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Offline Evenflow

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Antwort #285 am: 04. Oktober 2004 um 20:13
Denke ich auch... CDU'ler werden da wahrscheinlich eher mit ihrem "Einheitskanzler" winken (auch wenn das schwierig ist  ;) ) aber man sollte nicht vergessen, daß Herr Kohl seine Popularität im Osten schnell verspielt hatte! Ich weiß zwar nicht, ob ihr gestern bissel ferngesehen habt, aber auf WDR kam eine ziemlich interessante Doku (nicht die einzige gestern abend/nacht) bei der die Wendetage recht gut nachgezeichnet wurden. Vor allem bestätigte das meine Erinnerungen in ein paar Punkten (hab damals in Berlin gelebt), besonders was die Wahlkampfpraktiken der , ich nenne sie mal "neuen, westlichen Parteien" angeht. Es konnte sich einfach keine politische Landschaft ausbilden in der ehemaligen DDR, erstens war kein Geld vorhanden und zweitens hatte man keine Zeit sich zu organisieren... wir wurden damals regelrecht zugemüllt mit CDU-Kulis und Flugzetteln!



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Offline s a r a h™

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Antwort #286 am: 04. Oktober 2004 um 20:21
ich les' grad "Das Parfum" von Patrick Süskind...das Buch is krank, aber trotzdem sehr gut! Gefällt mir... ;D
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Hajü

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Antwort #287 am: 06. Oktober 2004 um 01:14
Also, ich komme darauf, weil im Thread "Bester Soundtrack" über den Film gesprochen wurde. Ich finde den Roman: Anthony Burgess, Uhrwerk Orange (OT A Clockwork Orange OA 1962 DE 1972 Form Roman Epoche Moderne) einfach unheimlich stark. So viele Aspekte gibt es darin, die vom Film - auch wenn er von Kubrick ist ;D - einfach nicht zu toppen sind. Eigentlich ist es so, dass diese gewalttätigen, herumlungernden "Verbrecher", zu denen der Ich-Erzähler gehört, die positiven Helden des Buches sind. Die negative Utopie einer völlig verrotteten Welt klingt am Rande der Erzählung des Alex an. In diesem Punkt könnte der Roman prophetisch sein. Ich kann das jetzt nicht genau soziologisch beschreiben. Ist vielleicht auch hier nicht nötig. Aber da ist das Thema der Sprache. Hier wird eine Art Jugendsprache, der Slang einer Ingroup der (nahen?) Zukunft vorgeführt.  

Seid nicht böse, wenn ich jetzt so lang zitiere. Ich mach das auch so bald nicht wieder. Eigentlich muss man sich erst einlesen: Hier kommt der Held nach dem ersten im Buch dargestellten Tag"Werk" nach Hause. Die klassische Musik - Thema Soundtrack - spielt im weiteren Verlauf des Romans noch eine wichtige Rolle. Das Buch ist, soweit ich weiss, vor kurzem wieder neu aufgelegt worden? Wirklich  zu empfehlen.

Im folgenden: eine tolle Darstellung und Beschreibung von Musik:
Was die Gewaltdarstellung, die Gewaltphantasien anbetrifft, geht es da nicht um billige Effekte und Kitzel, denn die haben durchaus ihre wichtige Funktion in der Darstellung dieser (Roman)Welt.

