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Not for You Interpretationen

Hajü

  • Gast
Antwort #15 am: 30. März 2004 um 11:40
Sehr schön - es geht weiter  ;D

Grüsse

Hajü
« Letzte Änderung: 30. März 2004 um 11:41 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #16 am: 30. März 2004 um 18:42
Hallo

noch zwei, drei Bemerkungen - erst mal

natürlich sollt ihr alle Erfolg haben. Auch bei dem Helden dieses Textes geht es - ausserhalb dieses Textes - ja weiter. Aber Feuchtwangers "Erfolg" ist wirklich ein interessantes Buch.

das obige Scream-Zitat mit synthaktischen Brüchen, die den Schmerz ausdrücken, ist gleichzeitig auch der Apell an die Freunde - so nach dem Motto - ich bin doch noch der alte geblieben. In der Formulierung - ich kann mich noch erinnern - ist er allerdings schon weit weg.

Trotzdem haben wir hier schon ein - mir fällt jetzt gerade kein anderer Ausdruck ein als - wie schon so oft gesagt - hochgradig artistisches Gebilde vor uns. .... und den sogenannten autonomen Künstler???? Aber ich will das nicht überzeichnen. Positionsbestimmung. Und das wieder als Gegenstand eines Rock-Songs. ;D

Der Neil Young Text spielt natürlich darauf an, dass Cola Geld springen lässt, oder Geld gegeben hat, wenn in einem Film eine Colaflasche oder ein Becher gezeigt wird. Da gibt es viele Beispiele. Die amerikanischen Waffengattungen finanzieren auch grosszügig Filme - wenn es irgendwie um Darstellung militärischer Inhalte geht. (Pearl Harbour) Oder Mc... in "Das fünfte Element" haben wahrscheinlich auch Geld gegeben. (Die vom Militär malen wahrscheinlich nicht direkt in den Drehbüchern herum, aber wenn ich sehe, dass im Weltall Raumschiffe herumfliegen, die von ihrer Machart und Verhalten der Crew bis zu den Uniformen frappierend Flugzeugträgern ähneln, "dann habe ich den Kaffee schon auf.")(Die Amerikaner haben ja eine Armee mit Berufssoldaten.)

Da geht es um Werbeverträge und Mäzenatentum. Der vogelfreie Dichter, Künstler a la Verlaine ist auch eine Spielart des autonomen Künstlers. (Verkürzt gesagt geht die gängige Kritik an dem "Vogelfreien Dichter" so: Er führt dem Publikum, der Gesellschaft mit seiner ganzen Existenz ihre, Zwänge und Abhängigkeiten vor Augen. In der Art ist er beneidenswert. Gleichzeitig wird er in der Wahrnehmung dieses Publikums mit dem Vagabunden - Paria - und Obdachlosen "in einen Topf" geworfen. So ist er einerseits der gedultete Hofnarr, andererseits aber mahnendes Beispiel, das affirmativ auf eben diese Normen wirkt. Wenn ihr nicht ordentlich funktioniert, werdet ihr enden wie der. So in etwa. Die Gesellschaft hinter diesem Dichter muss man sich als bürgerliche denken.
Neil Young ist natürlich garantiert nicht diese Art Künstler.
Der spielt hier nur mit dem Schema.)

Vielleicht sollte man auch an die obigen Inhalte denken, wenn in Tremor Christ vom devil und "pleasing words" die Rede ist.

Der Redlichkeit halber: Teil 1 des Textes bleibt so ein bisschen im Dunklen. Könnte es sich dabei um die Beschreibung dieser Jugendbewegung handeln?

H.

« Letzte Änderung: 01. April 2004 um 13:04 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #17 am: 31. März 2004 um 11:50
Positionsbestimmung zweiter Teil

Rastlose Seele, freue Dich über Deine Jugend.
Wie Muhammad die Wahrheit K.O. schlägt,
kannst Du doch nicht aus den Gesetzen, Regeln des Allgemeinen ausbrechen

Mit der Rastlosen Seele ist sicherlich diese Sturm und Drang Seele gemeint, möglicherweise die der Romantik, die als Antrieb von Jugendbewegung gesehen werden könnten. Dieses Abschneiden von alten Zöpfen, Verändern Wollen. Misstände sehen und beseitigen wollen. Nicht einsehen können, dass man vielleicht den langen Weg durch die Institutionen gehen muss..
(Aber guck dir jetzt die 68er an - nicht wieder zu erkennen!)

Der hier spricht, hat aber längst schon erkannt, dass dieser Anspruch auf Veränderung, dieser Impetus Illusion ist. Man kann nicht über diesen Zaun der Common rule hinausblicken und hinauskommen. Möglicherweise so: Selbst unsere Einsichten über Misstände sind in den Verhältnissen gewonnen, die ja falsch sind. Wir sprechen und denken sogar in der falschen Sprache dieser Verhältnisse. Da klingt für mich ein bisschen Adorno an. Die Wahrheit ist eine Funktion eben dieser Verhältnisse.

