Ja, das klingt doch sehr nach einem Selbstmordtext. Die These klingt oben schon an.
Ich habe da gerade erst mit angefangen.
And the signs are passin', grip the wheel, can't read it
Sacrifice receiving the smell that's on my hands... hands... yeah
And I listen for the voice inside my head
Nothin'
Zeile eins einfach mal inhaltlich. Die in Bewegung befindlichen Zeichen können nicht gelesen, identifiziert werden. Halte das Rad an. Das Rad der Zeit ist übrigens eine sehr gängige Metapher.
In der folgenden Zeile wird das Motiv des Anhaltens des Rades mit dem Bild der Hände, auf die sich der Atem niederschlägt, fortgeführt. Kein Bruch.
Recive konnotiert dies Read. - (Pretext am Anfang des Textes passt in das Wortfeld - Kommunikation....) Also: hier wird im Gegensatz zum - nicht Lesen können der Zeichen - etwas empfangen, ein Sinneseindruck von dem Atem, dem Geruch an den Händen. (man kann sich sowas in kalter Luft gut vorstellen)
Aber das ganze ist eingepackt in den Imperativ: Heilige .... diesen Sinneseindruck - von meinen Händen. Verstehe ich so: Gib meinen Händen Sinn und Existenzberechtigung.
Und dann wird nach der Botschaft gefragt, die im Kopf dieses Sprechers auftauchen sollte. Und darauf folgt ein Nothing. Beachte die Wiederholungen. Das ist schon sehr präzise gemacht.
Nothing: Heisst Funkstille. Da ist nichts. Da ist keine Botschaft, die die verlorenen Gewissheiten und den verlorenen Sinn ersetzen wird.
Und dann will er dies selber tun.
Später wird nach der Botschaft - den Stimmen von Freunden gefragt - auch da NOTHING. - Die haben nichts (wichtiges mehr) zu sagen. Der muss ja nicht auch "physisch" einsam sein. Nur dies Physische reicht nicht mehr zum Leben...
Zeichen, innere Stimme, Freunde - können diesem hier nicht den Sinn geben, den er sucht.
Später kommt die Hoffnung zum Ausdruck, in der letzten Sekunde noch Erleuchtung zu erfahren.
Aber die Selbsttötung ist ja ein Tabubruch und widerspricht der Erleuchtung im Todesfall. Sogar das bringt der Text! Denn er hat Zweifel.
Wenn ich Recht habe, ein total dialektischer Text. Dieser will im Grunde nicht sterben, erhofft sich Leben vom Tod.
Die zweite Bilder - und Sprachebene muss noch vermittelt werden. Court State. ..... Wahrscheinlich hängt das über "Zeichen" mit dem anderen zusammen.
Übrigens dies sogenannte Dialektische dem Tod gegenüber wird durchgehalten bis zum Schluss. Da taucht meinem Gefühl nach keine riesengrosse Aggression und Wut auf: wenn der Sinn (vielleicht nicht ganz passend) nicht gefunden wird, wenn Händen und meinem Körper kein Sinn gegeben wird. Verstehst Du, das schlägt dann nicht in blinde Zerstörung um, Sogar der Aspekt der völligen Desintegration des Körpers durch den Tod - nicht mehr meine Hände - tritt zurück. Hoffnung bis zum Schluss und drüber hinaus. Klingt nicht wieder dies "back", als ob man wiedergeboren werde, unter bessere Bedingungen. Aber das Bild der Hände mit dem Atem ist wirklich sehr anrührend.
Dialektisch - (nur kein Umschlagen in Wut und Hass) - und doch Hoffen auf eine heilere Existenz.
Noch mal zu "Nothin', I'll do this one myself"
Formell entspricht das dem, was ich dialektisches Verhältnis zu dieser Selbsttötung genannt habe. Aber das Nothing zähle ich inhaltlich jeweils zur Vorzeile. Die ersehnte Antwort erfolgte nicht. Dass dann unmittelbar von der Tat gesprochen wird, erweckt einerseits den Eindruck, es sei Bilanz gemacht worden. Das abrupte Aufeinanderprallen - entspricht eben formell dieser Dialektik. Aber Hoffnung nach Antwort bleibt wie gesagt diesem Sprecher weit drüber hinaus. Nur ohne Gewissheiten will der nicht mehr... Anders gesagt: Der wäre zu retten gewesen.... Oben habe ich das Wort Bilanz gebraucht. Ist eigentlich auch nicht ganz passend. Wir werden zu Zeugen der letzten Minuten dieses Ich. Zeugen eines Prozesses, der letztlich ....
Aber doch ne sehr traurige Sache... die in diesem tollen Rocksong aufgehoben ist.
Also: Wie schon in mehreren anderen Texten zu beobachten, setzt sich das Ich hier eine Maske auf, lässt jemanden sprechen, der in dieser Lage ist. Ein personales Erzählen in Gedichtform.
(Heisst: es muss sich nicht um Probleme des Dichters selbst handeln. Es kann auch um einen damals (mehr oder weniger) konkreten Fall gehen.) Ausgeschlossen ist nicht, dass hier auch Probleme des Dichters anklingen. Wieso hätte er sich sonst damals so sensibel hineinfühlen können.
Das wäre meine These, meine Interpretation bis jetzt. aber ich muss noch gründlich drüber nachdenken - und das vernünftig ausarbeiten.
Ganz viele Feinheiten sind bis jetzt nicht beachtet.
H.