"Also trennten wir uns und gingen unserer Wege, ich
immer arrrgh arrrgh und hick hick von dem kalten Coke,
das ich gepitscht hatte. Ich hatte meine Halsabschneider-
Britva zur Hand, falls einer von Billyboys Droogs in der
Nähe des Wohnblocks lauern sollte, oder, was das anging,
jemand von den anderen Bandas oder Gruppas oder
Schaikas, die von Zeit zu Zeit mit einem im Krieg waren.
Ich wohnte mit Dadda und Emme im städtischen Wohnblock
18a, zwischen Kingsley Avenue und Wilsonsway,
und ich kam ohne Ärger zum großen Vordereingang,
obwohl ich an einem jungen Malitschick vorbeikam, der
schreiend und stöhnend im Rinnstein lag, ganz schön
zerschnitten, und im Lampenschein hier und dort auch
Blutstreifen sah, wie Unterschriften von den nächtlichen
Spielen, meine Brüder. Direkt neben 18a sah ich auch die
Hosen einer Dewotschka, ohne Zweifel in der Hitze des
Augenblicks grob runtergerissen und in den Dreck getrampelt,
o meine Brüder. Und so rein. Im Hausflur war
das gute alte städtische Wandgemälde - sehr gut entwikkelte
Vecks und Titsas, ernst in der Würde der Arbeit an
Werkbank und Maschine, aber ohne einen Faden Zeug an
ihren wohlgebauten Plottis. Natürlich hatten einige von
den Malitschicks, die in 18a wohnten, besagte Wandmalerei
mit Kugel- und Filzschreiber verschönert und ausgestaltet
und Haare und steife Schwänze und Sprechblase
mit schmutzigen Slovos hinzugefügt, die aus den würdevollen
Mündern dieser nagoi (das heißt nackten) Vecks
und Dewtoschkas quollen. Ich ging zum Aufzug, aber es
hatte keinen Sinn, den elektrischen Knopka zu drücken
und zu sehen, ob er funktionierte oder nicht, denn
jemand hatte ihn diese Nacht horroschaumäßig getollschockt,
die Metalltüren waren ganz verbogen, eine seltene
Kraftleistung in der Tat, und so mußte ich die zehn
Treppen steigen. Ich fluchte und schnaufte, denn mein
Plotti war schwer und müde, obwohl mein Gehirn nichts
davon spürte. Ich wollte noch Musik hören. Vielleicht
hatte diese singende Dewotschka in der Korova mich auf
den Geschmack gebracht, jedenfalls wollte ich an diesem
Abend noch ein Ohrenfest, bevor ich meinen Paß gestempelt
kriegte, meine Brüder, an der Grenze des Schlafs, und
der gestreifte Schlagbaum sich hob, um mich durchzulassen.
Ich öffnete die Tür zur Wohnung 10/8 mit meinem
eigenen kleinen Klutsch, und im Inneren unseres malenki
Quartiers war alles still, denn die alten Pe und Em waren
längst im Traumland, und Emme hatte mein malenki
bißchen Abendessen für mich auf den Tisch gestellt - ein
paar Scheiben Dosenwurst und einen Batzen Käse, ein
paar Stücke Kleb, Butter und ein Glas von der alten kalten
Moloko. Hohoho, die alte Moloko, ohne Messer der
Synthemesk oder Drencrom drin. Wie pervers, meine
Brüder, mußte unschuldige Milch mir jetzt immer vorkommen.
Doch ich aß und trank knurrend, weil ich
hungriger war, als ich zuerst gedacht hatte, und als ich
fertig war, holte ich mir noch einen halben Obstkuchen
aus dem Küchenschrank und riß Stücke davon, um sie in
meine gierige Labbe zu stopfen. Dann putzte ich meine
Zubis und ging in mein eigenes kleines Zimmer, wobei
ich mich aus den Platties schälte. Hier waren mein Bett
und mein Stereo, der Stolz meines Lebens, und meine
Platten in ihrem Schrank, und Wimpel und Banner an der
Wand, so was wie Erinnerungen an die verschiedenen
Besserungsanstalten, wo ich seit meinem elften Jahr zur
Schule gegangen war.
Die kleinen Lautsprecher meiner Stereoanlage waren
kunstvoll über den Raum verteilt, an der Decke, den
