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Man of the hour

Offline crasher

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am: 14. Dezember 2003 um 20:48
tidal waves don't beg forgiveness
crash, then on their way
father, he enjoyed collisions
others walked away
the snowflake falls in may
and the doors are open now
as the bells are ringing out
cuz the man of the hour
has taken his final bow
goodbye for now
nature has its own religion
gospel from the land
father ruled by long division
young men, they pretend
old men comprehend
and the sky breaks at dawn
shedding light upon this town
we all come 'round
cuz the man of the hour
has taken his final bow
goodbye for now
and the road, the old men paved
the broken seams along the way
the rusted signs, they're just for me
he was guiding me, love, his own way
now the man of the hour
has taken his final bow
as the curtain comes down
i feel that this is just
goodbye for now


also ich hab den jetz bestimmt 3-4 mal intenstivst durchgelesen und auch schon auf diversten pj foren nach interpretationen gesucht aber nur immer sachen, sinngemäß: "der song is soo schön und hat mich dazu gebracht meinen vater wieder mal anzurufen", gefunden. toll, das bringt mir viel. würd gern wissen um was es da geht! also das erste drittel besteht aus ner naturkatastrophe oder deutlicher gesagt ne überschwemmung. und "father" is gott, denke ich zumindest!

wäre euch wirklich sehr dankbar für ein bisschen unterstützung!
ciao
crasher
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Offline Mindcrime

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Antwort #1 am: 15. Dezember 2003 um 23:06
Also, ich denke nicht, daß MOTH etwas mit Gott zu tun hat. Es geht IMO um einen Vater-Sohn-Konflikt (ein ja sehr spezifisches Thema für Eddie), der sich hier erst mit dem Tod des Vaters positiv auflöst. Ich kenne den Plot des Tim Burton-Films nicht, aber vielleicht gibt es ja darin auch Anspielungen in diese Richtung. Zudem hat Ed bei BSB I gesagt, daß der Song eine "Father and Son-Story" sei.

Ich versuche mal meine Gedanken dazu auszudrücken:

Die Naturkatastrophe, von der du sprichst, ist dabei wohl ein Sinnbild für die immer wiederkehrenden Streitereien zwischen Vater und Sohn. Diese sind wie Wellen, mal härter, mal weniger hart, aber es gibt nichts zu entschuldigen dabei ("tidal waves don`t beg forgiveness"). Das gehört zum Leben dazu und Eddie drückt seine Dankbarkeit aus, daß der Vater sich überhaupt mit dem Sohn auseinandersetzt, wo andere Väter einfach wegschauen ("father, he enjoyed collisions, others walked away"). Diese Streitereien können somit immer und jederzeit aufkommen ("the snowflake falls in may"), aber sie sind sinnvoll, weil sie sich wie Wellen fortpflanzen und zum Nach- und Umdenken anregen ("crash, then on their way").

Der Vater ist gezeichnet von diesen Streitereien ("father ruled by long division"), während der Sohn nur vorgibt, die Argumente des Vaters zu verstehen ("young men, they pretend, old men comprehend"). Wahrscheinlich nur, um seine Ruhe zu haben (wir kennen das wohl alle irgendwo...  ;)). Aber letztlich kommt es doch zur "Erleuchtung" des Sohnes und er erkennt, wie wertvoll die Ratschläge des Vaters sein können ("and the sky breaks at dawn, shedding light upon this town").
Nur mit "nature has its own religion" und "gospel from the land" kann ich in dem Zusammenhang nix anfangen...

Am Ende wird deutlich, daß der Vater seinen Sohn auf dessen Weg hilfreich begleitet und beraten hat, auch wenn der Sohn das nicht immer unmittelbar so verstanden hat. Anders ausgedrückt: Er hat ihm den Weg geebnet und ihm aus seiner Lebenserfahrung heraus gezeigt, wo und wie es langgehen kann. Und zwar nicht, um seinen Sohn ständig zu kritisieren oder zu gängeln, sondern aus Liebe zu ihm bzw. Sorge um ihn ("and the road the old men paved, the broken seams along the way, the rusted signs, they`re just for me, he was guiding me, love, his own way" ).