Auch - wenn Du etwas hasst, (Die Antriebsfeder von Reform und Revolution?) bleibst Du trotzdem daran gebunden

Guck mich an - (sieh den Menschen an):
Klein mein Tisch, ein Stuhl oder zwei

Das ist auch der Tempel in Jerusalem, der gesäubert werden muss - von diesen Händlern. Dort werden ja die Tische umgestürzt. Das klingt sicherlich mit. Nicht nur das Private Refugium ist gemeint.
aber: got so crowded, i can't make room

-------------

all that's sacred comes from youth
dedication, naive and true

Da taucht der Wahrheitsbegriff wieder auf. Ich verstehe das so, dass Wahrheit im Konsens mit dieser verlorenen Jugend, Jugendbewegung, im Konsens mit den Freunden gar kein Problem war. Dieser Zustand der verlorenen Naivität hat etwas Heiliges. Wahrheit im Sinne von Konsens.

Diese aber nicht mehr erreichbar. Die Kommunikation mit den Freunden ist gestört.
Abgerissen.


Was meint denn nun dies "not for You"?

Erstens ist es Konnotation für den Neil Young-Text, vielleicht eine Art Dialog mit Neil Young. Texte sind verglichen.

Zweitens sind die Händler gemeint, die Interviewer, die, die den Künstler und seine Kunst für sich vereinnahmen wollen, vermarkten wollen - habe ich oben ausgiebig - als Untersuchungsfragestellung - beschrieben. Bedingungen des Musikmarktes und der Produktion.
Aber auch die Rezipienten, an die bei der Herstellung garnicht gedacht wurde:

oh, where did they come from? stormed my room!
and you dare say it belongs to you...to you...

Gefahr der Vereinnahmung ist schon beschrieben. (In Bezug auf die nicht gewollten Rezipienten wird deutlich, dass mit dem Stuhl/Tisch-Bild, mit dem Privaten auch die "Werke selbst" gemeint sind. Auch für die steht das Symbol des Privaten.)

Drittens sind aber auch die Freunde gemeint, die Jugendbewegung. Erfahrungsgemäss trägt so eine Bewegung ja ein paar Jahre. Was machen jetzt die Hausbesetzer? Schulbücher herausgeben? Blumen verkaufen?
Übrigens ich hasse Oldies. Hier ist einer, der will auf lange Zeit "lebende" Musik machen.

Dass er die Basis der naiven Wahrheit, die Freunde verloren hat, und warum habe ich ausgiebig dargestellt.

Die Lösung des Dilemmas zeigt der Text selbst:

this is not for you
this is not for you
this is not for you
oh, never was for you...fuck you...
this is not for you...
oh, this is not for you...yeah, you...
this is not for you...

Wer ist überhaupt mit dem You des ersten Teils gemeint? Künftige Generationen von Zornigen jungen Männern und Frauen?
Aber die werden doch schon gleich entmutigt. Du kannst garnicht ausbrechen heisst es doch da.

Ich glaube, dass in den letzten Zeilen, in diesen Wiederholungen, die einmal modifiziert werden - never was for you - (hat natürlich - insbesondere gegenüber den verlorenen alten Freunden -  auch was Trotziges, kennen wir schon) schon der Qualitätsbegriff vor Augen geführt wird. Der Anspruch wird deutlich: Diese Gebilde waren immer schon in erster Linie sich selbst verpflichtet. Die waren immer schon - autonom. Das ist der Kunstanspruch.

Kann man ein Sprechen aus der Kommunikation herausnehmen?
Allüberall sind wir von Kommunikation umgeben. In den Schulen die Lehrpläne, Fernsehsendungen alles wird nach dem Kommunikationsmodell aufbereitet. Adressatenbezogenes Sprechen ist oberstes Gebot. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es ein Modell aus der Linguistik ist, das die Wirklichkeit inzwischen über Gebühr strukturiert.
In diesem not for you klingt es an - ich verweigere die Kommunikation. Dies Gebilde steht für sich selber, da kann eigentlich kommen, wer will.  So soll es nicht instrumentalisierbar sein.

Heisst natürlich auch, es werden hohe Anforderungen an das Produkt selbst gestellt. Sonst könnte es nicht "in sich ruhen". Das wäre dann so eine Wahrheit in sich, (an sich?). Wie weit das möglich ist - nicht nur Theorie - ist ein anderere Frage.
-- Und alles schön versteckt hinter dem "fuck you".

Überhaupt - dieses Kryptische - welche Funktion hat das?

