So, jetzt will ich auch mal zwei bis drei Worte verlieren...
Also ich sehe das eher wie Jimmy. Diese ganze Managergehälterdiskussion ist irgendwie eine Panikmache, die realwirtschaftlich nichts bringt, wenngleich sie im Grunde menschlich nachvollziehbar ist.
Wenn ein Unternehmen Verluste einfährt und ggf. noch staatliche Subventionen einkassiert damit Arbeitsplätze erhalten werden können, dann verstehe ich auch nicht, warum die Konzernführung sich die eigene Misswirtschaft privat vergolden läßt. Das ist gerade in Deutschland, wo gesamtgesellschaftlich gesehen noch ein relativ hoher Konsens über Gerechtigkeit bei der Einkommensverteilung (für gewöhnlich wird sich da noch irgendwo am Leistungsprinzip orientiert) herrscht, ein verständliches Thema. Ein Jahresgehalt von sagen wir 4 Millionen Euro netto ist nunmal generell schwer zu rechtfertigen. Was ist denn der Gegenwert von einer Arbeitsleistung, die so viel wert ist? Das ist nicht durchschauber, schon gar nicht wenn das Unternehmen Entlassungen tätigt und der Aktienkurs unter das moralische Niveau von Paris Hilton abstürzt. Körperlich kann niemand 4 Mios im Jahr erwirtschaften, das geht nicht! Da müsste er die Autos nicht nur zusammenschweißen, er müsste sie schon in biblischer Manier "erschaffen"... also praktisch aus Scheiße Gold machen! Es ist somit ein riesiger Kokolores, das Gehalt mit klassischen Begriffen rechtfertigen zu wollen. Man kann es eigentlich heutzutage nur über die sehr abstrakte "Verantwortung" lösen und genau DA liegt auch der Hase im Pfeffer. Manager von dem Kaliber tragen im allgemeinen eine enorme Verantwortung dem Unternehmen und vor allem den Menschen IM unternehmen gegenüber. Will heißen: Wer es heutzutage schafft, seinen Konzern in der globalen Welt auf Kurs zu halten und dabei auch noch seine Verantwortung den Beschäftigten gegenüber erfüllt und angemessene Löhne zahlt, ihnen Perspektiven gibt und ihre Arbeitsplätze sichert sowie neue schafft, der soll von mir aus auch solche Summen einkassieren. Dabei immer auf die Globalisierung zu schimpfen ist blinder Aktionismus, denn wenn wir ehrlich sind, generiert sich Wachstum und somit (wenn verantwortlich reinvestiert wird) auch die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen nunmal nur aus Wachstum und das ist ab einem gewissen Niveau nunmal über den Binnenmarkt nicht abzusichern.
Interessant wird es eh erst im Umkehrfall, denn die Verantwortung heißt für mich persönlich auch, daß im Mißerfolgsfall auch verantwortlich gehandelt wird. Will heißen: Abfindungen in Millionenhöhe sind Nonsens wenn man ein Unternehmen gegen die Wand fährt! Die Kohle mag vielleicht das Unternehmen an sich nicht retten wenn man sie quasi "spart", aber man käme in gewisser Weise eben seiner moralischen Verantwortung nach und mit so ein paar Millionen kann man seine Mitarbeiter, welche man entläßt, zumindest über einen Sozialplan etwas sanfter "fallen lassen". Ist nicht der Königsweg, aber immerhin etwas. Was verschwommen ist, ist eben diese Relation. Es ist viel zu leicht geworden nach dem Motto "und nach mir die Sintflut" zu verfahren. Jede Mutter bringt ihrem Kind bei, daß es für den Blödsinn den es verzapft gerade zu stehen hat (mal vorausgesetzt es ist doof genug sich dabei auch noch erwischen zu lassen
). Daraus resultiert halt unser Gerechtigkeitsbild, das momentan immer öfter ausgehebelt wird. Da liegt das Grundproblem bei der Sicht auf diese Diskussion. Die ganzen Banken pleite gehen zu lassen wäre aus Sicht des Staates ebenso unverantwortlich gewesen. Jimmys "alles fließt" beschreibt das ganz gut. Wenn die konkurs machen, ist auch Sense mit Krediten für die Wirtschaft. Wenn die wiederum Leute entläßt, bricht erstens der Konsum rapide ein und zweitens schießen die Sozialausgaben des Staates urplötzlich nach oben. Das heißt jetzt nicht, daß ich den Rettungsplan für gut halte, ganz im Gegenteil, meiner Meinung nach wird gerade da wo es nötig wäre viel zu wenig auf zweckgebundene Verwendung der Mittel und Re-Regulierung gedrängt; aber am Ende ist er allemal besser als nichts zu tun und die Finanzbranche ins offene Messer laufen zu lassen. Heutzutage hängt doch alles miteinander zusammen, wenn irgendwo in Indochina die Grundstückspreise kollabieren, sinken in Miami die Pensionsfonds und in Deutschlad steigt der Einkaufspreis für... sagen wir mal: Litschis aus Botswana. Das sind alles keine Kausalzusammenhänge mehr, aber eben reale Auswirkungen die über das globale Finanzsystem in Bereichen eintreten, die keiner mehr vorausahnen kann.
Bei den Summen um die es da geht, sind 1,5 Millionen Abfindungen doch Peanuts... so zynisch das aus klingt. Und wenn ein Unternehmen läuft, soll der, der dafür verantwortlich ist mMn auch ein größeres Stück abhaben. Denn wer dafür die Verantwortung hat, daß 50.000 Menschen einen Job haben und vor allem behalten, der kann auch mehr einsacken. Nur wie gesagt, wenns bergab geht, dann soll auch entsprechend dafür grade gestanden werden. Man kann grundsätzlich nicht Marktwirtschaft spielen und im gleichen Atemzug die Gehälter vereinheitlichen wollen... idealistisch nachvollziehbar, aber wenn man sich für ein "System" entscheidet, muß man auch das in Kauf nehmen, was einem daran nicht passt. Drum heißt es ja "Privatwirtschaft" und nicht "Staatswirtschaft".
Managergehälter, insbesondere bei krisengeschüttelten Unternehmen, zu beschneiden birgt letztendlich auch eine riesige Gefahr: Die wirklich guten Manager, die, die das Unternehmen braucht, werden dort eben gerade nicht anheuern! Und dann hat man unterm Strich eben genau das erreicht, was man von Staatsseite her garantiert umgehen will: Subentionen in den Wind geschossen UND Tausende von Menschen mehr in der sozialen Sicherung. Als Fazit würde ich für mich mal festhalten, daß man diese Posten halt nicht nur danach besetzen darf, wer sein Wirtschaftsstudium mit Bravour abgeschlossen hat und möglichst skrupellos den Gewinn der Aktionäre binnen eineinhalf Jahren in die Höhe schraubt, sondern halt auch mal drauf achtet, daß die Leute eine gewisse soziale Kompetenz mitbringen. Dann kommt das mit der Transparenz fast schon zwangsläufig zustande weil Investitionen AM oder IN DEN Arbeitsplatz nunmal physisch erlebt werden und die Gelder nicht in Form von Dividenden auf den Nummernkonten dieser Welt versauern.
... na gut, war jetzt das eine oder andere Wort mehr... aber egal, ist ja Wochenende!