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State of Love and Trust

Offline Gräfin_von_Zahl

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Antwort #15 am: 21. September 2003 um 10:28
Hmmm ... die Zeilen des Liedes, die sich bei mir am Staerksten eingepraegt haben, sind folgende ...

And I listen, oh, for the voice inside my head.
Nothin', I'll do this one myself
Oh, ah, and the barrel waits, trigger shakes, aimed right at my head
Won't you help me, help me from myself

Eigentlich ja recht aussagekraeftig, was ich aber nicht wirklich verstehe ... die Stimmen in seinem Kopf sind dieses eine Mal nicht da ... warum braucht er dann jemanden, der ihm vor sich selber hilft ?



ich denke, daß man sich auch ohne eine innere stimme zu vernehmen selbst schaden zufügen kann, vor dem es besser wäre geschützt zu werden. vielleicht weil es einfach schon gewohnheit geworden ist, falls du das meinst...
oder halt daß man gerade weil man keine stimme vernimmt in diese gefühlslage versetzt wird, die das lied auslöst (da das lied in jedem wahrscheinlich unterschiedliche gefühle auslöst kann ich an dieser stelle nur von mir sprechen)

ich weiß jetzt nicht wie ich es genauer ausdrücken soll, auf jeden fall trifft letzteres bei dem lied eher auf mich zu. wenn man halt vor irgendeiner entscheidung steht, mehr oder weniger wichtig, daß man sich einfach allein damit fühlt, nicht weil kein anderer mensch einem hilft, sondern weil man ja letztendlich allein für sein leben verantwortlich ist. also durchaus ein positives gefühl. wenn ich in einer entscheidungsphase dieses lied höre neige ich immer etwas dazu, den eigentlich anderen weg einzuschlagen als geplant. weil es mich in einer art und weise auch motiviert.

denkt jetzt bitte nicht, daß ich schizophren bin! es ist sonntag morgen und zu subtileren gedankengängen bin ich normalerweise zu dieser zeit nicht wirklich fähig. 8)



Offline MarriedtotheSea

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Antwort #16 am: 22. September 2003 um 12:37


denkt jetzt bitte nicht, daß ich schizophren bin!


Nix gibts ... der Vorteil der Schizophrenie wird dir hier nicht zugestanden ...  ;) ... nee, ernsthaft, ich stimme in dieser Hinsicht voll und ganz zu ... auch wenn es eine Sonntagmorgenphilosophie gewesen sein mag ...
ch glaube nicht mehr an Gott.
Ich glaube nicht mehr an die Liebe.
Ich glaube nicht mehr an die Welt.
Und an mich glaube ich schon lange nicht mehr.
Mit anderen Worten: Ich bin auf dem besten Weg, einfach klar zu werden.
Manche nennen das Depression...


Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #17 am: 30. Januar 2005 um 20:33
also ich führ das hier mal ein wenig fort...

das ist definitiv der am schwersten zu interpretierende text von PJ! so viel steht fest.
ich hab mich da vor 2 jahren schon mal mit einer waliserin drüber unterhalten (eigentlich erst mit einer englisch-lehrerin, aber die hatte keinerlei ansatz) um ganz einfach mal die sprachlichen schwierigkeiten zu überbrücken...mehr hats aber nichtr gebracht weil auch diese person vor dem text saß, wie ich vor Kafka.
Als nächstes hab ich mich mit einer amerikanischen freundin unterhalten, die dem Liebes-Ansatz große chancen gegeben hat...ein einfaches liebes gedicht??? oder hat der erzähler jemanden vergewaltigt?

bspw.

lay her down as priest does
--> to lay someone down heißt umgangssprachlich jemand flachlegen im sexuellen sinne. 


ich hab mir da noch viel mehr aufgeschrieben, weils einfach eines der größten Gedichte aller Zeiten ist. aber wie´s halt so ist hab ich das zeug irgendwo vergraben und finds nicht mehr...

...and to be yourself is not that easy.


Hajü

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Antwort #18 am: 31. Januar 2005 um 01:21
"Ich und Kafka", das ist kein schlechter Vergleich.  :D ;D Hoffen wir mal, dass das nicht genauso "hermetisch" wie bei Kafka ist. So richtig traue ich mich auch nicht. Allerdings: lass uns doch mal drüber "brüten".  Ein toller Song.

