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Tremor Christ Interpretationen

Hajü

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Antwort #30 am: 20. Februar 2004 um 22:50
Ein letzter Nachtrag dazu:

Zucken Christus Liedtext

Erschöpft ist der Seemann... Dahintreibend durch den Sturm...
Verwundete ist die Orgel er links jede... Blutigem auf der Küste...
Prachtvoll war sein Erlöser, sie entdeckt... Ertrinkend in sein wachen...
Täglicher Geschmack das Salz von ihren Tränen, aber... Eine Chance tadeltes Schicksal...

Kleine Geheimnisse, Zuckungen... Zugekehrt beben...
Die kleinsten Ozeane noch bekommen... Große, große Wellen...

Lösegeld bezahlt den Teufel... Er flüstert angenehm Wörter...
Triumphal sind die Engel wenn sie können... Ein bekommen da erste...

Kleine Geheimnisse Zuckungen... Zugekehrt beben...
Die kleinsten Ozeane noch bekommen... Große, große Wellen...

Ich werde entscheiden... Nehmen den tauchen...
Nehmen meine Zeit... Nicht mein Leben...
Warten Sie für Zeichen... Glauben an liegt...
Zu bekommen durch... Es ist göttlich... Halt...
Oh, Sie wissen was es ist wie...

Drehungen die verbeugen zurück, schleppt und... Tropft die Zeile...
Setzt seinen Glauben und lieben in Zucken Christus...


das ist eine Maschinenübersetzung des Textes. Das zeigt, dass wir als Menschen wahrscheinlich in Relation zu so einem Gebilde nie von einem Computer überholt werden können. NIE! NIE! NIE!

Hat doch auch wiederum was mit unserer Würde zu tun.

Gast

Hajü


Hajü

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Antwort #31 am: 21. Februar 2004 um 11:48
Noch ein letzter Nachtrag

Eine Bekehrungsgeschichte: Am Anfang konnte ich den Text immer wieder nur so lesen, wie ich das in der Frage nach dem, was zuerst da war, der Retter oder das Leiden angedeutet habe. Das wäre in dem einen Falle dann so, als ob ein Retter als Verführer gekommen sei, dem der Held des Textes folgte - und alle seine alten Bezüge und Verhältnisse ohne Rücksicht auf Verluste eiskalt verlassen hätte.
Bibel: Saulus fällt vom Pferd und wird Paulus. In der Geschichte ist allerdings nicht von vorherigem Leiden die Rede. Bekehrung.
Populäre Mythen: Unheimliche Begegnung der dritten Art. Dieser Neary ist nur noch von Einem besessen, er baut einen Berg aus Matsch in seinem Wohnzimmer in der Vorortsiedlung. Für die Normalen sieht er verrückt aus. Er muss seiner Vision folgen.
Dass das normale Leben für diesen Neary fürchterlich war, erläutert der Film ausführlichst. Aber der hat garkeine Wahl.
Dann handelte es sich hier eher um einen Fall, eine sogenannte Fallgeschichte. Im Grunde sind die Unterschiede zum "authentischen Sprechen" nicht gross, aber in einem Punkt entscheidend: s.u.
Auch Close Encounters überzeugt die Zuschauer davon, dass der Spinner Recht behalten hat.
Wieso kann man überhaupt bei dem Text auf so eine Lesart kommen? Die Begriffe, um die es hier geht, sind von Sekten und Fernsehpredigern schon oft misbraucht worden.  Amerika ist das El Dorado für diese Kirchen. Die Bushs und Billy Graham.....
Gegen diese Lesart spricht, dass der Text in der Versucher"Scene" grossen Wert auf die Entscheidungsfreiheit legt. Im Grunde könnte ich das hier jetzt also weglassen. Vielleicht hat dieses gleichsam etwas derangiert Wirkende der Engel und Christus etwas mit diesem Thema zu tun. (Sekten und Macht-Misbrauch). Aber das ist dezidiert nicht Gegenstand des Textes. Das Attribut des Verführers hat im Text devil: whispers pleasing words.

