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Bu$hleaguer

Hajü

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Antwort #60 am: 24. März 2004 um 20:38
Nun kann ich doch wieder meinen Mund noch nicht halten. Nur dies noch. Gottlieb bereitete damals den Krieg als Duell, durchaus fairen Wettkampf zweier Präsidenten auf. Vielmehr eines Präsidenten und eines Diktators. Folgte wahrscheinlich nur der amerikanischen Vorgabe. Kohl wollte den Rücken frei haben für seine aussenpolitischen Manöver. Gegen Deutschland wurde eine Kampagne gefahren - Deutschland liefert Firmen, die Rüstungsgüter herstellen können. Da war Möllemann involviert. Hätte dem Export schaden können Gottlieb zog jedenfalls den Krieg als Boxkampf auf. Personalisierung heisst das Konzept. So ist das eben - für jedes Anliegen lässt sich hier der passende Halunke finden. Ach ja, Deutschland, der neue Riese in Europa musste ja auch militärisch einer neuen Rolle zugeführt werden. Ist jetzt alles kein Thema mehr.

Soviel zum Thema

blackout weaves its way through the city

Ich denke, das ist damit gemeint.

H.

Gast


Hajü

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Antwort #61 am: 25. März 2004 um 17:15
Ich will nicht so tun, als ob ich immer an solche Sachen denke. Das ist garnicht möglich. Führt einem ja noch insbesondere die eigene Ohnmacht vor Augen. Also beginnt man es zu ignorieren, vor allen Dingen, wenn es schon lange so läuft, dass man unzufrieden ist. Wichtig ist die private Enclave. Aber die ist durchaus affirmativ.

Hat wohl etwas damit zu tun, in welchem Verhältnis privat und Öffentlichkeit in diesem System heute stehen.

aber blackout ist es doch. Ich nehme an, der Song meint im engeren Sinne damit den Wahlbetrug Bushs, aber auch das ist schnell aus den Schlagzeilen - und alles arrangiert sich damit.

H.



Hajü

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Antwort #62 am: 25. März 2004 um 17:47
Die Baseball-Metapher steht nicht zufällig in dem Text. Bush war zu Anfang Eigner - oder sonstwas einer Baseball-Mannschaft. Das war sein erstes Business.

H.


Hajü

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Antwort #63 am: 09. April 2004 um 09:34
Kann ein Kollektiv ein Trauma haben? Peter Scholl-Latour hat schon vor längerer Zeit die Unterschiede der Lage in Irak zu der in Vietnam herausgestellt. Aber Ted Kennedy behauptet jetzt, Irak sei George Bushs Vietnam.

Das Trauma-Scenarium ist gegeben. Es kann so kommen:
Amerika auf Jahre und Jahrzehnte im Irak gebunden? Oder will man Irak in Schutt und Asche versinken lassen?

Hajü


Hajü

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Antwort #64 am: 11. Mai 2004 um 11:29
Thinktank

Wer hat sich die Methoden ausgedacht, die amerikanische - und auch englische Militärs - angeblich Militärpolizisten im Irak angewendet haben? Fotos sind ja jetzt überall zu sehen. Dort posiert man - und frau wie fürs Fotoalbum. Eine angeblich 21 jährige Soldatin hat wie eine Domina einen nackten, über den Boden kriechenden Iraker an der Leine. Einzelfälle, Entgleisungen? Einer von den Soldaten hat schriftliche Anweisung gefordert, wie denn die Gefangenen auf die Verhöre vorzubeiten seien. Die kam natürlich nicht. Bei den anderen jetzt auffällig Gewordenen hat geringes Lob schon gereicht. (übererfüllen?)

Die Fotos auf CD sind angeblich unter den Kameraden verteilt worden.

Gut, man hat Weapons Of Mass Destruction und Saddam gesucht. (So sprechen Barbaren). Oder es gab in den Köpfen eine Verbindung zwischen dem einstürzenden World Trade Center und dem Irak. Dementiert hat man das nie deutlich. Der Irakkrieg war auch Bestandteil des Kampfes (Krieges) gegen den Terrorismus. (Und das glaube ich zutiefst: Das verläuft gleichsam dialektisch. Der Krieg gegen den Terrorismus treibt den Terrorismus auch (erst?) mal hervor)

Andererseits hat man den Krieg auch legitimiert damit, dass man die Demokratie und die Menschenrechte bringen wollte. Und dann das?