Wänden und sogar am Boden, und wenn ich auf meinem
Bett lag und die Musik sluschte, war ich mitten im
Orchester, eingehüllt in das Netzwerk von Tönen und
Klängen. Nun, was ich mir heute zuerst einbildete, das
war dieses neue Violinkonzert von Geoffrey Plautus,
gespielt von Odysseus Chorilos und den Philharmonikern
von Macon (Georgia), also nahm ich die Platte aus
dem Schrank, wo sie säuberlich eingeordnet war, legte sie
auf und wartete.
Dann, meine Brüder, kam es. Oh, Seligkeit und Himmel.
Ich lag ganz nagoi auf dem Bett, die Hände hinter
meinem Gulliver auf dem Kissen, die Glotzies geschlossen
und sluschte dem Strom der lieblichen Klänge. Oh, es
war gestaltgewordene Pracht und Herrlichkeit. Die Posaunen
dröhnten rotgolden unter meinem Bett, und hinter
meinem Gulliver flammten die Trompeten in silbernem
Feuer, und dort bei der Tür rollten die Pauken wie
ferner Donner und vibrierten in meinen Kischkas. Oh, es
war das Wunder der Wunder. Und dann, wie ein Vogel
aus himmlischem Metall gesponnen, unwirklich und
schwerelos, kam das Violinsolo über all den anderen
Streichinstrumenten, und diese Streicher webten einen
seidenen Käfig um mein Bett. Der weiche, runde Ton der
Oboen erhob sich in einem melancholischen Seitenthema,
während die Solovioline ihre einsamen Kantilenen
sang. Ich war in der höchsten Seligkeit, meine Brüder. Pe
und Em in ihrem Schlafzimmer nebenan hatten inzwischen
gelernt, nicht an die Wand zu klopfen und sich über
das zu beschweren, was sie Lärm nannten. Jetzt würden
sie Schlafpillen nehmen. Vielleicht hatten sie sie bereits
genommen, denn sie wußten, welche Freude ich an
meiner Nachtmusik hatte. Während ich sluschte, meine
Glotzies geschlossen, um die Wonne festzuhalten und
auszukosten, die besser war als jeder Synthemesk- oder
Drencrom-Trip, sah ich die schönsten Bilder. Da waren
Vecks und Titsas, molodoi und stari, und lagen auf dem
Boden und kreischten um Gnade, und ich smeckte von
einem Ohr zum anderen und drehte meinen Stiefel in
ihren Litsos. Und da waren Dewotschkas mit runtergerissenen
Platties und kreischten an Wänden, und ich stieß
wie ein Schlaga in sie rein, und als die Musik, die nur
einen Satz hatte, sich zur Spitze ihres großen höchsten
Turms erhob, da war ich vor Seligkeit so weg, daß ich mit
den Beinen strampelte und »Aaaaah« schrie, ohne die
Glotzies aufzumachen. Und so glitt die wunderbare Musik
ihrem leuchtenden Schluß zu.
Danach hatte ich den herrlichen Mozart, die Jupitersinfonie,
und es gab neue Bilder von verschiedenen Litsos,
die zu ertrampeln und zu zermatschen waren, und als
auch diese Musik verklungen war, dachte ich, daß ich nur
noch eine letzte Platte hören würde, bevor ich über die
Grenze ginge, und ich wollte was Altes und sehr Festes
und so legte ich J. S. Bach auf, das Brandenburgische
Konzert Nummer drei nur für Streicher. Und als ich dies
sluschte, mit einer anderen Art von Seligkeit als zuvor,
sah ich wieder diesen Namen auf dem Papier, das ich an
diesem Abend rizrazzt hatte, es schien lange her zu sein,
als ich bei diesem Schreiberveck auf dem flachen Land
gewesen war. Der Name hatte was mit einer Uhrwerkorange
zu tun gehabt, oder so ähnlich. Und wie ich nun
dem J. S. Bach zuhörte, begann ich besser zu kapieren,
was das bedeutete, und ich dachte, während ich mich von
der strengen Großartigkeit dieses stari Meisters mitnehmen
ließ, daß ich die zwei dort draußen gern noch härter
getollschockt und auf ihrem eigenen Boden in Streifen
gerissen hätte." (=Ende von Kap. 3)