Wichtig ist auch noch Faith And Love in der letzten Zeile. Love steht auch im Kontrast zum physich betonten Leiden am Anfang des Textes. In der Lesart Fallgeschichte: Im alten Leben konnte Love nicht existieren, war auf der Strecke geblieben.
Vielleicht dies noch: Love beinhaltet wohl die Sehnsucht, um die es hier geht. Vielleicht ist die eine die Voraussetzung der anderen.
Im Grunde ist nur eine Lesart möglich: Erlösung durch die Wahrnehmung des Göttlichen und die richtige Entscheidung. Wir haben nichts anderes. Das geht das ja auch noch in die Zukunft: wait for sighns. Einer besseren Welt.
Und dies: put my faith in ... könnte doch auch Kapazitäten frei machen für ein Vertrauen, das im sozialen Leben wichtig sein könnte. Ich bleibe dabei: der entwickelt sich zum verantwortungsvollen sozialen Wesen.

H.

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Hajü

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Antwort #32 am: 23. Februar 2004 um 18:58
Doch noch ein letzter Akzent

"Puts his faith and love in Tremor Christ..."

beinhaltet im ersten Teil meiner Meinung nach auch, dass es möglich ist, organisierend mit Gefühlen und Affekten umzugehen. Man kann das (möglicherweise in bescheidenem Masse) lenken, auf etwas (Wichtiges) verlegen, verschieben. Wenn der Segler sich dort vorbildhaft benimmt, wird dort auch was von uns verlangt.
Vielleicht anders miteinander umgehen, mehr Sehnsucht - oder was auch immer.

Der zweite Aspekt ist: Tremor Christ könnte auch etwas von Ekstase haben. Vom eitlen Ich lassen. Temporär. Man denke an die sich drehenden Mönche, deren eine Hand zum Himmel zeigt und deren andere zur Erde weist. Die zur Erde weisende Hand hat auch etwas von Demut.

Andererseits: Vielleicht ertanzt man sich den Gott, der hier gemeint ist, auch einfach nur.

H.

Gast


Offline Steffen

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Antwort #33 am: 03. April 2004 um 16:51
So, bin jetzt endlich dazu gekommen mir Deine Ausführungen nochmal gründlich durch zu lesen...aber ich werde mich hüten hier noch irgendwas zu ergänzen.  ;)
Da muss ich einfach eingestehen, dass mir gerade im sprachlich, stilistischen Bereich die Kenntnisse fehlen...da muss ich mich bei dem Gesagten ganz auf Dich verlassen.

Aber das ist auch der Punkt der mich sehr wundert...so viel ich weiß, kommt Ed aus sehr bescheidenen Verhältnissen und hat keine lange Schlullaufbahn oder gar ein Studium absolviert.
Er ist zwar jemand der sehr viel liest...aber soviel ich weiß weniger Literatur sondern eher politisches und aktuelles Zeug. (Da kann ich mich aber auch irren)
Was mich da also wundert ist diese große sprachliche Tiefe, die ja an sich nicht von ungefähr kommen kann, oder seh ich das falsch?


Offline stupidmop

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Antwort #34 am: 13. April 2004 um 02:37
Aber das ist auch der Punkt der mich sehr wundert...so viel ich weiß, kommt Ed aus sehr bescheidenen Verhältnissen und hat keine lange Schlullaufbahn oder gar ein Studium absolviert.
Er ist zwar jemand der sehr viel liest...aber soviel ich weiß weniger Literatur sondern eher politisches und aktuelles Zeug. (Da kann ich mich aber auch irren)
Was mich da also wundert ist diese große sprachliche Tiefe, die ja an sich nicht von ungefähr kommen kann, oder seh ich das falsch?

ichseh das ca. genau so. ich glaube gar nich, dass ed sich da so extreme gedanken drumm macht, was er schriebt. vieles  gibt sicherlich anlass zum interpretieren/diskutieren, aber ich denke, eddie will oft einfach nur eine geschichte erzählen anstatt einen hochinterpretierbaren text hinzusetzen.. sicherlich ist manch text so zu sehen, wahrscheinlich ist tremor christ so ein interpretierbarer text. aber meiner meinung nach sind texte wie zb black einfache geschichten, wo er selbst gar nich so extremen wert auf interpretierbare tiefe legt
« Letzte Änderung: 13. April 2004 um 11:25 von stupidmop »


Hajü

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Antwort #35 am: 13. April 2004 um 14:24
Hallo

Nach längerer Überlegung antworte ich doch. Auch auf die Gefahr hin, dass eine Diskussion abgewürgt wird.

