Hat mich gepackt!
Jan Drees - Letzte Tage, jetzt
Auszug:
Heute nacht ist es unendlich spät. Ich schreibe Dir halb schlafend, ich schreibe Dir halb schlafend und auch verzweifelt. Denn wie könnte ein gemeinsames Wiederfinden aussehen? Möchten wir das, uns wiederfinden? Wie ergeht es Dir, allein, bist Du allein, bist Du auch einsam, manchmal, hörst Du wie ich Jack-Johnson-Platten und frierst dabei? - Dein Hunger auf Frühstück wird mir fehlen und die Gewißheit, daß gemeinsam alles möglich erscheint. Warum können wir niemals aussuchen, wen wir lieben? - Ich besitze Angst, weil Du mir nicht verlorengehen darfst, Du darfst mir doch nicht verlorengehen, einfach, so! - Dein letzter Brief, vor Wochen, war so zärtlich, irgendwie. Doch es bleibt ein Irgendwie, es bleibt...
Darf ich mich selbst verlieren, bevor neuer Boden nach einem möglichen Sprung (auf Dich zu?) unter den Füßen erahnbar wirkt? Also, er ist bestimmt vorhanden, der Boden, ich spüre ihn nur nicht. - Du bist mir unglaublich wichtig, im wahrsten (also im viel wahrhaftigeren) Sinn, denn es ist nicht glaubhaft, Du hast mir ständig nicht geglaubt, wir haben einander nicht geglaubt, unserer Beziehung nicht mehr vertraut. Ist das (hier) ein Abschiedsbrief?
Laß mich bitte (nun, endlich) ehrlich sein: Ich glaube nicht mehr an uns. Es geht mir (jetzt, bloß) darum, ein Leben zu bekommen, irgendeines. Ich will vergessen und wünsche mir gleichzeitig doch, daß alles ein bißchen wie früher wird, daß alles wie früher werden kann... - Im Blick zurück enstehen Dinge, oder?
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