Ich behaupte mal: sowohl beim Young-Text als auch hier wird deutlich: eine ziemlich freischwebende Position. Ist das der berühmte Elfenbeinturm?

Tja - Und das erklärt natürlich alles nicht, welches Publikum der, die sich eigentlich so wünschen.
Ich hoffe, ich habe das nicht überfrachtet. Ansonsten könnte man das entweder straffen oder - ich habe ja jetzt die Möglichkeit  - einfach löschen. ;D

Hajü
« Letzte Änderung: 01. April 2004 um 13:25 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #18 am: 01. April 2004 um 10:24
Hallo

Der Boxervergleich hat einen ähnlichen Stellenwert wie der in Jeremy. Dort wird ebenfalls eine Person von einem Sachverhalt, einer Wahrheit  mit ungeheurer Heftigkeit angesprungen.

durch

H.
« Letzte Änderung: 01. April 2004 um 10:26 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #19 am: 02. April 2004 um 10:27
Doch noch eine Ergänzung

bezüglich des Wahrheitsbegriffes. Der Text enthält genügend Laute, Ausrufe - scream - oh usw. - eben des Schmerzes. Das habe ich angedeutet, dass der Text fast eine "Ecce Homo" - Wendung nimmt, als der Sprecher, das ich auf sich, auf Stuhl und Tisch und sein kleines überlaufenes Gelass kommt.


Auch hier handelt es sich wieder um das Leiden, das jemandem die Augen geöffnet hat, diesen Verlust der Naivität, der doch den wahren Sachverhalt hinter den Dingen zeigt. Ist uns ja schon mehrfach begegnet. (So ist also die Welt im Grunde).
Hier eigentlich ausgelöst durch die Isolation - von den Freunden.
(durch Erfolg, Produktions- und Distributionsmechanismen des Musikmarktes)
Es enthüllte sich eben die Wahrheit, dass es keine Wahrheit gibt, dass die alten Gewissheiten an Bedingungen und Kontext gebunden waren.

Meine Interpretation ist, dass die Frage nach einer absoluten Wahrheit trotzdem weiter aufrecht erhalten wird - und eben mit dem Kunstanspruch beantwortet wird.

I still remember, why don't you...don't you...

Dies ist dann die Stelle, an der das Ich die Isolation zu einer selbst gewählten macht. Das ist die Wende. - Turn. (still remember heisst auch, der Sachverhalt ist nicht mehr unmittelbar gegeben, das still betont die Vergänglichkeit des Erinnerns - er ist dabei, sich zu entfernen .... und dann wieder Schmerz - eben weil er das alles weiss.


Hajü
« Letzte Änderung: 02. April 2004 um 10:34 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #20 am: 02. April 2004 um 11:02
In dem ersten Teil meiner Postings zu dem Text steht so einiges Skizzenhaftes zu soziologischen Fragestellungen. Eigentlich stört das ziemlich die "Interpretation". Ist auch wirklich nicht toll eingearbeitet.

Gerade das Thema dieses Textes würde sich anbieten, nicht nur textimmanet zu verfahren. Zweitens müsste ja auch eine Wertung der Position ins Auge gefasst werden. Ist auch eigentlich wirklich nicht immanent zu leisten.

Ich hoffe trotzdem, dass diese Postings hier nachvollziehbar sind. Ich ändere jetzt nichts mehr dran.

Hajü



Offline Steffen

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Antwort #21 am: 03. April 2004 um 16:37
Vielleicht nochmal kurz etwas zu dem you, und wer damit gemeint sein könnte.

Ed hat desöfteren während der 95er Tour den Bridge-Part verlängert und hier etwas über seine Intention erzählt.

So sagt er z.B. öfters zum Publikum "This song is Not for you and it is not for YOU"...er redet dann weiter und erzählt dass der Song an Reporter und Plattenbosse gerichtet ist, die oft meinten sie hätten mehr Ahnung von Musik als der Musiker selbst.

Ich hab auch irgendwann irgendwo mal gelesen, dass Not for you der Song ist zudem Ed am liebsten Interpretationsansätze hört von Außenstehenden...weiß aber nicht ob das stimmt.
« Letzte Änderung: 03. April 2004 um 16:38 von Steffen »


Offline Morpheus

  • vaf | Soon Forget
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Antwort #22 am: 08. Juni 2008 um 00:33
Hmm will keinen neues Thema extra dafür aufmachen, aber weiß einer, ob dieser "and it´s love that remains, our love remains"(das hör ich daraus)-tag oder cover?! auf dem live at the gorge noch wo anders gespielt wurde und obs halt sowas wie black mit dem belong together tag ist oder ob es sich um ein cover dabei handelt, komme nämlich gerade nicht mehr davon los!