"Er ist zwar jemand der sehr viel liest...aber soviel ich weiß weniger Literatur sondern eher politisches und aktuelles Zeug. (Da kann ich mich aber auch irren)
Was mich da also wundert ist diese große sprachliche Tiefe, die ja an sich nicht von ungefähr kommen kann, oder seh ich das falsch? "

Es würde mich sehr wundern, wenn ein Hochschulstudium, wie es bei uns praktiziert wird, einen zum Dichter oder Komponisten machen könnte. Wenn man sich dagegen amerikanischen Literaturunterricht anguckt: Beispiel - Mythen des Alltags: "Der Volltreffer", ist es eine Anleitung zum Schreiben selbst, oft ziehen die da noch Schriftsteller als Lehrer zum Unterricht heran. (Didaktikausbildung = 0). Vor Kurzem gab es da noch einen Film mit Michael Douglas, der als Lehrer - in seiner Freizeit schon ewig (im schlampigen Morgenmantel) an einem Roman schreibt und nicht zu Potte kommen kann. Der begegnet einem "echten" Talent in seinem Unterricht.

Oder bei Steven King kann man auch Darstellungen des da üblichen Literaturunterrichts finden. (Shining? in jedem Fall in einem anderen Roman - ausführlich, ich glaube in dem Text, wo die Romangestalt selbst anfängt zu morden. Da setzt er sich noch mit den Moderneversuchen von 1968 auseinander)
Dieser Literaturunterricht grassiert an den amerikansichen High-Schools. (Glaube ich) - Die haben ja auch die kürzeste kulturelle Tradition.

Bei uns gibt es wenig Ansätze, die zum kreativen Umgang mit Literatur anhalten. - Stefan George verbot es seinen Jüngern, Texte zu analysieren. Andacht und Auswendiglernen war angesagt. - Dieser Kreis hat viele "Talente" hervorgebracht. Seltsamerweise. Hier ist die Meinung, dass Kritischer Umgang mit Texten Kreativität, das Schöpferische erstickt. Ist aber bestimmt nicht wahr.

Auch die Anthroposophen haben einen anderen Zugang.

Im Bereich Trivialliteratur - Waldmann heisst er glaube ich - gibt es Didaktik und Material zum selber schreiben. Pragmatik
Aber im Grossen und Ganzen konnte sich in unseren Breiten der Kreative Zugang nicht durchsetzen. Der ist auch keine Garatie dafür, dass Schriftsteller, Dichter, Musiker entstehen. - und obendrein Erfolg haben.

Es ist ja auch eine Methodenfrage. Hier wird - so wie wir das alle in der Schule lernen - textimmanent - im Grunde hermeneutisch verfahren. Dass dieser Unterricht vielen von uns die Lust - auf texte verleidet hat, hat Mindcrime schon geschrieben. Bei Heinrich Mann - im "Untertan" gibt es die passende Stelle dazu. (Ich hatte einen Deutschleher, dessen Begeisterung absolut ansteckend war.)

Zum (textimmanenten) Interpretieren wie es in diesen Postings möglich ist.  
Einerseits geht es dabei um Verstehen - und Horizontweitung.
(So ein Gadamer-Schüler - gängig, - steht irgendwo jetzt unerreichbar im Bücherregal - eine akzeptable Form der Hermeneutik)
Ich hab das auch schon angedeutet. Ist auch ein Akt der Verlebendigung. Ein Zugang unter Vielen.

Ein Kurzschluss ist aber dabei die Frage - habe ich auch schon geschrieben - was es wirklich bedeutet kann nur der Autor beantworten. Von der Theorie her - der Text - oder Song, wenn man dies denn übertragen will, ist autonom, wird als autonom betrachtet.  Und dieser Autor gibt nicht gerade präzise Auskünfte über die Bedeutungen.
Ein viel zu kurzschlüssiges Argument ist allerdings - warum sollte er es schreiben, wenn er es interpretieren könnte.
@Steffen - Dein Argument - kannst Du so nicht halten.
Ein Studium erzeugt keinen Künstler - auch nicht in Amerika.

