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Offline SatanClaus

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am: 29. August 2005 um 14:10
...war schon immer einer meiner Lieblingstitel, und ist hier im Forum komischerweise kaum erwähnt worden. Naja, hab gerade das Pittsburgh-Bootleg mit der Live-Version erstanden, und deswegen geistert mir "Wash" die Tage ziemlich im Kopp rum. Also erstmal der Text....

oh please, let it rain today
this city is so filthy, like my mind in ways
oh there was the time, like a clean, new taste
smiling eyes before me, inches from my face
wash my love
wash my love
wash my love, yeah...
sin the sale, buying just a need
just who planted all the devils seeds
and what's the truth, and the truth that lies at home
it's on the inside, and i can't get it off, yeah...
wash my love
wash my love
wash my love, yeah...
what's clean is pure, but hey, i'm white on the outside, though i stray
what she don't know today, might kill us both tomorrow, bring it back some way
bring it back, bring it back, back to...to the clean form, to the pure form
wash my love
wash my love
wash my love
ooh...


...hab noch nicht genau einen Ansatz gefunden, aber im ersten Eindruck würd ich sagen, es geht um käufliche Liebe - schlechtes Gewissen und so...

...

SC
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Offline Goddess

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Antwort #1 am: 21. Januar 2006 um 00:31
Ich finde "Wash" eigentlich ein wirklich "erotisches" Lied.....ich glaube es handelt von einer Liebe in der man sich wünscht die "reine" Leidenschaft vom Anfang würde wieder zurückkehren.
I'm still alive!!!!Und wie!!!


Offline Der sich 'nen Wolf tanzt

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Antwort #2 am: 21. Januar 2006 um 01:26
Ich finde "Wash" eigentlich ein wirklich "erotisches" Lied.....ich glaube es handelt von einer Liebe in der man sich wünscht die "reine" Leidenschaft vom Anfang würde wieder zurückkehren.
Hey die Idee find ich echt gut!!! Prima... ich hab mir so lange den Kopf zerbrochen und keine Antwort gefunden. Aber das scheint mir wirklich logisch  :)

Passt auch ganz wunderbar zu vielen Textstellen :):
"this city is so filthy, like my mind in ways": Er sieht die Stadt, sieht all den Dreck und irgendwie assoziert er sofort seine Metaphysische Welt mit dieser dreckigen Stadt. Es scheint ihm Schuldgefühle zu bereiten. Vlt merkt er, dass seine Liebe zu der Person ,die er mal liebte, schwindet und fühlt sich schuldig ihr das nicht zu sagen, beziehungsweise ehrlich die Beziehung abzubrechen.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass "oh there was the time, like a clean, new taste" den Zustand des Frisch-verliebt-seins beschreibt.
Sie war für den Protagnisten einfach neu und noch unbefleckt an, da die Beziehung noch keine Konflikte durchlaufen hat und diese bereits von Godess erwähnte "reine" Leidenschaft vorhanden war.
"smiling eyes before me, inches from my face" bezeichnet die Erinnerung an die Liebe zu dieser Person, wie sie einmal war. Dieser Zustand ist es, den sich das lyrische Ich zurück wünscht. "oh please, let it rain today" und "wash my love" sind ausdruck dieses Wunsches, der Sehnsucht nach der alten From der Liebe zu dieser Person. Sie scheint ihm das alles nicht anzumerken, wie die Zeile "what's clean is pure, but hey, i'm white on the outside, though i stray" besagt, dennoch bereitet es ihm ein schlechtes Gewissen ("it's on the inside, and i can't get it off, yeah..."),  vielleicht hat er das Gefühl sie auszunutzen:"sin the sale, buying just a need"

Nur kann ich irgendwie nicht so viel mit:
"just who planted all the devils seeds
and what's the truth, and the truth that lies at home"
und
"what she don't know today, might kill us both tomorrow, bring it back some way"
anfangen ??? hat jm ne Idee?

