Ein neues Pearl Jam Album.
Das Zwölfte.
Und es kribbelte vor dem ersten Hören immer noch fast so wie vor 30 Jahren.
Nach dem tollen Gigaton aber auch verbunden mit der stetigen Angst, die durch die eigene Diskographie selbst gelegte hohe Hürde nicht noch mal so elegant nehmen zu können wie der Eisberg.
Schließlich hat diese Band in den 90ern fünf zeitlose Rock Meisterwerke hintereinander abgeliefert, da ist die Fallhöhe nicht gerade klein.
Und was macht Dark Matter?
Es lacht Dir entspannt ins Gesicht und erfüllt die hohen Erwartungen scheinbar spielerisch.
Auch wenn ich das Album nach 4-maligem Hören noch nicht komplett fassen kann, bin ich zunächst schwer begeistert.
Das Teil ist ein Brett!
Das - wie von Eddie angekündigt - beste Album der Band ist es natürlich nicht.
Aber Dark Matter kann mit den Pearl Jam Alben der letzten 25 Jahre locker mithalten bzw. übertrifft die meisten davon spielerisch.
Es kämpft mit Binaural und Gigaton um den Platz hinter der ewigen Top 5.
Eine der großen Stärken des neuen Werks ist das hohe Grundniveau, welches keines der 11 Lieder unterschreitet. Anders als auf Gigaton (Buckle Up) gibt es hier keinen Füller bzw. Nervsong, die Skiptaste bleibt guten Gewissens unangetastet.
Wie bereits der Vorgänger und viele weitere PJ Alben startet auch Dark Matter mit Scared of Fear sofort leichtfüßig und direkt, ein rockiger Opener in bester Pearl Jam Manier.
React, Respond ist für meine Ohren sperriger, aber rockt ebenfalls ordentlich.
Wreckage ist gemacht für das US Radio, bester Country Rock mit schönen Tom Petty Einflüssen.
Dark Matter ist bekannt und eine würdige erste Single. Der Song bietet für die kommende Tour das vielleicht beste Feier-Potential aller neuen Songs. Ihm fehlt natürlich das Aufregende und Neue der ersten Gigaton Single, das war beim Titeltrack aber auch nie beabsichtigt.
Won't Tell haut mich in den Strophen aus den Socken, verdammt großartig. Der Refrain kann da leider nicht mithalten, ansonsten wäre es das Album-Highlight geworden.
Dieses folgt dann aber sofort mit Upper Hand. Von Anfang bis Ende ein toller, vielseitiger Song mit fantastischer Atmosphäre. Der Höhepunkt der neuen Platte.
Waiting For Stevie zeigt eindrucksvoll, dass man Wartezeit nicht vergeuden muss, sondern diese produktiv nutzen sollte. Bei überdurchschnittlich talentierten Musikern kommt dann halt mal eben so eine richtig gute Nummer wie diese hier raus. Wenn auch nicht der beste Song der Platte, trotzdem Respekt.
Mit Running zeigt die Band, dass man auch im besten Alter noch punkige Songs ohne Fremdschämfaktor raushauen kann. Das ist in den letzten beiden Jahrzehnten nicht immer gelungen. Vor allem die letzte Hälfte des Songs ist richtig cool.
Something Special gehört für mich zu den positiven Überraschungen des Albums.
Ein leichter Song im Stil der 60er (?) mit großem gute-Laune Potential. Die vielseitige und kreative Instrumentierung sorgt dafür, dass das Lied nicht ins Kitschige abrutscht. Ein richtig schönes Lied - nicht mehr und nicht weniger.
Got To Give benötigt noch ein paar Durchläufe. Bisher absolut solide, aber ich kann das vorletzte Lied der Platte noch nicht richtig greifen.
Setting Sun schließt das zwölfte Album im Stile vieler Pearl Jam Album-Closer.
Atmosphärisch, nachdenklich, traumhaft.
Ab Freitag gibt es das Ganze dann erst mal auf der eigenen Anlage bzw. mit gutem Kopfhörer.
Da geht die Entdeckungsreise dann weiter - ich freu mich schon drauf.
Bis hierhin:
8,5/10