Was hilfreich ist bei den Kunstakademien, dass man den Diskurs kennenlernt - und in die Kreise kommt. Aber Literatur wird bei uns in der Regel anders unterrichtet. Kritisch - "wissenschaftlich" usw. Germanisten enden - wenn überhaupt - in den Schulen. In der Regel.




"einfache Geschichten".

Warum wird jemand zum Repräsentanten, warum hören ihm über Jahre hinweg - auch immer neue Zuhörer - zu? Vielleicht ist das auch die Frage.

Wenn ich mir hier die Seiten angucke, habe ich ja fast so den Eindruck, es handelt sich auch ein bisschen um eine Kulturbewegung - im weitesten Sinne. Wieso gelingt es denen, Leute zusammenzubekommen? Nur wegen der Musik?
nur wegen der Klänge? Und wenn ich genau hingucke, finde ich hier ein ganz beachtliches Bildungs- und Ausbildungsniveau.  :D(Ich kann das ja hinterher rauslöschen - oder den ganzen Beitrag löschen)
(Bei solchen Sachen, wie diesen ganzen Umbrüchen z. B. auch Kriegen hat man doch gern ein "Dach über dem Kopf".
Wo kommt die Spiritualität her, die in manchen der Texte zu finden ist? Was sind die Einflüsse? Häufige Kirchenbesuche an der Hand der Mutter können ein Kind schon beeindrucken. Diese vielen "Erlösungen", die auffallen. Wie schon gesagt - Fragen an Theologen.

sogenannte Begabung spielt eine Rolle.
Herkunft ...

Oder gibt es vielgeliebte Dichter? aber ich habe zu wenig Ahnung von angelsächsischer Literatur. Oder - das hatte ich in der email ja auch schon ausgeschieden - die Texte entstehen in Teamarbeit? Wäre ja auch keine Schande.
In Traditionen stehen wir alle drin.
Vielleicht sollte man auch mal überlegen, was in Politik und Gesellschaft los war, als Grunge begann. Möglicherweise begann  es  als Antwort auf die Ära des Schauspielers Reagen, Milton Friedmanns und des (neuen) Neoliberalismus.

Ach ja, irgendwann mal - wird das mit den Einflüssen erforscht werden. Aber den Musikern alleine darf man das nicht überlassen. Da gibt es eine Menge Themen. Auch zur Musikindustrie usw.
Ich glaube, das ist alles müssig. Entweder wir interpretieren - oder nicht.
@mindcrime - ich versuche heute noch ... jetzt habe ich mich "verzettelt".
In Hast

H.

« Letzte Änderung: 14. April 2004 um 10:22 von Hajü »


Hajü

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Antwort #36 am: 13. April 2004 um 14:47
Noch eine Ergänzung:

Die erwähnten Literaturangaben - Chomski u. a. sind auch didaktisch gemeint. Und es ist ein Bekenntnis zum anderen Amerika - das sich in den Medien quasi nicht mehr bemerkbar machen kann.

H.


Hajü

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Antwort #37 am: 13. April 2004 um 16:25
Fast hätte ich noch was vergessen:

@stupidmop, Du hast absolut Recht. Es sind einfache Geschichten. Was passiert schon in "Black". Einer sitzt im Zimmer, weiss nichts mit sich anzufangen. Dann macht er einen Spaziergang. Oder "Crazy Mary" schildert einen Traum eines in einer Kleinstadt Lebenden. Interpretierbare Tiefe?

Hajü
« Letzte Änderung: 14. April 2004 um 10:20 von Hajü »


Offline Steffen

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Antwort #38 am: 13. April 2004 um 21:36
Du hast mit dem Literaturunterricht glaub ich absolut recht.
Ich hab ganz vergessen, dass Ed "Long Road" für seinen verstorbenen Literatur- und Theaterlehrer geschrieben hat...der Kreis schließt sich.
 
Aber eine Frage...
Wieso willste den Beitrag löschen? Ich hab da einiges raus erfahren!