H.

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« Letzte Änderung: 06. Oktober 2004 um 01:54 von Hajü »


Offline Charles Everett Decker

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Antwort #288 am: 06. Oktober 2004 um 09:35
Zuletzt gelesen: "Ein Freund Der Erde" von T.C. Boyle. Sehr schöne Bilder und Metapgern drin. Ein "Grunge-Raum", PJ und Kurt Cobain (bzw. eine Locke von ihm  :P) kommen auch drin vor  ;D, aber (glücklicherweise) nicht als "Hauptpersonen".
"Was wolln Sie jetzt von mir; was wolln Sie!?" (P. Mertesacker 30.06.2014)


Offline canisburger

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Antwort #289 am: 07. Oktober 2004 um 14:23
Also,hab mir die ganzen 20 Seiten vorher noch nicht durchgelesen: auf die Gefahr hin das es schon jemannd erwähnt hat : hab gerade den 1000-Seiten Knaller
" Der Schwarm " v.F.Schätzing hinter mir.
Fazit : supermegastark - absolut empfehlenswert !!!!!!!!
Intelligenz, behaupten die Intelligenten, ist die Fähigkeit, sich der Situation anzupassen. Wenn du ein Buch verkehrt in die Hand genommen hast, lerne, es verkehrt zu lesen


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Hajü

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Antwort #290 am: 13. Oktober 2004 um 00:33
Das hab ich mir bestellt: "Emma" von Jane Austen. Und "Einführung in die Gedichtanalyse" von ??? Soll an einer, einigen Unis Standard für die Anfänger sein. - Mal gucken, was die heutzutage so treiben - und England reizt mich immer mehr. Vielleicht bestelle ich mir noch: Sturmhöhe --  von Emily Bronte. Weil ich vor etwa einem Jahr erst was davon gehört habe.

Das ist doch recht interessant. Aber so richtig einordnen kann ich es noch nicht.  ;D Jetzt hab ich wieder mal mehr Zeit.

H.

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Hajü

  • Gast
Antwort #291 am: 13. Oktober 2004 um 00:35
Krickel Krackel
Aber ich glaub, ich stell es hier mal vor, wenn das noch nicht passiert ist, oder mir was Neues auffällt. Bis jetzt rätsel ich noch, ob das Öko-Literatur, oder Kulturpessimismus oder wer weiss was ist.... ;D Vielleicht sollte man auch mal gucken, was das damals für Debatten ausgelöst hat. Rezeption...

Vielleicht muss auch die "Do The Evolution"- Interpretation modifiziert werden? Aber das weiss ich noch nicht. Dazu müssen auch erst mal die anderen Stücke des Albums herangezogen werden.

H.

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« Letzte Änderung: 13. Oktober 2004 um 00:41 von Hajü »


Gast

  • Gast
Antwort #292 am: 13. Oktober 2004 um 06:59
also vor einer woche bin ich mit imagica fertig geworden einem epischen buch.
insgesamt ist das buch sehr spannend,gut erzählt und noch ein klein wenig philosophisch.
wer anspruchsvolle fantasybüche rmag,wird hier nicht drumrum kommen.
gerade lese ich von cecilia ahern das buch p.s. ich liebe dich.
ein sehr schönes buch,was auch sehr traurig ist.


Hajü

  • Gast
Antwort #293 am: 16. Oktober 2004 um 10:34
Jugend ohne Gott von Ödön von Horvath.

stellt die Anfänge des dritten Reiches sehr gut dar. Es ist nicht mit grossem Abstand zu den Ereignissen geschrieben, sondern dicht dran.
Ein humanistischer Lehrer erlebt und stellt die Jugendlichen dar. Er schreibt und fragt auch nach Gott. Interessant wie der Gottesbegriff sich im Verlauf des Buches ändert.
"Kurzbeschreibung
Alles Denken ist ihnen verhaßt. Sie pfeifen auf die Menschen! Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben, Riemen - doch lieber als Maschinen wären sie Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegsdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät." nach Amazon.

