Jetzt mal abgesehen davon, dass sich Pearl Jam immer sehr über ihre Haltung definiert haben und das ganz stark in ihre Musik eingeflossen ist
Das ist doch meiner Meinung nach der entscheidende Punkt, weswegen ich es auch nicht so ganz nachvollziehen kann, wenn hier manche sagen, es geht ihnen "nur" um die Musik.
Die Musik, insbesondere die ersten Alben, steht doch nicht zusammenhangslos im Raum, sondern entstand explizit aus einer gewissen Weltsicht und Grundhaltung dem Leben gegenüber. Es gab doch nicht die "Politik" der Band einerseits, die harmlose, unprovokative, keine Aussage beinhaltende Musik andererseits. Selbst Lieder wie Betterman haben doch noch eine sozialkritische Komponente.
Was gefällt einem denn an der Musik, wenn all das wegfällt? Nur die Melodien und die Stimme des Sängers?
Ich muss ehrlich sagen, daß gerade Pearl Jam für mich immer ein Beispiel dafür war, wie Musik und "Gesinnung" eine Symbiose eingehen können, und verstehe auch ernsthaft nicht, wie man zB als erzkonservativer Teaparty-Activist Pearl Jam lieben kann, weil die Band immerhin auch heute noch gewisse politische Aussagen tätigt und (sogar sehr viel expliziter als früher) auch in ihren Songs propagiert.
Aber es geht für mich weniger um solche konkreten Inhalte, sondern vielmehr um die Grundstimmung bei Pearl Jam, die sich für mich immer als ein Sich-Nicht-Anfreunden-Wollen mit den Verhältnissen in verschiedensten Formen gezeigt hat.
Wenn nun die Band durch ihr Verhalten klarmacht, daß ihr solche Ansichten zumindest fremder sind als früher, daß sie sozusagen ihren Frieden mit der Welt gemacht haben, dann greift das für mich auch die Glaubwürdigkeit der auf der Bühne gespielten Songs an, die ja die selben geblieben sind. Das hat dann schon fast was nostalgisches, und das sollte PJ nun wirklich nie werden - und das sage ich als ziemlich junger Fan der Band.
ps:
Natürlich werde ich Berlin unglaublich genießen, aber ein leichter Beigeschmack bleibt...