Es hat allerdings Todesfälle gegeben. Und man sieht Fotos, auf denen der Gewehrkolben auf die Geschlechtsteile zielt, man sieht auch unter einem der Säcke, die einer über dem Kopf trägt, ein Blutrinnsal. Und ein Schuh ist auch noch im Bild.


Aber so simpel ist das alles nicht: Vielleicht war das doch alles in den Köpfen derer, die es gemacht haben, die humanste Lösung. Einen Gefangenen sieht man mit einer Damenunterhose über dem Kopf. Andere müssen auf das Obszönste posieren. Und dann guckt ihnen noch eine Frau dabei zu. Wahrscheinlich deren Hauptfunktion diesem Erniedrigungsprozess. Jemanden brechen, wird das wohl genannt. Ja. hier hat man wieder mal auf das Pragmatischste kulturelle Gegebenheiten ausgenutzt, um seine Ziele zu erreichen. Es hat funktioniert. Der Geheimdienst lobte, wie kooperativ die Gefangenen waren.

Wie gesagt: möglicherweise vergleichsweise human. Sonst hätte man zu physisch härteren Mitteln gegriffen. Dass die Amerikaner in Vietnam gefoltert haben, oder haben foltern lassen, ist doch bekannt, kann man doch nicht vergessen haben.

Aber trotzdem glaube ich, konnten man (die Planer) nicht ermessen, was man denen damit antat. Und das ist die Dummheit aus dem Thinktank. Die Fragestellung war und ist doch wohl: Wie bekomme ich Informationen Und letztlich ist die offene Frage: wie stelle ich die Ruhe, Stabilität endlich her. Aber das war wirklich sehr dumm, oder einfach nur eine Konsequenz dieses Krieges. Das läuft ja wie auf Schienen. Denn mit Krieg kann man keinen Frieden herstellen. Auch wenn Deutschland immer als Beispiel herhalten muss. Bei diesem Golfkrieg wurde den hieraus gewonnenen Analogien  allerdings vehementer widersprochen. Seit den 90er Jahren behauptet man, dass man mit dem Frieden mit militärischen Mitteln bringen könne und manchmal müsse. Krieg als Fortsetzung der Diplomatie usw. (Eingreiftruppen hin und her, wenn sie wenigstens strategisch argumentieren würden....)

Oder man kann es so "interpretieren": Es ist, was Amerika anbetrifft, dieses bornierte Verhalten, das aus der Illusion folgt, im schon auf Erden erreichten Paradies zu leben.

Auch die Briten entsprechen wohl doch nicht der Schilderung Scholl Latours. Die Kreuzritter haben ihr Gesciht verloren. Oder zeigen ihr wahres Gesicht? >:(

Und dann dies: Man macht diesen kleinen "Lichtern", die dachten, sie würden das machen, was von ihnen erwartet wurde - taten sie ja auch - jetzt den Prozess. Pech gehabt, (mit zuviel Ehrgeiz?) zwischen die Mühlsteine geraten.
Anstelle der Fortführung der Interpretation.

H.
« Letzte Änderung: 11. Mai 2004 um 13:01 von Hajü »


Offline Steffen

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Antwort #65 am: 11. Mai 2004 um 16:11
Sehr guter Beitrag!

Finde auch dieses Entsetzen v.a. in den USA über die Vorfälle unglaublich heuchlerisch.
Was wird denn da erwartet? Zuerst werden den Leuten Bomben auf die Dächer geschmissen, und dann wird Kirschkuchen zusammen gegessen?
Unglaubliche Naivität...

Irak-Krieg ein Krieg gegen den Terror? So wurde es verkauft...tatsächlich hat dieser Krieg nur unglaubliche Ressourcen von einem wahren Krieg gegen den Terror (wenn es das überhaupt geben kann) abgezogen, und wie Du auch schreibst, weitere Aggressionen hervorgerufen.
« Letzte Änderung: 11. Mai 2004 um 16:12 von Steffen »


Hajü

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Antwort #66 am: 12. Mai 2004 um 00:01
Sehr guter Beitrag!