Wie wird eine Jugend von einer Diktatur vereinnahmt? Hervorragend!!!
H.


Hajü

  • Gast
Antwort #294 am: 18. Oktober 2004 um 10:45
Das hab ich gesehen:

Das Philosophische Quartett

Dem Volk aufs Maul geschaut

Wie Populismus die Demokratie gefährdet



Populismus - Ein Schlagwort, über das in den letzten Jahren oft diskutiert wurde. Bei Die Zeit - online ist - wie ich gehört habe, einiges einsehbar. Ich hab die letzte Sendung von "Das philosophische Quartett", bei der Peter Sloterdijk den Moderator spielt, gesehen, wo zu dem Thema diskutiert wurde. Rüdiger Safranski trug seine Thesen vor, wurde aber jeweils von seinen Gesprächspartnern - u. a. Jürgen Flimm, dem Opernregisseur, recht heftig, aber unsachlich angegangen.

Bei den umstrittenen Thesen ging es um die Unterscheidung zwischen Hochkultur und Massenkultur. Wahlen, repräsentative Demokratie, die von Berufspolitikern ausgeübt werde, usw. gehöre zur Hochkultur, Populismus sei Massenkultur pur.

Die eine Frage ist, warum in Deutschland der Populismus noch nicht zu wirklichen Veränderungen der politischen Landschaft geführt habe, wie z. B. in den Niederlanden. "In Deutschlands Nachbarstaaten verändern Rechtspopulisten - etwa fremdenfeindliche Demagogen in Belgien, nationalradikale Volkstribune in Polen - die Machtbalance und beeinflussen die Politik ihres Landes." (zdf online)

"Dabei fehlt es keineswegs an populistischem Potential. Die Voraussetzungen für das Auftreten volksnaher Verführer - Krisenstimmung, Angst vor der Zukunft, Ablehnung von Veränderung, Wut auf Eliten und Sehnsucht nach einfachen Antworten - sind auch hierzulande vorhanden."

Die Sehnsucht nach einfachen Antworten, die Sehnsucht nach Reduktion von Komplexität, Komplexität, die in der Politik gegeben ist, und oft eigentllich nur noch von Fachleuten überblickt werden kann, werde in Deutschland wohl über Gebühr von Massenmedien befriedigt. S. Bildzeitung. (Eine andere Erklärung könnte sein, dass Deutschland immer schon unheimlich träge war, z. B. auch unfähig, eine Revolution durchzuführen....) (aber dann sind sie hinterher umso gründlicher!!!!!)

Dazu kommt die Beobachtung, dass Politiker kaum Handlungsspielraum haben bei notwendigen unpopulären Entscheidungen. Beispiel Harz 4. Die SPD wird abgestraft - kommt als Gegenargument, die CDU/CSU auch. Flimm hatte nur anzubieten: Politiker müssen Integrität zeigen und bei ihrem Konzept bleiben, das bewirkt den Glaubwürdigkeitseffekt und werde auch in der Demokratie belohnt. (Das hört sich ja sehr opern- und theaterbezogen an.) Der andere Gesprächspartner meinte man brauche immer zwei Jahre, in denen nicht gewählt werde, damit Massnahmen durchgesetzt werden können. Weil alle Wahlen zur Zeit bundespolitisch hochgejubelt werden. Auch nicht hinreichend in dem Dilemma, nicht wahr?

Lange Rede, kurzer Sinn, so abwegig ist das ganze garnicht, hat mit der These zu tun, das jetzt vorhandene demokratisch repräsentative System von vorneherein kurzsichtig sei. Nur kurze Distanzen ins Auge fassen kann.