Und der Refrain besagt IMO, daß der "Mann der Stunde" (Vater) jetzt seine letzte Verbeugung vor dem Sohn gemacht hat, der Vorhang ist gefallen, das Theater sozusagen zu Ende. Die Türen sind offen und die Glocken ertönen (was darauf schließen läßt, daß der Vater gestorben ist) und alle erweisen ihm nun die (letzte) Ehre, die ihm zusteht. Er ist jetzt der "Man of the Hour"! Es ist aber nur ein Abschied für den Augenblick, denn der Sohn hat vieles von dem, was der Vater ihm Zeit seines Lebens versucht hat zu vermitteln, über die Jahre verstanden und in seinem eigenen Leben umgesetzt. Deshalb wird der Vater auch nie ganz sterben, sondern ein Teil von ihm wird in seinem Sohn weiterleben.

So sehe ich den Text und finde, daß er so eine sehr tröstliche und nachdenkenswerte Botschaft hat. Ist auf jeden Fall (auch musikalisch) ein sehr geiler Song!  :)  
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Offline crasher

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Antwort #2 am: 16. Dezember 2003 um 13:47
yeah sehr sehr schön erleutert, hast mir auch ein "light geshedded" ;)
vielen dank!
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Hajü

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Antwort #3 am: 12. April 2004 um 00:47
Habe das gerade zum ersten mal gehört. Mein Gott, ...... ergreifend.

the snowflake falls in may - Anfang und Ende treffen zusammen.

H.
« Letzte Änderung: 12. April 2004 um 01:06 von Hajü »


Offline stupidmop

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Antwort #4 am: 13. April 2004 um 02:25

Und der Refrain besagt IMO, daß der "Mann der Stunde" (Vater) jetzt seine letzte Verbeugung vor dem Sohn gemacht hat, der Vorhang ist gefallen, das Theater sozusagen zu Ende. Die Türen sind offen und die Glocken ertönen (was darauf schließen läßt, daß der Vater gestorben ist) und alle erweisen ihm nun die (letzte) Ehre, die ihm zusteht. Er ist jetzt der "Man of the Hour"! Es ist aber nur ein Abschied für den Augenblick, denn der Sohn hat vieles von dem, was der Vater ihm Zeit seines Lebens versucht hat zu vermitteln, über die Jahre verstanden und in seinem eigenen Leben umgesetzt. Deshalb wird der Vater auch nie ganz sterben, sondern ein Teil von ihm wird in seinem Sohn weiterleben.

vielleicht auch ne anspielung auf ein evtls. leben nach dem tod?
..also jetzt das mit dem goodbye for now
« Letzte Änderung: 13. April 2004 um 11:29 von stupidmop »


Offline Mindcrime

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Antwort #5 am: 13. April 2004 um 14:35
vielleicht auch ne anspielung auf ein evtls. leben nach dem tod?
..also jetzt das mit dem goodbye for now

Klar! Kann auf jeden Fall so gemeint sein! Wenn man daran glaubt...

Ich habe "Big Fish" leider bisher noch immer nicht gesehen, aber zumindest kenne ich jetzt dessen Handlung. Demnach wird das Thema "Leben nach dem Tod" wohl nicht direkt behandelt, aber als einen weiteren tröstlichen Aspekt für die Interpretation des Songs, finde ich deine Idee sehr schön!
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Hajü

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Antwort #6 am: 13. April 2004 um 15:40
@mindcrime

i feel that this is just
goodbye for now

Könnte als Formel verstanden werden, mit der der Sprechende sich selbst tröstet. Weiter oben im Text ist es die Anrede an den toten Vater.

Aber dies:

She loved him, yeah...she don't want to leave this way
She feeds him, yeah...that's why she'll be back again

Zeilen aus Better Man

Oder dies:

Even flow thoughts arrive like butterflies
Oh, he don't know so he chases them away
Oh, someday yet he'll begin his life again
Oh, whispering hands gently lead him away
Hima away. Him away

also - ich versteh`s auch so, es wird ein Leben nach dem Tod angenommen - oder eine Wiedergeburt. Auch - wenn man sich nicht bewährt hat, oder wenn man nicht richtig gehandelt hat, unwahr gelebt hat, muss man wiederkommen.

Aber vielleicht sollte man sich das am einzelnen Text genauer angucken.

Ist der Song - als Auftragsarbeit - für den Film entstanden?
Bei der Erklärung zum Entstehen von Jeremy betont er ja, dass es einerseits die Zeitungsmeldung ist, andererseits hat er solche gruppendynamischen Geschichten in der Schulklasse selbst erlebt. Wahrscheinlich muss es immer auch selbst "Erfahrenes" sein, das verarbeitet wird?