H.


Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #19 am: 31. Januar 2005 um 20:32
also ich hab da in meinem portemonaie 3 zettel gefunden!! (die typischen theken-abrechnungs-wischs ;-) die müssen schon seit meiner Schulzeit dort drin sein. und das iss mittlerweile n´stück her.  :'(

lange und breite interpretation einer freundin, und sehr schön wie ich finde. man war ich verknallt in die frau... ;)

also...

1.
State of love and trust as I busted down the pretext
Sin still plays and preaches but to have court, uh huh
And the signs are passin', grip the wheel, can't read it
Sacrifice receiving the smell that's on my hands... hands... yeah
And I listen for the voice inside my head
Nothin', I'll do this one myself


als zeichen der liebe und des vertrauens zerstörte ich deine ausrede. die sünde wird immernoch allgegenwärtig und dadurch wirst du belehrt. außer du befindest dich in einem leeren gerichtssaal(dort kann dich ja keiner belehren=verurteilen, im hinblick auf richtig und falsch, sünde oder gute tat...)
zeichen ziehen vorbei, die ich nicht deuten kann, da ich die kontrolle über das rad (des schicksals) verloren habe. --> die situation gerät aus den fugen
so langsam verliert sich der gestank (der sünde?) an seinen händen...die zeit rennt davon. irgendwohin. er kann es nicht sehen fühlt es aber, sie wird KNAPP.
ungewissheit.
irgendwo lauert eine fatale entscheidung auf ihn, der er sich nicht stellen möchte. die stimmen (vielleicht gott) sollen es ihm abnehmen...doch...nothing

wirken lassen.  :o  ;)


das find ich zumindest äußerst passend. aber ich kann nicht begreifen wie ein so junger mensch (vielleicht grade deswegen??????) solch ein MEISTERWERK vollbringen kann. man, da läufts mir eiskalt den rücken runter...und das war nur strophe 1 ;)






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Hajü

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Antwort #20 am: 01. Februar 2005 um 11:37
Da kann ich Dir nur zustimmen. Tröstlich, dass sowas möglich ist.

H.


Hajü

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Antwort #21 am: 04. Februar 2005 um 12:59
Ab morgen freue ich mich auf drei freie Tage, dann versuche ich das hier mal....

H.


Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #22 am: 04. Februar 2005 um 17:08
kann ich nur zustimmen. brauch erstmal wengl zeit und dann gehts auf zur zweiten strophe.. ;)
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Offline Taxi

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Antwort #23 am: 04. Februar 2005 um 17:43
Deinen Ansatz finde ich sehr gekonnt LeRoy!
Ich stelle mir bei dem Lied, wie sicher manch Andere auch, einen schizophrenen Straftäter mit verworrenen Gedanken vor. Wobei man hier auch leicht auf höhere Ebenen (Politik gelangen könnte... ::) ). Auch die Vortragsweise des Songs ist so unterstreichend für gewisse Zeilen.

Kann man dieses Lied auch in den Zusammenhang mit einer kritischen Hinterfragung der Todesstrafe bringen...?
Ich versuche das mal zu hinterfragen. Bei WM3 sind Pearl Jam ja auch eingebunden.
Von wann genau ist eigendlich das Stück?



[gelöscht durch Administrator - Anhang zu alt!]
« Letzte Änderung: 04. Februar 2005 um 17:57 von EnergieTaxi »
...how to be happy and true - is the quest we're taking on together...


Offline Taxi

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Antwort #24 am: 04. Februar 2005 um 18:11
Nein, sorry, ich glaub das ergibt keinen Sinn.
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Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #25 am: 04. Februar 2005 um 19:05
ich glaub so von 1991? wie alt war eddie da?


ich weiß nicht so recht,...mit der schizophrenie ist das so eine sache...ich denke auch oft an "engelchen und teufelchen" verstehst du was ich meine?
diese zerrissenheit. ein scheideweg. gut und böse. solche kontraste eben.
wie gesagt, wenn ich mal zeit hab mach ich mich an die 2. strophe... ;)
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Hajü

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Antwort #26 am: 06. Februar 2005 um 18:48
Ja, das klingt doch sehr nach einem Selbstmordtext. Die These klingt oben schon an.