Am hintersten Ende von Populismus muss man sich die Gespenster Demagogie und Radikalismus - und eben die Gefährdung des hochkulturellen demokratischen Systems denken. Ich meine, ein gutes Erklärungsmodell, das auch erklärt, warum man Vorsorge zu betreiben hat.

Jürgen Flimm - als Kämpfer für Demokratie - sind wir das nicht alle? - hat manche der Redebeiträge Safranskis  garnicht verstanden. Vor allem, wenn es um den Begriff Masse ging.

Natürlich ist Massenkultur etwas anderes - durchaus Legitimes.
Dazu gibt es auch Literatur von Peter Sloterdijk. Ich bevorzuge den Begriff Trivial.

So: Darum ging es eigentlich:

Tipp von Rüdiger Safranski
Jose Ortega y Gasset
"Der Aufstand der Massen"
Deutsche Verlags-Anstalt DVA
Euro 19,90
ISBN: 3421065039

Dem möchte ich mich anschliessen. Und es hat auch was mit dem im Thread zu "Der Untergang" diskutierten Sachverhalten zu tun. Ein Buch eines Erzkonservativen Philosophen, aber es erklärt was.
« Letzte Änderung: 19. Oktober 2004 um 23:52 von Hajü »


edakasimon

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Antwort #295 am: 24. Oktober 2004 um 22:05
Werde diese Woche mal wieder anfangen zu lesen. Und zwar:

Sven Regener - Neue Vahr Süd

Für viele ist das Buch sogar um einiges besser als der grandiose erstling Herr Lehmann.
Das Buch beschreibt das Leben des Frank Lehmann ungefähr neun Jahre vor der ersten Geschichte. Er ist noch in Bremen bei seinen Eltern und muss zum Bund. Er das verweigern vergessen. Typisch....
Bin mal gespannt. ::)


Offline bobafett

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Antwort #296 am: 24. Oktober 2004 um 22:58
Werde diese Woche mal wieder anfangen zu lesen. Und zwar:

Sven Regener - Neue Vahr Süd

Das liegt bei mir auch auf dem Schreibtisch, aber vorher muß ich noch die letzten beiden Bände von Tad Williams "Otherland" lesen.
« Letzte Änderung: 24. Oktober 2004 um 22:59 von bobafett »
I go through all this before you wake up
So I can feel happier to be safe up here with you


Offline Mindcrime

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Antwort #297 am: 16. November 2004 um 09:09
Zur Abwechslung hab ich mal ein Buch besprochen.

Wen`s interessiert: http://www.musicheadquarter.de/specials/wolfgang_niedecken/immer_weiter.php

Ist aber eher was für Rheinländer und FC-Fans...  ;)
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Offline the offender

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Antwort #298 am: 12. Dezember 2004 um 20:43
Ich lese am liebsten die "Scheibenwelt" Romane von Terry Pratchett.
Diese Bücher sind skurill, bizarr, abgedreht, und vor allem absolut witzig. Da vergehen keine zwei Seiten wo ich nich wenigstens mal grinsen muß.
Ansonsten hauptsächlich noch Stephen King, der hat einen guten Schreibstil mit viel Gespür für die Figurenentwicklung und die Atmosphäre.

Zur Zeit versuche ich grade "Schlaflos" zu lesen.
Werft mich in einen Fluß und wenn ihr Pech habt,
hab ich Glück und komm mit einem Fisch im Maul zurück.


Offline Evenflow

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Antwort #299 am: 12. Dezember 2004 um 20:50
Au ja... Pratchett!!! Ist wirklich genial! Fand bisher "Gevatter Tod" / "Mort" am unterhaltsamsten. Aber was mich auch fasziniert hat ist dieses "Die Gelehrten der Scheibenwelt", wo man mal einen neuen Blick auf die Evolution und die Erdgeschichte gewinnt! Und das alles mit einem teils fiesen Grinsen im Gesicht!  ;D
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