TRINKLIED
Näher und näher die Nacht schon stapft:
Trinkt, bis der Seher sich selbst verzapft -
Stürzt das Faß!
Schaut, wie im Blute die Sonn' ersauft,
Weil sich die Gute nun wärmer tauft -
Hoch das Glas!
Singt mir vom rötlichen, tödlichen Leben -
Dagloni maro ni lazzaroni sasa,
Gleiala kling klang gloria..
So trinkt doch, Donner und Doria!
Knickeknackreben, süßtriefende Wunden,
Singt mir das Lied von droben und drunten,
Wallalalei juchuh!
Der Mond hängt seine rote Zung'
Über den Berg - gute Nacht, min Jung'!
Sonne, hist hott!
Feuert den Pott,
Krach! in die Ecke zum Gott -
Hui!
Näher und näher schon schlurft die Nacht.
Im Gurgelstrom ein Gegack', ein Gezuck' -
Noch einen Schluck!
Hört ihr, wie's kracht?
Fürchtet ihr den schwarzen Mann??
Da kommt er schon an,
Der Morian,
Hopp, hopp, im Galopp,
Und der Kopp so salopp -
Hup utui!
Singt mir vom rötlichen, tödlichen Leben!
Maroni mahagoni -
Klirrlala, g'schirrlala,
Klingelingkling klimbim gloribùsvallera..
Hussa! wir streben und kleben und schweben
Immer darüber und immer daneben -
Juch!
nach Richard Dehmel
Aus: Hanns von Gumppenberg, Das teutsche Dichterroß
in allen Gangarten vorgeritten von
Hanns von Gumppenberg
Sehr zu empfehlen - und heute bin ich echt krank.
H.
P.S. Das ist das Orginal
Richard Dehmel
Mein Trinklied
Noch eine Stunde, dann ist Nacht;
trinkt, bis die Seele überläuft,
Wein her, trinkt!
Seht doch, wie rot die Sonne lacht,
die dort in ihrem Blut ersäuft;
Glas hoch, singt!
Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben,
diagloni gleia glülala !
Klingklang, seht: schon welken die Reben.
Aber sie haben uns Trauben gegeben!
Hei! -
Noch eine Stunde, dann ist Nacht.
Im blassen Stromfall ruckt und blinzt
ein Geglüh:
der rote Mond ist aufgewacht,
da kuckt er übern Berg und grinst:
Sonne, hüh !
Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben:
Mund auf, lacht! Das klingt zwar sündlich,
klingklang, sündlich ! Aber eben:
trinken und lachen kann man bloß mündlichL
Hüh ! -
Noch eine Stunde, dann ist Nacht;
wächst übern Strom ein Brückenjoch,
hoch, o hoch.
Ein Reiter kommt, die Brücke kracht;
saht ihr den schwarzen Reiter noch?
Dreimal hoch !!!
singt mir das Lied vom Tode und vom Leben,
djagloni, Scherben, klirrlala !
Klingklng: neues Glas ! Trinkt, wir schweben
über dem Leben, an dem wir kleben !
Hoch ! -
Pan 1, 1895; auch: Aber die Liebe GW 1,216