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Offline Knoedfried

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Antwort #3 am: 22. Januar 2006 um 01:48
Das Lied hab ich in einem Englisch-Aufsatz eingebracht!  :D
Ich denke, ein Teil dieses Liedes beschäftigt sich mit der Tatsache, dass eine gewisse Veränderung auf den ersten Blick gut zu sein scheint, auf den zweiten dann jedoch fatal. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, doch die neue Welt ist unverträglich und man kommt nicht damit klar. Das kann man, wie so oft, auf die Liebe übertragen, das Leben oder spezielle Sachthemen an sich.
Meiner Meinung nach...
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"Wir können im Leben höchstens eine große Erfahrung haben, und das Geheimnis des Lebens ist, diese Erfahrung so oft wie möglich wieder zu haben." Oscar Wilde


Offline SatanClaus

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Antwort #4 am: 28. Januar 2006 um 22:24
Ich finde "Wash" eigentlich ein wirklich "erotisches" Lied.....ich glaube es handelt von einer Liebe in der man sich wünscht die "reine" Leidenschaft vom Anfang würde wieder zurückkehren.

...klingt plausibel für mich.

"just who planted all the devils seeds..." scheint eine Frage nach dem Grund für die in der Zeit aufgekommenen "Misstöne" zu sein (als ob jemand die "Zwietracht gesäät" hat)...

"what's clean is pure, but hey, i'm white on the outside, though i stray": thought I stray - hmmm, streunen  ;) ?? Ich bin versucht das mit "fremdgehen" zu deuten...Dann macht " i'm white on the outside" auch was her, im Sinne von "noch nicht erwischt" worden...

...und dann kommen die Zweifel: "what she don't know today, might kill us both tomorrow..." - naja, wie ich schon sagte, vermute ich da so was wie die Angst vor der "Erkenntnis" des anderen zu sein. Nach dem Motto "was ist, wenn sie es herausfindet".

"bring it back someway" - wiederherstellen des Urzustandes - alles ungeschehn machen - erst in der Reflektion erkennt man, was man vorher eigentlich hatte...

Aber vielleicht ist das auch (wortwörtlich) zu naheliegend.  ::)

SC
« Letzte Änderung: 28. Januar 2006 um 22:32 von SatanClaus »
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Offline Knoedfried

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Antwort #5 am: 28. Januar 2006 um 23:25
Nur rein vom Verständnis her,
wieso sollte man sich den Urzustand zurückwünschen wenn man selbst fremd gegangen ist und der Partner nichts davon weiß?  ???
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Offline SatanClaus

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Antwort #6 am: 29. Januar 2006 um 11:31
Nur rein vom Verständnis her,
wieso sollte man sich den Urzustand zurückwünschen wenn man selbst fremd gegangen ist und der Partner nichts davon weiß?  ???

...hmmm, schlechtes Gewissen - sich wieder in die Augen sehen können... ??
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Offline Goddess

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Antwort #7 am: 29. Januar 2006 um 14:52
Es scheint mir recht plausibel, wie SatanClaus den Song im Detail interpretiert....stray ist in der Tat streunen....und eigentlich unterstreicht das nur mein "Feeling" zu dem Lied.
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Offline moesman

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Antwort #8 am: 29. Januar 2006 um 16:05
Für mich scheint der Ansatz mit käuflicher Liebe irgendwie plausibel. Ich weiß nicht genau, aber ich meine, ich hätte zu der Entstehung des Songs auch schon mal so was gelesen.

"The City, so filthy" könnte auf ein Rotlichtviertel hindeuten, das evtl. etwas heruntergekommen ist, bzw. auf die Atmosphäre, die in solchen Vierteln herrscht. Die Tatsache, dass sich das lyrische Ich aber dort aufhält und nach etwas sucht, wird dann durch "like my mind in ways" ausgedrückt. In gewisser Weise fühlt sich der Protagonist damit aber unwohl und würde die Versuchung gerne wegwischen und wünscht sich daher den Regen, der diesen "Schmutz" von der Stadt, aber auch von ihm selbst wegschwemmt.