Ich habe da gerade erst mit angefangen.

And the signs are passin', grip the wheel, can't read it
Sacrifice receiving the smell that's on my hands... hands... yeah
And I listen for the voice inside my head
Nothin'

Zeile eins einfach mal inhaltlich. Die in Bewegung befindlichen Zeichen können nicht gelesen, identifiziert werden. Halte das Rad an. Das Rad der Zeit ist übrigens eine sehr gängige Metapher.

In der folgenden Zeile wird das Motiv des Anhaltens des Rades mit dem Bild der Hände, auf die sich der Atem niederschlägt, fortgeführt. Kein Bruch.

Recive konnotiert dies Read. - (Pretext am Anfang des Textes passt in das Wortfeld - Kommunikation....) Also: hier wird im Gegensatz zum - nicht Lesen können der Zeichen - etwas empfangen, ein Sinneseindruck von dem Atem, dem Geruch an den Händen. (man kann sich sowas in kalter Luft gut vorstellen)

Aber das ganze ist eingepackt in den Imperativ: Heilige .... diesen Sinneseindruck - von meinen Händen. Verstehe ich so: Gib meinen Händen Sinn und Existenzberechtigung.
Und dann wird nach der Botschaft gefragt, die im Kopf dieses Sprechers auftauchen sollte. Und darauf folgt ein Nothing. Beachte die Wiederholungen. Das ist schon sehr präzise gemacht.
Nothing: Heisst Funkstille. Da ist nichts. Da ist keine Botschaft, die die verlorenen Gewissheiten und den verlorenen Sinn ersetzen wird.
Und dann will er dies selber tun.
Später wird nach der Botschaft - den Stimmen von Freunden gefragt - auch da NOTHING. - Die haben nichts (wichtiges mehr) zu sagen. Der muss ja nicht auch "physisch" einsam sein. Nur dies Physische reicht nicht mehr zum Leben...

Zeichen, innere Stimme, Freunde - können diesem hier nicht den Sinn geben, den er sucht.
Später kommt die Hoffnung zum Ausdruck, in der letzten Sekunde noch Erleuchtung zu erfahren.
Aber die Selbsttötung ist  ja ein Tabubruch und widerspricht der Erleuchtung im Todesfall. Sogar das bringt der Text! Denn er hat Zweifel.
Wenn ich Recht habe, ein total dialektischer Text. Dieser will im Grunde nicht sterben, erhofft sich Leben vom Tod.

Die zweite Bilder - und Sprachebene muss noch vermittelt werden. Court State. ..... Wahrscheinlich hängt das über "Zeichen" mit dem anderen zusammen.
Übrigens dies sogenannte Dialektische dem Tod gegenüber wird durchgehalten bis zum Schluss. Da taucht meinem Gefühl nach keine riesengrosse Aggression und Wut auf: wenn  der Sinn (vielleicht nicht ganz passend) nicht gefunden wird, wenn Händen und meinem Körper kein Sinn gegeben wird. Verstehst Du, das schlägt dann nicht in blinde Zerstörung um, Sogar der Aspekt der völligen Desintegration des Körpers durch den Tod - nicht mehr meine Hände - tritt zurück. Hoffnung bis zum Schluss und drüber hinaus. Klingt nicht wieder dies "back", als ob man wiedergeboren werde, unter bessere Bedingungen. Aber das Bild der Hände mit dem Atem ist wirklich sehr anrührend.

Dialektisch - (nur kein Umschlagen in Wut und Hass) - und doch Hoffen auf eine heilere Existenz.

Noch mal zu "Nothin', I'll do this one myself"

Formell entspricht das dem, was ich dialektisches Verhältnis zu dieser Selbsttötung genannt habe. Aber das Nothing zähle ich inhaltlich jeweils zur Vorzeile. Die ersehnte Antwort erfolgte nicht. Dass dann unmittelbar von der Tat gesprochen wird, erweckt einerseits den Eindruck, es sei Bilanz gemacht worden. Das abrupte Aufeinanderprallen - entspricht eben formell dieser Dialektik. Aber Hoffnung nach Antwort bleibt wie gesagt diesem Sprecher weit drüber hinaus. Nur ohne Gewissheiten will der nicht mehr...  Anders gesagt: Der wäre zu retten gewesen.... Oben habe ich das Wort Bilanz gebraucht. Ist eigentlich auch nicht ganz passend. Wir werden zu Zeugen der letzten Minuten dieses Ich. Zeugen eines Prozesses, der letztlich ....

