Wie gesagt, vermute ich inzwischen schon System dahinter. Vielleicht hat niemand zur Zeit Interesse an Zuversicht.
Um Japan ist es still geworden. Man hat da ja jede Menge getrommelt, als ob wir von denen hätten lernen können.
Da war erst mal die Automatisierung - Roboter in Vorzeigewerkstätten.
Dann - das Zuliefergeschäft wurde in tristen Hinterhöfen bewerkstelligt. Ihr wisst schon, was ich meine.
Was haben wir noch alles gesehen: Das Absingen der Firmenhymne. Gemeinsame Gymnstik aller vor Arbeitsbeginn.
Frauen nach der Absolvierung der Hochschule bekamen oft so eine Art Hostessenjobs. Der firmeninterne Heiratsmarkt.
Dann - diese lebenslange Bindung der Arbeitnehmer an die Firma. Der Chef suchte noch die Ehepartner aus.
Dann dies Sitzen der Mannschaften in den Karokekneipen nach Feierabend.
Dann die strikte Hierarchie. Deutlich sogar durch Privilegien bei der Sitzordnung im Büro. Der niedrigste sass in der Nähe der Tür.
Das deutet aber auch auf einen anderen Begriff von Arbeit hin.
Klar: Selbstaufgabe, aber auch da kann niemand 24 Stunden (wie eine Maschine) arbeiten. (Die kochen auch nur mit Wasser.)
Das Sitzen in den Vorortzügen. Bestimmte Arten von Bordellen. Der Schulmädchenkult.
Hat auch was Krankes.
Eine Disziplin, die auch mit der Enge, der hohen Bevölkerungsdichte zusammenhängt. Ist wohl auch religiös bedingt.
Manager, die zu Trainingsprogrammen geschickt werden, die gelinde gesagt miltärisch aufgezogen sind.
Dann diese Furcht der Amerikaner, dass Japaner fast alles übernehmen werden. - Das Thema ist out.
Neuerdings gibt es Arbeitslosigkeit, Altenheime - (Funktionsverlust der Grossfamilie!), Rezession. Teilnahme am american Way of Life und die Beibehaltung dieser Kulturtraditionen - das ist schon eine heavy Angelegenheit.
Aber der Weg von den Billigprodukten - Billigstuhren, Billigfahrrädern, Nachbauten und Imitationen, die superbillig aber ohne Qualität waren, in den 50er Jahren bis zu den Super-High-Tech-Produkten bei Uhren,Fotoapparaten, Videorecordern, Fernsehern, Autos, ein entsprechender Imagewandel, eine Preispolitik, ein erfolgreicher, aggressiver Export dann, war steil.
Aber es ist ruhiger geworden um Japan. Anfang der 90er Jahre wollten unsere Manager noch von denen lernen. War das Sache der Disziplin? Auf Identifikation der Mitarbeiter mit der Firma, mit dem Konzern wurde grösster Wert gelegt. Die Produkte waren preisgünstig und äusserst attraktiv. Viele deutsche Firmen konnten da nicht mithalten. Aber Deutschland hatte eine ähnliche Erfolgsgeschichte. Der Höhepunkt lag nur zeitlich vor dem Japans.
Jetzt sieht man die wirtschaftliche Bedrohung wohl mehr in Südostasien. Oder China...
Aber ich schätze, die Wirtschaftler sind viel mehr an dem Thema dran. Ich kann das jetzt nur holzschnittartig andeuten.
H.