"oh there was the time, like a clean, new taste smiling eyes before me, inches from my face" scheint die Erinnerung an die Liebe zu seiner Frau zu sein, im Anfangsstadium der Beziehung, als noch Leidenschaft vorhanden war. Alles "sauber" war, saubere Liebe (Prostitution wird ja i.A. als etwas schmutziges empfunden), das Ich sehnt sich nach dieser Zeit zurück, kann aber nicht umhin, sich die Liebe, die es braucht, zu kaufen. Dies wird dann als Sünde empfunden (sin the sale) und die Prostitution ist ein "Machwerk des Teufels" (devil's seed).

Die Wahrheit liegt am Ende doch wieder zu Hause, dort, wo die Frau sitzt. Der Akt mit der Prostituierten ist daher in dem Moment ein Ausflucht aus der Wahrheit.

Am Ende jedenfalls scheint sich das lyrische Ich die Angelegenheit selbst schön reden zu wollen: "what's clean is pure, but hey, i'm white on the outside, though i stray": "Nach außen hin bin ich der Saubermann, auch wenn ich hier herumstreune"...

"what she don't know today, might kill us both tomorrow, bring it back some way" Die Frau zu Hause weiß nichts davon, aber wenn sie es erführe, würde es beide "umbringen", d.h. die Beziehung zerstören, was das Ich nicht möchte und sich daher nach der puren Form der Liebe zurücksehnt.

Für mich zielt das ganze auf das Bild des "Geschäftsmanns" ab, der zu Hause Frau und Kinder hat, aber gerne mal mit dem Auto ins Rotlichviertel fährt und sich eine Prostituierte kauft, um sich die "Liebe" zu holen, die er in einer erkalteten Beziehung nicht mehr bekommt. Damit wird für einen Moment die Realität ausgeblendet, ohne aber die Lösung des Problems an sich anzufassen.

Das war meine Interpretation der Sache... ;)


Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #9 am: 29. Januar 2006 um 19:14
nur als einwurf:
danke euch für die schönen interpretationen...ich hör das lied grade mal wieder (deshalb) rauf und runter... :)
...and to be yourself is not that easy.


Offline Der sich 'nen Wolf tanzt

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Antwort #10 am: 03. März 2006 um 10:50
Ich finde die Interpretation von moesman auch sehr schlüsslg und treffend. Gut gemacht  ::)
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Offline Goddess

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Antwort #11 am: 12. März 2006 um 01:16
Irgendwie kam es mir heute beim Hören, das beide Interpretationen stimmig sind.
Er geht zu einer Prostituierten weil es ...(hier muss man ja vorsichtig sein im Ausdruck)weil es halt sexuell nicht mehr so klappt so liebesleidensschaftstechnisch und jetzt fühlt er das dadurch wirklich sämtlicher Zauberverloren gegangen ist. Am liebsten möchte er es wieder reinwaschen...............
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Offline Der sich 'nen Wolf tanzt

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Antwort #12 am: 12. März 2006 um 13:32
Irgendwie kam es mir heute beim Hören, das beide Interpretationen stimmig sind.
Er geht zu einer Prostituierten weil es ...(hier muss man ja vorsichtig sein im Ausdruck)weil es halt sexuell nicht mehr so klappt so liebesleidensschaftstechnisch und jetzt fühlt er das dadurch wirklich sämtlicher Zauberverloren gegangen ist. Am liebsten möchte er es wieder reinwaschen...............