Aber doch ne sehr traurige Sache... die in diesem tollen Rocksong aufgehoben ist.

Also: Wie schon in mehreren anderen Texten zu beobachten, setzt sich das Ich hier eine Maske auf, lässt jemanden sprechen, der in dieser Lage ist. Ein personales Erzählen in Gedichtform.
(Heisst: es muss sich nicht um Probleme des Dichters selbst handeln. Es kann auch um einen damals (mehr oder weniger) konkreten Fall gehen.) Ausgeschlossen ist nicht, dass hier auch Probleme des Dichters anklingen. Wieso hätte er sich sonst damals so sensibel hineinfühlen können.

Das wäre meine These, meine Interpretation bis jetzt. aber ich muss noch gründlich drüber nachdenken - und das vernünftig ausarbeiten.

Ganz viele Feinheiten sind bis jetzt nicht beachtet.

H.
« Letzte Änderung: 13. Februar 2005 um 19:13 von Hajü »


Offline cerpin taxt

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Antwort #27 am: 09. Februar 2005 um 10:08
Also meine meinung ist, dass dieser ganze Text ein ausflug des typen ist um den es in der mamasan trilogie geht. es wird einfach eine der straftaten die in once besungen werden näher dargestellt. für mich ist das am logischsten, da diese texte auch zur selben zeit entstanden sind. ich kann damit natürlich sehr falsch liegen aber so ist nunmal mein standpunkt! :)


Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #28 am: 09. Februar 2005 um 16:29
sollte es denn so einfach sein  ???  ;)
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Hajü

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Antwort #29 am: 13. Februar 2005 um 19:18
Also meine meinung ist, dass dieser ganze Text ein ausflug des typen ist um den es in der mamasan trilogie geht. es wird einfach eine der straftaten die in once besungen werden näher dargestellt. für mich ist das am logischsten, da diese texte auch zur selben zeit entstanden sind. ich kann damit natürlich sehr falsch liegen aber so ist nunmal mein standpunkt! :)

 ;)  Das müsste sich doch durch eine Interpretation, durch Textarbeit auch verifizieren lassen. Mach das doch bitte mal deutlicher! Ich habe ja auch nur einige Teilaspekte herausgegriffen. Vielleicht geht es wirklich darum, was diesen Typen zur Tat veranlasst, (sehr einfach ausgedrückt) oder doch um die Todesstrafe - und um Wertung von Verbrechen. Vielleicht wird implizit auch die mögliche Verhinderung  solcher Taten dargestellt. ...... Erbitte Beweise :)

Steckt in dem Falle eine Stellungnahme zu Verbrechen und Strafe drin? Wenn, dann möglicherweise in allen vier Texten?

State Of Love And Trust

Schon allein das hört sich ja paradox an. Liebe und Vertrauen vermutet man im näheren Umfeld, bei Familie, Arbeitskollegen, Bekannten, im Sozialgefüge.

Was ist, wenn wir immer mehr wissen über die Ursachen von kriminellem Verhalten - andererseits der Staat aber aufrüstet, und zunehmend erbarmungslos die Todesstafe vollzogen wird? Mag sein, dass Norman Mailers Reportagenbuch die Trendwende in Amerika bezüglich der Todesstrafe markiert. Es erschien allerdings schon 1979. Was sind die Begründungen für die Todesstrafe? Abschreckung, Strafe für ein mündiges Subjekt, für den Staatsbürger, der aus der Reihe getanzt ist? Im Zeitraum vor 1979 wurde in verschiedenen Bundestaaten die Todesstrafe zwar verhängt, aber wohl nicht durchgeführt.

Vergl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Gilmore
H..

« Letzte Änderung: 14. Februar 2005 um 01:36 von Hajü »