Der etwas andere Musik-TV-Tipp:
Klingt ziemlich interessant, ich werd's mir auf jeden Fall anschauen:
Marketing & Nirvana
(02.02.2004 - 22:55 Uhr auf 3SAT )
(The Target Shoots First)
Dokumentarfilm von Chris Wilcha, USA 1993/1999
Als Fan und Kenner der alternativen Rockmusik kommt ein junger Collegeabsolvent als Marketingassistent zu einem großen Musikvertrieb und steigt schnell auf, erkennt aber auch, dass seine Ideale im Unternehmensalltag unter die Räder geraten. - In den Aufnahmen des Unternehmensalltags führt Chris Wilcha auf ebenso amüsante wie entlarvende Weise die Strategien und gnadenlose Logik eines Medienunternehmens vor.
Mit einem Abschluss in Philosophie an der New York University bekommt der 22-jährige Chris Wilcha seinen ersten Job. Der Arbeitgeber: Columbia House, ein von Sony und Time Warner geleiteter großer Musikvertrieb. Wilchas Begeisterung für die alternative Rockmusikszene ermöglichte ihm den Einstieg, denn kurz nach dem riesigen "Nirvana"-Erfolg "Nevermind" ist Columbia House brennend daran interessiert, den Trend kommerziell zu nutzen. Schnell wird der Collegeabsolvent als Marketingassistent in die alltäglichen Absurditäten und Konflikte des Büroalltags im Unternehmen hineingezogen. Dann kommt die große Chance: Columbia House will einen Musikkatalog für die alternative Musikszene herausbringen. Wilcha stürzt sich mit einem Team auf das Projekt. Heraus kommt ein ganz neues Magazin, das den "Nerv" der Zeit trifft. Die Reaktion der Clubmitglieder ist überwältigend. Doch bald folgt die Ernüchterung. Eine fremde Beraterfirma verkauft die Ideen plötzlich als ihre eigenen. Kurt Cobain begeht Selbstmord. Und Wilcha fragt sich, ob er weiterhin seine Ideale den Verkaufsstrategien und Profiten des Musikclubs opfern soll.
Während seiner zweijährigen Tätigkeit bei Columbia House nahm Wilcha den Arbeitsalltag mit einer kleinen Hi-8-Videokamera auf. Bis zu seinem Weggang kam er auf mehr als 200 Stunden Filmmaterial, das er im Verlauf seines späteren Filmstudiums am California Institute of Arts zu einem ebenso frechen wie entlarvenden Film montierte, der auf vielen Festivals gezeigt und beim Slamdance-Festival doppelt ausgezeichnet wurde. Chris Wilcha zeigt, dass für die Steigerung des Umsatzes in der Musikindustrie auch die Überzeugungen und Ideale der eigenen Mitarbeiter gnadenlos dienstbar gemacht werden.