Vielschichtigkeit des Textes.Ich finde deine Überlegungen auch sehr interessant.Bitte nicht löschen.(hoffentlich kommt dieser Aufruf nicht zu spät-löschen gilt nicht)

Interpretieren hat schon ziemlich viel mit Intuition zu tun. Ich glaube, selbst wenn man besondere Methoden einsetzen würde, wie bestimmte Arten der Textanalyse, oder wie den sozialgeschichtlichen Ansatz - und und und, kommt man ohne nicht aus. Das liegt an dem Gegenstand. Hier bei den hochgradig komprimierten Texten ist das noch besonders.... Manchmal hilft "drüber Schlafen". Oft aber fügt sich das, worüber man vorher gerätselt hat, ganz plötzlich zusammen.

Ich hatte heute Nacht wieder mal - bei der Wäsche - Gelegenheit, drüber nachzudenken. Und: in dem oben Geschriebeen ist noch ein Irrtum. Es ist eigentlich ganz offensichtlich, dass das kein Lied in dem Sinne sein kann, für das ich den Hendrix-Song oben als Beispiel angeführt habe. Dieser Song hat Bedeutung und Inhalt. Es geht nicht nur um Erzählen und Musik. Denn der Schlüssel zu dem Song steckt in der letzten Zeile:

"the last i heard the freak was purchasing a fucking gun"

Also, so banal und so alltäglich nebensächlich ist das alles garnicht. Der Erzähler, das Ich ist einer gefährlichen Situation nur knapp entkommen. Er begegnete einem weiblichen Fan, einer, die komplett verrückt ist, einer potentiell gewalttätigen Stalkerin.
Ist das jetzt Schilderung, Darstellung des Alltags? Wenn, dann ist das Haus, in das der Sprecher hinein möchte, auch bedroht, dann gibt es bald nichts Privates mehr für ihn.

Die Stalkerin behauptet, das Ich, der Erzähler hätte sie vergewaltigt und ein Kind dabei gezeugt.

Nun können wir uns fragen, wie es um das Leben dieser Person bestellt ist, die eine Person der Öffentlichkeit - und das ist der "Star" ja eigentlich für sie - zu ihrem Liebesobjekt, bzw. in diesem Falle zum Vater ihres Kindes und zum Vergewaltiger erklärt. Die hat komplett den Kontakt zur Realität verloren, ist absolut distanzlos, ist völlig verrückt. Da muss Vereinsamung dahinter stecken. Wahrscheinlich gehört ein verbreitetes Phänomen, dass z. B. Personal von Fernsehserien zu Ersatzfreunden werden, zum selben Formenkreis. Oder wie kommt es, dass Gefühle aus zweiter Hand wie in Sendungen wie "Nur die Liebe zählt", Menschen regelrecht abhängig nach einer regelmässigen Gefühlsdosis und Kleenextüchern machen können. ... Wahrscheinlich sind das Folgen des modernen grosstädtischen Lebens. USW. Hier ist der Text also sogar gesellschaftskritisch. Ich führ das hier nicht weiter aus.

Wie soll man die Begegnung mit der Menge am Supermarkt deuten? Ist das nicht dasselbe Phänomen, das sich in distanzlosem Anstarren äussert, oder hat das Ich schon solche Angst vor diesem Phänomen entwickelt, dass die Wahrnehmung einfärbt wird?

Mir ist auch noch nicht so ganz klar, in welchem Verhältnis das Präteritum der Schlusszeile zu dem Erzählen im Present Tense des restlichen Textes steht. Ist das darüber Erinnerung, ein Film der abläuft? Oder müssen wir uns einen Zeitsprung denken vor der letzten Zeile oder??.... Die Frage ist wichtig für die Erklärung der Wut, die aus den Flüchen spricht. Ja, ist es Wut???

Ja - und dann erscheint in dem Text das Haus, das Leben im Haus mit der Frau, das Private an sich bedroht. Dabei spielt die Schlüsselsymbolik eine Rolle.