Noch was:
Bereits die Texte auf Springsteens "Born in the USA" (1985) waren sehr stark von den Reagonomics beeinflusst...die Politk hat ja auch das ganze Gesellschaftsbild in den USA stark geprägt...von daher auf jeden Fall ein Einfluss auf die Grunge-Bewegung.
Aber ich empfinde es irgendwie so, dass die Texte von PJ erst wirklich ab Yield (1998) starken politischen Bezug bekommen haben...
Vitalogy war stark von der Zeit des Hypes und dem damit verbundenen "Rummel" um die Band geprägt (Not for you, Corduroy, Satan´s Bed), No code ging dann sehr stark in die Richtung persönliche Selbstfindung (Sometimes, Who you are, Present Tense, etc.) und Yield wurde dann deutlich politischer! (Wobei Ten und Vs. nicht kategorisierbar sind)
Aber das ist jetzt alles meine sehr subjektive Meinung!



Hajü

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Antwort #39 am: 13. April 2004 um 22:01
Hallo

@Steffen - dies Wissen, diese ganzen Kenntnisse müsste man hier nutzen.

löschen - ich meinte, ich hätte zu dick aufgetragen.

Heinrich Mann - Der Text ist in "Professor Unrat". Gemeint ist natürlich ein noch schlechterer Literaturunterricht, (Deutschunterricht) als er heute üblich ist. - So schlecht sind an den deutschen öffentlichen Schulen allerdings auch wiederum nicht - jdenfalls im Vergleich zu den obigen Darstellungen über amerikanischen Unterricht, die ja wohl nicht völlig aus der Luft gegriffen sein können (Pisa hin und her)

Politik - ich meine schon einen weiten Politikbegriff. Auch Spiritualität oder Formen von Verweigerung können meiner Meinung nach zutiefst politisch sein.

Die Alben haben schon durchdachte Konzepte?
H.
« Letzte Änderung: 13. April 2004 um 22:17 von Hajü »


Offline stupidmop

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Antwort #40 am: 14. April 2004 um 22:17
(Wobei Ten und Vs. nicht kategorisierbar sind)


also ich persönlich empfinde vs. als ein ehr gesellschaftskritisches album (zb. glorified g, wma oder auch blood) wobei das natürlich alles interpretationssache ist..

ach, btw (wollt dafür net unbedingt gleih nen neun thread aufmachen): versteht (oder kann jemand erkennen) was im vs. booklet mit der seite zwischen wma und blood gemeint ist? der nette herr hatte da wohl ne leicht unruhige hand  ;)
« Letzte Änderung: 14. April 2004 um 22:17 von stupidmop »


Aminte

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Antwort #41 am: 29. Juni 2007 um 21:49
Tremor Christ