Jaaa stimmt, die Interpretationen schliessen sich ja gegenseitig gar nicht aus ::) Mensch... das ich auf so was nicht selbst komm :-\ klasse!
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Offline matthias

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Antwort #13 am: 12. März 2006 um 15:54

Nur kann ich irgendwie nicht so viel mit:
"just who planted all the devils seeds
and what's the truth, and the truth that lies at home"
und
"what she don't know today, might kill us both tomorrow, bring it back some way"
anfangen ??? hat jm ne Idee?



also die "seeds" metapher findet sich auch wieder in cropduster, d.h. also zéhn jahre später in der band chronologie. interessant finde ich die assoziation von "devil, planted und seeds". das subjekt, also "who" bringt den teufel ins spiel. imo geht es (wie auch in cropduster) im weitesten sinne um schöpfungstheorie, in der sich das subjekt selbst in die welt setzt, also ohne hilfe eines transzendenten wesens (z.b. gott). die konsequenz ist aber ziemlich tragisch, denn der teufel, die inkarnation der schlechtigkeit wird durch den prozess der "pflanzung" im subjekt lokalisiert. damit ist dieses aber ungewollt vom schicksal, eben einer transzendenten gestalt, die sich vielleicht im freudschen sinne im unterbewusstsein breit gemacht hat. also eine art paradoxon, die sich bereits in der ersten zeile ausdrückt. ein wollen des subjekts, das in einem dilemma endet.
allerdings habe ich probleme mit der grammatik. "devils" steht nicht im genitiv, drückt also kein besitzzustand aus, sondern im nominativen plural. es stehen also zwei aufeinanderfolgende begriffe im plural, nämlich "devils" und "seeds", die zumindest grammatikalisch keinen bezug zueinander haben. muss ich noch mal drüber brüten. diese zeile ist imo auch in bezug auf die vorige zu sehen, nämlich "sin the sale, buying just a need". derjenige, der sich für käufliche liebe entscheidet, wird zum teufel, zum fremdbestimmten wesen, zu einem der moral und gerechtigkeit lediglich über ein theologischen, nicht-rationalen maßstab bewertet. interessant auch der chiasmus, die gegenüberstellung, überkreuzstellung von wortfeldern: "need", aber vor allem "sin" als begriff, der oft in der theologie zu finden ist, "sale" und "buy" haben imo einen speziell wirtschaftlichen, finanziellen charakter. (mir fehlen die worte zur beschreibung...)


der erste teil der zweiten zeile beginnt mit einer suggestivfrage. diese steht offensichtlich im bezug zur vorhergehenden zeile. die wahrheit liegt nicht dort, im käuflichen menschen, sondern "at home". was könnte das sein? vielleicht die seele, das innere ich, das unverrückbar ist, untäuschbar, weil es immer der teil des selbsts, des individuums ist. "home" hat auch keinen materiellen charakter, sondern wenn man sagt, man fühlt sich zu hause, wird man doch meistens von einem inneren, intuitiven gefühl geleitet. da dieses aber auch nicht rationalen ursprungs ist, ist es auch verwundbar. damit will ich nicht das irrationale vollkommen verurteilen, nur steckt darin auch meist die gefahr in eine unmoralische sache verstrickt zu werden.

"it's on the inside and i cant get it off".
das lyrische ich tritt wieder hervor, nachdem zuvor der auktriale erzähler das wort hatte. in dem "it's" könnte man alles hineinpacken was vorher alles geschah. die subjektivierung der welt, mit all den fatalen konsequenzen, die suche nach der wahrheit, nach moral etc. all dies ist "on the inside" im irrationalen, in der seele, die nicht an dem ändern kann, was ist und was sein soll: "and i cant get it off".

später dann noch sehr schön die gegenüberstellung, der perspektivenwechsel des lyrischen ichs: "i'm white on the outside". "white" kann natürlich, wie oben schon erwähnt, für das gute, das moralisch richtige, das gute gewissen generell stehen. vielleicht hat es auch was mit transparenz, durchsichtigkeit zu tun. jeder der mich sieht, sieht durch mich hindurch.

mach später mal weiter...


Offline matthias

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Antwort #14 am: 12. März 2006 um 20:04
mir ist gerade mal so spontan das wort "geldwäsche" eingefallen.
heisst aber auf englisch etwas völlig anderes. würde auch irgendwie dem kontext widersprechen. vorrausgesetzt "wash my love" ist als befreiung als reinigung von sünden, moralischen aussetzern zu verstehen.

irgendwie bin ich im moment etwas unsicher...