Also: Ich würd am liebsten mit der Interpretation noch mal von vorne anfangen. Und dann auch mehr Textarbeit machen.

Das, was vorher hier stand, habe ich mir kopiert. An die Version - Ehefrau tot, von Vergewaltigungsopfer aus Rache getötet, kann ich nicht mehr glauben. Sicherlich weiss ich, dass man aus manchen Texten komplett verschiedene Geschichten herauslesen kann. Ich glaube aber nicht, dass das hier beabsichtigt wurde. Absichtlich macht(e) z. B. Wagner das. Wagner verstand es wie kein zweiter, verschiedene Bedeutungsebenen anzulegen, mit der auch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen wurden. Führe ich jetzt nicht aus. Also: Ich glaube nicht, dass der Autor intendiert hatte, einerseits eine Art Kriminalgeschichte zu machen, andererseits eine Art autobiographisches Phänomen mit Gesellschaftskritik zu "liefern".  (Das wäre natürlich was ganz schön Spielerisches, Maniristisches.) Also: ich nehme nochmal Abstand von meiner ersten Interpretation des Textes.

Ich mache ich die Analyse nächste Woche noch mal. Ja - und dann können wir auch die Frage des Stils des Textes zu klären versuchen, warum er z. T. einen von den anderen Texten abweichenden Eindruck macht. Das heisst natürlich, dass meine oben stehenden noch/doch ziemlich im Dunkeln tappenden Beiträge von mir so ziemlich entfernt werden werden. ;D

so long

H.

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« Letzte Änderung: 10. Juli 2004 um 09:26 von Hajü »


Offline SatanClaus

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Antwort #26 am: 10. Juli 2004 um 11:05
Respekt...ich wünschte, ich hätte auch öfters mal so einen Schreibfluss...dann hätt ich meine Studienarbeit rubbeldikatz fertig... ::) ;)
“People think common sense is common - but it's not.” (Don Cherry)


Hajü

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Antwort #27 am: 10. Juli 2004 um 19:53
Respekt...ich wünschte, ich hätte auch öfters mal so einen Schreibfluss...dann hätt ich meine Studienarbeit rubbeldikatz fertig... ::) ;)

Was hast Du denn für´n Thema? Examensarbeit?

Ein bisschen kommts dabei natürlich auf den Gehalt an. ;D

Würd trotzdem gerne erst mal an dieser Schnur für Sirenen und Blaulicht ziehen.

H.
« Letzte Änderung: 10. Juli 2004 um 19:54 von Hajü »


Hajü

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Antwort #28 am: 10. Juli 2004 um 19:56
Mission einer Interpretation daher wieder mal misslungen ,aber dafür konnte ich diesen Forumsbereich aus seinem Dornröschenschlaf erwecken. ;D
Das ist doch schon mal ein Anfang.

Mission einer Interpretation - ist hoffentlich trotzdem immer noch gegeben. :D

H.
« Letzte Änderung: 10. Juli 2004 um 19:57 von Hajü »


Offline SatanClaus

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Antwort #29 am: 10. Juli 2004 um 20:07
Respekt...ich wünschte, ich hätte auch öfters mal so einen Schreibfluss...dann hätt ich meine Studienarbeit rubbeldikatz fertig... ::) ;)

Was hast Du denn für´n Thema? Examensarbeit?

Ein bisschen kommts dabei natürlich auf den Gehalt an. ;D

Würd trotzdem gerne erst mal an dieser Schnur für Sirenen und Blaulicht ziehen.

H.

Es ist die erste von zwei Studienarbeiten, sozusagen das Aufwärmen für die Diplomarbeit...Thema: "Sicherheitsaudit in der Straßenplanung" Soll sozusagen 3 Knotenpunkte auf verkehrssicherheitsrelevante Planungsmängel hin untersuchen...
Muß mich langsam ranhalten, sonst komme ich noch in den Genuss von Studiengebühren... ::)
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