Schön, die neue Signatur!
Hajü
« Letzte Änderung: 13. April 2004 um 16:03 von Hajü »


Hajü

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Antwort #7 am: 13. April 2004 um 16:21
Der Text konnotiert auch "Thumbing My Way":

all the rusted signs we ignore throughout our lives
choosing the shiny ones instead


H.


Offline Countrygirl

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Antwort #8 am: 13. April 2004 um 16:25
Zitat
Es ist aber nur ein Abschied für den Augenblick, denn der Sohn hat vieles von dem, was der Vater ihm Zeit seines Lebens versucht hat zu vermitteln, über die Jahre verstanden und in seinem eigenen Leben umgesetzt. Deshalb wird der Vater auch nie ganz sterben, sondern ein Teil von ihm wird in seinem Sohn weiterleben.

Das trifft zumindest auf den Film nicht ganz zu, da die Vaterfigur dort notorischer Märchenerzähler ist. Er sagt zwar im Grunde die Wahrheit, schmückt seine Stories aber immer ins extremste aus (da wird aus einem Zwei-Meter-Mann mal eben ein Riese, aus "normalen" Zwillingen plötzlich siamische Zwillinge, aus der alten einsamen Dame eine Hexe, etc.)
Und genau das hat die Sohnfigur des Filmes enorm am Daddy gestört, da er ihm das alles nicht abgekauft hat und sich beklagte er wüsste im Grunde nichts über seinen Vater.

Erst bei der Beerdigung, als die ganzen scheinbaren Fabelfiguren tatsächlich zum Begräbnis erscheinen, öffnen sich dem Sohn die Augen.


By the way: UNBEDINGT GUCKEN. Genialer Film.
Einstein ist tot,
Newton ist tot,
und mir gehts auch schon ganz schlecht.


Offline Mindcrime

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Antwort #9 am: 15. April 2004 um 22:07
@mindcrime

Ist der Song - als Auftragsarbeit - für den Film entstanden?

Ja, Tim Burton (der Regisseur) und Eddie sind wohl Freunde. Eddie soll "Man of the Hour" innerhalb eines Tages geschrieben haben, so sehr hat ihn das Thema bewegt.

Schön, die neue Signatur!
Hajü

Danke!  ;D
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Offline Mindcrime

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Antwort #10 am: 15. April 2004 um 22:11
@Countrygirl:

Stimmt! Nur, hier geht es nicht um "Big Fish", sondern um "Man of the Hour"...

Scheiße, ich hab den Film immer noch nicht gesehen. Aber nächste Woche ist er definitiv fällig!
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Offline Countrygirl

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Antwort #11 am: 16. April 2004 um 12:43
Ich dachte ja nur, es könnte für die Unwissenden nützlich sein...  ::)
Einstein ist tot,
Newton ist tot,
und mir gehts auch schon ganz schlecht.


Hajü

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Antwort #12 am: 16. April 2004 um 13:04
Ich dachte ja nur, es könnte für die Unwissenden nützlich sein...  ::)

war es - ich bin auch neugierig auf den Film geworden. Ich kann und darf mindcrime nicht "interpretieren" - ich schätze mal, der hat nur "moderiert". :D

Könnte das vielleicht so sein: Der Vater schrieb den Sohn seinen Weg vor (ruled, guided). Was er für richtig hielt. Der Sohn hat (pretend) ja und Amen gesagt. So nach dem Motto - red du nur, du.... - Der Vater hats durchschaut und immer wieder insistiert . Letztlich hat der Sohn aber doch seinen eigenen Weg gefunden. Aber immer wieder prallten die Temperamente wie Naturgewalten aufeinander, bei der Erziehung und den Versuchen des Vaters, etwas aufzuzwingen.  Aber der Sohn muss auf dem Lebensweg seinen eigenen (rostigen?)Zeichen folgen, die nur für ihn sind. Und dieser Lebensweg führt ihn auch weit weg vom Ort der Kindheit.

and the road, the old men paved
the broken seams along the way
the rusted signs, they're just for me

Das hat auch etwas von Wege ebnen, pflastern. Das in der letzten Zeile hier kennen wir aus "Thumbing My Way". Wird durch "rusted signs" konnotiert. Dies ist der Vergleich des Lebens mit einem Strassennetz. Die wichigen Entscheidungen des Lebens - entsprechen den Richtungswechseln, Abfahrten usw. Ich will mal die mittlere Zeile als ländliches Milieu nehmen - ebenso wie dieses paved, das aber doppelt "besetzt" ist, zeigt einerseits auch die "bescheidenen" Versuche des Vaters.
In der alten Naturlyrik fehlt natürlich diese Strassenbildlichkeit. Ich zähle die hier zu den Naturlyrikfragmenten des Textes. Moderne Zeiten.