Irak-Krieg ein Krieg gegen den Terror? So wurde es verkauft...tatsächlich hat dieser Krieg nur unglaubliche Ressourcen von einem wahren Krieg gegen den Terror (wenn es das überhaupt geben kann) abgezogen, und wie Du auch schreibst, weitere Aggressionen hervorgerufen.

Ich will hier keine Debatte lostreten. Gehört hier nicht hin.
Sehr gut, das lassen wir mal dahingestellt. Darum geht es garnicht. Ich frage mich, was die Ressourcen gegen den Terror sein könnten. Militärische?

Mindcrime hat es an anderer Stelle hier formuliert. Könnte eine der Hauptursachen sein. Amerika i.e. "Fucking George" leckt Sharon den Hintern....Widerliche... "Speichelleckerei...." Wird sonst in Deutschland in der Regel nicht laut gesagt. Hier müsste erst mal eine Lösung gefunden werden. Und zwar so, dass nicht immer die eine Seite sich als die ewig zu kurz Gekommene vorkommen muss. Ist das denn nicht Mord, wenn der Befehl gegeben wird, Palästinenserführer von den Dächern zu schiessen, zu liquidieren? Einfach Kriminell? Was ist da mit Völkerrecht? Das wird mit einer Mischung aus "Auge um Auge" und präventivem Vorgehen "verkauft". Dass man damit die Gewalt auch provoziert, wird nicht thematisiert.
Das ist nur ein Aspekt.

Arundhati Roy hat in ihrer Stellungnahme zu den Folterungen einfach den Abzug der Amerikaner aus dem Irak gefordert. Wäre da nicht ein Bürgerkrieg der allerschlimmsten Art vorprogrammiert?

Jetzt dreht die Gewaltspirale sich weiter. Ein Amerikaner vor laufender Kamera geköpft. (Somalia endete, als tote Amerikaner durch die Strassen geschleift wurden.) Alles ungeheurerlich!!!!

H.
« Letzte Änderung: 12. Mai 2004 um 00:41 von Hajü »


Offline Steffen

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Antwort #67 am: 12. Mai 2004 um 06:17
Lese von Arundhati Roy gerade "Politik der Macht", wo gibts den Artikel von dem Du schreibst?


Hajü

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Antwort #68 am: 12. Mai 2004 um 11:53
Lese von Arundhati Roy gerade "Politik der Macht", wo gibts den Artikel von dem Du schreibst?

War ein Zitat aus der Tagesschau. Das Filmchen scheint inzwischen entfernt zu sein, eine Stellungnahme zu den "Folterdokumenten". Eigentlich hat sie ja in Bombay quasi zum Krieg gegen die Besatzer aufgerufen. Am Irak entscheide sich das Schicksal der Dritten Welt. Aber ich will mir das - und das von Dir erwähnte Buch, das hier auch herumliegt, erst mal genauer angucken.

"Wenn wir gegen Imperialismus und Neoliberalismus sind, dann müssen wir nicht nur den Widerstand im Irak unterstützen; wir müssen selbst zum Widerstand im Irak werden." (Arundhati Roy, Mumbai 2004)

Vergl. http://www.nadeshda.org/foren/cl.regionen.irak/p1093s1108a20.html

Bei Google suchen. Führt auch direkt in Kontroversen in der "Friedensbewegung", bei den Globalisierungsgegnern.

Den Beitrag entferne ich wieder

H.


Offline Mindcrime

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Antwort #69 am: 13. Mai 2004 um 09:10
Ich will hier keine Debatte lostreten. Gehört hier nicht hin.
Sehr gut, das lassen wir mal dahingestellt. Darum geht es garnicht. Ich frage mich, was die Ressourcen gegen den Terror sein könnten. Militärische?

