Horch, wie der knospige Wipfelsaum
sich sträubt, sich beugt, von Baum zu Baum;
mein Sohn, in deinen Wiegentraum
zornlacht der Sturm - hör zu, hör zu!
Er hat sich nie vor Furcht gebeugt!
horch, wie er durch die Kronen leucht:
sei du! sei Du! -
Und wenn dir einst von Sohnespflicht,
mein Sohn, dein alter Vater spricht,
gehorch ihm nicht, gehorch ihm nicht:
horch, wie der Föhn im Forst den Frühling braut!
Horch, er bestürmt mein Vaterhaus,
mein Herz tönt in die Nacht hinaus,
laut - -
Aus "Lied an meinen Sohn" (Richard Dehmel)
Mit Suchen habe ich zur Zeit kein Glück.
Ich glaube, es ist letztlich doch nicht vergleichbar.
Der Vater des Songs scheint seine "Pädagogik" nicht reflektiert zu haben. Es gibt keine Hinweise. Solche Vorsätze wie der hier an der Kinderwiege geraten - dessen ist sich Dehmel durchaus bewusst - später allerdings in Vergessenheit. Dieses "Sei Du" - wendet Dehemel gegen Nietzsche, dem er trotzdem verhaftet bleibt, gegen den Georgekreis, als dessen Antipode er teilweise galt, und gegen das Publikum, die Fans, die ihn damals sehr verehrten. Heisst natürlich - der Dichter kann ziemlich ungebrochen - sich selbst verwirklichen. Oder dann, wenn später die Temperamente aufeinanderprallen, wenn der Sohn grösser wird, wird auch dieser Vater ihm Vorschriften machen (müssen). Aber ich glaube das ist noch zu "abwegig". Vielleicht gibt es bessere Zitate??.
Ein Vergleich könnte allerdings schon etwas bringen
Ist nur eine Spekulation: Vielleicht ist die Formel "I am Mine" schon in diesem Vater-Sohn-Konfilikt angelegt.
Genaueres kann man sicherlich auch herausbekommen, wenn man sich die Texte anguckt, wo Figuren an den Klippen von Kinderzimmer und Schule usw. scheitern.
Ergänzung (später): Eigentlich ist das doch "witzig". Oben steht ein Sohn am Sarg des Vaters. In diesem Text hier steht ein junger Vater an der Wiege seines neugeborenen Sohnes. Beide reflektieren über das Vater-Sohn-Verhältnis.
(jetzt ändere ich nichts mehr an den obigen Postings)
Hajü