Das "Handlungsgerüst" des Textes ist die Fahrt des Sohnes zur - und Teilnahme an der Trauerfeier und Beerdigung des Vaters. Schon mit der ersten Zeile scheint man in der Natur zu sein - in der sich das Vater- Sohn- Verhältnis dann widerspiegelt. Ich stell mir dabei einen Blick aus dem Autofenster vor.
So ist diese Beerdigungsveranstaltung, dies Theater, wo der in seinem Sarg aufgebahrte Vater (ist schon eine geniale Formulierung, dies "the last Bow") der Star der Stunde ist, auch eine Rückreise in die Vergangenheit des Sohnes. Das Leben des Vaters verlief in bescheidenen, rechtschaffenen Bahnen. Unauffällig. Das wird ganz toll und hochgradig komprimiert vorgeführt.  Der Ort dieses Lebens wird jetzt verklärt durch die Naturereignisse. Der Himmel bricht auf und ergiesst sein Licht über die Kleinstadt. Himmelfahrt.
Ich habe in den letzten Tagen immer wieder nach Bildern gesucht, die dies genau wiedergeben. Der aufreissende Wolkenhimmel über einer Farm oder Kleinstadt, konnte aber leider nicht fündig werden
Ist natürlich nicht frei von Kitsch.  Ich betone Kitsch eine ganz umstrittene Kathegorie.

Allerdings befinden wir uns hier in der Welt des Vaters. Und so collagenartig kann man das durchaus benutzen. Und ... der Glaube an das Wiedersehen, an das Wieder-Zusammen-Sein spielt hier die Rolle. .... Die entsprechende Formel wird drei mal wiederholt.

Am Schluss betont dies feel, dass sie sinnerfüllt ist:

as the curtain comes down
i feel that this is just
goodbye for now

----

nature has its own religion
gospel from the land

ahmt das Glockengeläut nach, gehört erst mal vordergründig zum Milieu der Kleinstadt, des Landes, der Kindheit.

Und der Sohn empfindet eins: Haben die Konzepte und Vorstellungen des Vaters auch nichts genützt, für sein eigenes Leben, er hat von ihm das allerwertvollste - die Liebe bekommen. Die Gewissheit: Vater tat alles aus Liebe zu mir. Mehr kann man einem Kind doch garnicht mitgeben.

Die Zeile

he was guiding me, love, his own way

fasst das alles zusammen. Das Wort Liebe steht zentral. His own way ist wie eine Einschränkung, aber die Wirkung ist auch: Liebe bricht quasi unvermittelt hervor. Sie ist bedingungslos.
Jetzt müsste man das pädagogische Konzept, das gezeigt wird, genau untersuchen. Ist glaube ich nicht nur Konfliktpädagogik. Ist auch nicht autoritlärer Stil. Garnichts Reflektiertes oder Angelesenes wahrscheinlich. Etwas ganz anderes ist hier gemeint. Vielleicht so eine Art ganzheitlicher Zuwendung und Aufmerksamkeit. (Mir liegt unheimlich viel an dir.) Möglicherweise sagt der Sohn, ich kann ja auch garnichts anderes machen, um meine Kinder zu selbständigen Menschen zu machen. Und der leichte Weg darf es nicht sein.
Schon von da aus hat der Film mit dem fabulierenden Vater ein ganz anderes Thema. - Ja, da gibt es viele Spielarten, @Countrygirl. Dies " he enjoyed collisions" betont auch, dass es auch Temperamentsache ist. (Der fabulierende Vater und der sich gern streitende Vater könnten sich in diesem Punkt - "mir liegt unheimlich viel an dir"-  treffen.)