Militärische nicht, nein (und nochmals nein)! Gewalt bedingt Gegengewalt und setzt eine Spirale in Gang, die irgendwann nicht mehr (oder nur sehr schwer) wieder zu stoppen ist (was wir seit Jahrzehnten in wachsender Intensität in Israel und jetzt auch im Irak erleben). Was hatte Bush denn erwartet mit seinem Gerede vom befreiten und demokratisierten Irak? Sorry, aber erst muß ich euch ein paar Bomben auf den Kopf schmeißen, aber dann zeige ich euch, was Demokratie bedeutet, auf daß ihr alle glücklicher seid als vorher? Was für eine hirnverbrannte Logik!  >:( Die Ressource wäre (gewesen), Israel in seine (seit Jahren eindeutig festgelegten und immer wieder mißachteten) Schranken zu weisen. Dann den Palästinensern und der "arabischen Welt" eine neue Perspektive zu geben. Aber nicht eine von "George`s Gnaden", sondern eine die hilft, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und soziale Armut zu bekämpfen. Damit es nicht das höchste Ziel eines 16jährigen sein muß, mit einem Bombengürtel um die Hüfte als Märtyrer zu sterben. Das ganze Geld, das die Amerikaner sinnlos in der Welt verballern, hätte hier weitaus mehr bewirken können (für alle Beteiligten), weil es dem Terror gewaltlos die Basis entzogen hätte (natürlich nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht)!

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Hajü

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Antwort #70 am: 13. Mai 2004 um 10:32
Ich will hier keine Debatte lostreten. Gehört hier nicht hin.
Sehr gut, das lassen wir mal dahingestellt. Darum geht es garnicht. Ich frage mich, was die Ressourcen gegen den Terror sein könnten. Militärische?

Militärische nicht, nein (und nochmals nein)! Gewalt bedingt Gegengewalt und setzt eine Spirale in Gang, die irgendwann nicht mehr (oder nur sehr schwer) wieder zu stoppen ist (was wir seit Jahrzehnten in wachsender Intensität in Israel und jetzt auch im Irak erleben). Was hatte Bush denn erwartet mit seinem Gerede vom befreiten und demokratisierten Irak? Sorry, aber erst muß ich euch ein paar Bomben auf den Kopf schmeißen, aber dann zeige ich euch, was Demokratie bedeutet, auf daß ihr alle glücklicher seid als vorher? Was für eine hirnverbrannte Logik!  


unterschreibe ich alles voll. (auch das aus dem Zitat Herausgenommene). Vielleicht sind die Erwartungen - als geliebte Befreier begrüsst zu werden - eben die Konsequenz dieser Analogien, in denen S. Hussein mit ***** ***** verglichen wird. Was erst als Legitimationsstrategie, als Propaganda beginnt, verselbständigt sich dann. Aus der Geschichte gelernt - aber leider das Falsche.
Schon fast vor dem Krieg wurde das Wort Wiederaufbau gebraucht. Pervers.


Was ich auch nicht verstehen kann: Die Opferzahlen aus dem 2. Golfkrieg (auf Irakischer Seite) sind nie so richtig bekannt geworden. Beide Seiten hatten kein Interesse daran. Sie sollen damals aber um ein Vielfaches höher sein als die des letzen Krieges. ?  Auch angesichts des martialischen Auftetens der USA in diesem Krieg kann da was nicht stimmen. Die Infrastruktur wollte man doch schonend behandeln. -

Das war klar, dass nach dem 11. September Krieg kommen würde. Die Afghanistan-Argumente waren hauchdünn.
Aber inzwischen weiss man auch, dass die Pläne für den letzten Golfkrieg schon vor diesem Datum fertig waren.

Und das ist doch auch so ein alter Mythos: Ein amerikanischer Bürger wird an allen Orten in der Welt geschützt. "Ich bin Amerikaner", ist scheinbar ein Zauberwort. Wird auch immer wieder demonstriert. Und das ist eine neuralgische Stelle, daran kann die nötige Zustimmung zu allen Massnahmen in sich zusammen.
Ungeheuerlich alles.

Heute: Fischers Stellungnahme in USA.

Und doch noch: Wer hat Israel eigentlich erlaubt, sich atomar zu bewaffnen? Eine Gefahrenquelle ohne Gleichen. Absolut unnötog war das. Die USA stehen doch immer als Bündnispartner zur Verfügung.

Sicherlich ist "Bu$hleaguer" nicht "geknackt".

(Kommt auch wieder weg.)


H.
« Letzte Änderung: 14. Mai 2004 um 10:58 von Hajü »