Der Text legt über diesen Beerdigungsritus, zu dem alle zusammenkommen, die Folie des Theaters. - eines grotesken Theaters, einer grotesken Veranstalung oder Show, deren man sich scheinbar nicht entziehen darf und kann. Ganz offensichtlich passt dies Theater auch garnicht zum Vater selbst. Erleben des Ich. Damit wird hier eigentlich der Schmerz ausgedrückt - und übertragen. Und ganz in der Ferne klingt auch tragikkomisches Lachen an: im "the final bow". Ist vielleicht Bestandteil des Schmerzes. Oder zeigt die Schwierigkeit mit dem Tod umzugehen.

we all come 'round
cuz the man of the hour
has taken his final bow
goodbye for now

Am Schluss fällt der Vorhang.
Das mit dem Wiedersehen ist mehrfach erwähnt worden. Dazu gehört aber auch, dass der Sohn weiss, dass sein Leben Anfang und Ende hat, dass es endlich ist. Aber ... dazu müssen wir uns auch andere Texte angucken.

oder dies:

and the doors are open now

Wofür steht das Symbol? Auf der Ebene des Handlungsgerüstes sind es die offenstehende Tür der Kapelle oder des Hauses des Vaters.

kalt ist es - s.o. - Anfang und Ende treffen zusammen.....

Aber den Text gucken wir uns noch genauer an, da kann man noch jede Menge Neues dran entdecken.
Ach ja -- natürlich liebt dieser Sohn seinen Alten - (und akzeptiert sich selbst).

Ach - das hatte ich schon gesagt?:  Weil diese Show, dies Theater dieser Ritus dem rechtschaffenen und bescheidenen Leben des Vaters auch widerspricht, heisst der Song "Man of the hour". Als Toter hat er seinen einzigen grossen Auftritt. Er ist Star der Stunde.

Hajü
« Letzte Änderung: 21. April 2004 um 18:01 von Hajü »


Hajü

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Antwort #13 am: 17. April 2004 um 10:17
@mindcrime - die nature Zeile - Pantheismus? Erhellt das was? Oder ist das völlig abwegig. Wenn der Vater sich am Anfang in den Naturgewalten spiegelt, dann hat er auch die Naturreligion? - So nach dem Motto - ich geh nicht in die Kirche, finde Gott in der Natur .... oder sonst was. Vielleicht unwichtig. Oder das ist auch wieder Kontrast zu dem Leben des Vaters und der Rolle, die er jetzt als Star der Stunde spielen muss.??? Ich habe so das Gefühl, dem Pantheismusgedanken würde auch die Zeile

the snowflake falls in may


garnicht widersprechen.
Oder wären wir damit zwangsläufig im Jugendstil?

ruled by long division (lange Teilung, mit mehr als 12 Stellen.), the operation of division in which the sequence of steps are indicated in detail.

Der Alte muss schon ein schlauer Hund gewesen sein. Oder konsequent bis zum Anschlag.
(ich habe gerade noch mal "Black" (Live At The Garden) gehört. Im Grunde hat der Vater schon alles richtig gemacht!!!!!)

Ist Eddie eigentlich am Meer oder in der Nähe des Meeres aufgewachsen? Kleinstadt?

Hajü
« Letzte Änderung: 21. April 2004 um 10:06 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #14 am: 18. April 2004 um 01:25
tidal waves don't beg forgiveness
crash, then on their way

Zeile 1 zeigt natürlich gleich, wie der Text rezipiert werden soll. Einerseits Naturlyrik (im weitesten Sinne), andererseits Reflektionen des Ich, des Sprecher.

Und - es ist durchaus möglich, dass der Reise des Sohnes zur Bestattung des Vaters ein Bruch in der Beziehung vorausgegangen ist. Zu stark sind die Temperamente aufeinandergeprallt. Man hat sich monate- , jahrelang nicht gesehen, nicht miteinander telefoniert? Dann wäre der Text auch ein bisschen dem Mythos von der Rückkehr des verlorenen Sohnes verpflichtet.
Was sagen die Pearl Jam Kenner dazu? Ist das biographisch begründbar? Gibt es im Leben des Autors Vergleichbares? Andererseits gibt es - glaube ich bei Hemmingway - so einen Spruch, dass Liebe nicht um Verzeihung bittet. Da allerdings auf die "erotische" Liebe bezogen.

Hajü

« Letzte Änderung: 21. April 2004 um 17:19 von Hajü »