Einer meiner Lieblingssongs, obwohl ich ihn, paradoxerweise, nur schwer ertragen kann. Wenn ich mir mal so richtig wehtun will, muss ich nur 1 Stunde lang ununterbrochen die Live-Aufnahme aus '95 (Seattle) anhören - danach kann ich dann die Scherben meiner selbst vom Fußboden kehren... Aber manchmal muss das wohl sein. Zwei Stunden später gehts dann wieder. Bei den meisten PJ-Songs ist das genau andersherum. Alive richtet dich schon während des Songs wieder auf. Bei TC ist das anders. Nix mit: wenn du schon auf dem Fensterbrett stehst, dann holt dich PJ's Musik wieder zurück. Für mich der einzige Song, wo ich bei Dauerbeschallung echt Schwierigkeiten kriege. Nicht mal, dass ich anfällig für sowas wäre. Ich finde den Song nur irrsinig quälend. Die Hoffnung, die Hajü darin finden will, sehe ich nicht. Nicht, wenn ich ihn höre. Nicht in dieser Live-Version.
Hab trotzdem/gerade deswegen mit wachsender Begeisterung Hajü's Interpretation gelesen. Nee, Interpretation ist das falsche Wort. Analyse. Sezierung.
Zuerst dachte ich, noch so ein pseudointellektueller Spinner, der meint, er könne kraft seiner Wassersuppe, Freud, Nietzsche und Schopenhauer gelesen zu haben, nun mal schnell little Eddie Mueller psychoanalysieren. Das war bei - was weiß ich, jedenfalls das erste, worüber ich gestolpert bin. Es war spät, und ein Thread, der von einer einzigen Person bestritten wird, war mir irgendwie grundsätzlich suspekt.
Der Zweite war dann ein Song, der mir wichtig war. Black. Den hab ich wirklich gelesen. Und dachte, ups, das ist ja gar nicht uninteressant. 'n büschen langatmig, aber nicht undumm ;)
Tremor Christ hab ich dann irgendwann gezielt gesucht. Und bin gebannt gefolgt. Wusste immerhin schon, dass Hajü nicht gerade der typische Fan ist und so gar nix über uns' Eddie weiß. Die ganzen Zusammenhänge fehlen, das wird eine reine Text- und Sprachanalyse. Und so unvoreingenommen, wie ich es niemals hinkriegen würde, weil ich mich nun mal sofort und auf der Stelle in die Stimme verliebt hab. Die Texte kamen später, ich hab nicht viel mehr als Bahnhof verstanden, Mr. Vedder ist schuld, dass mein Englisch heute wenigstens leidlich ist. Ich wollte UNBEDINGT wissen, was das heißt. Und noch unbedingter, was das bedeutet...
Auch wenn der tread schon seit Jahren tot ist - der Song ist es nicht, PJ sind es nicht und Eddie lebt offensichtlich auch noch. Und nach so vielen Jahren fällt mir vielleicht auch noch das eine oder andere zum zitternden Christus ein.
Nochmal ein Kommentar an Hajü: auch wenn du schon lange hier nicht mehr aktiv bist, wie es aussieht, meinen ersten Eindruck hab ich schon lange revidiert. Die Analysen haben sich dann doch bei Tage als nicht bloß sinnloses und selbstbeweihräucherndes Umsichschmeißen mit halbverstandenen Fremdwörtern entpuppt, sondern als unvoreingenommene und bemerkenswert intelligente Annäherungen (und dankenswerterweise von ganz anderer Seite) an eine ziemlich faszinierende - ja, immer noch - Person, die eine ganze Menge Leute auf ganz verschiedene Weise erreicht hat.

Ich hab Eddie ja auch immer eher als Dichter gesehen, obwohl ich weiß, dass Ed himself jetzt Zeter und Mordio schreien würde - "ich schreibe keine Gedichte, ich hab immer Songs im Kopf". Ich auch, DIE Stimme kriegt man da wohl nicht mehr raus, wenn sie einmal drin ist. Trotzdem sind die Texte sehr wohl für sich selbst aussagefähig. (Wenn man das Ächz und Stöhn weglässt...) Wie Hajü wohl recht eindrucksvoll bewiesen hat.

Wie war das? Wie kann ein Typ, der aus eher einfachen Verhältnissen stammt, derart tiefe Texte schreiben?
Was DAS angeht, stimme ich Hajü voll zu: ein Studium befähigt noch lange nicht zu SOWAS. Du kannst zwanzig Jahre studieren, und nicht mal annähernd diese Sphären erreichen.

Ich glaube, was Hajü allerdings vernachlässigt ist, dass einige sprachliche Ungereimtheiten, oder unsaubere Ausdrucksweisen, whatever, ab und an sehr wohl auf Eddies nicht hundertprozentig sichere Rechtschreibung zurückzuführen sind. Zumindest einmal hab ich ihn - stolz sein, in der Regel schieb ich ja alles auf meine alles andere als perfekten  Englischkennnisse, aber da war's mal eindeutig, ich weiß nicht mehr wo, aber es gab da mal was, einmal... - dabei ertappt, dass auch Mr. Halbgott himself auch mal Fehler macht. Seitdem sehe ich seine Sprache zwar als sehr intelligent und überlegt, aber nicht unbedingt rechtschreibtechnisch und grammatikalisch perfekt an. Sowas sollte man also in Sprachanalysen einbeziehen. Nicht alles ist Absicht...
Außerdem vermisse ich in Hajüs Interpretationen einen gaaaaanz wichtigen Punkt: wo, bitte, bleiben die Pünktchen? Und das beim Meister der Auslassungszeichen... Ist mal jemandem aufgefallen, dass bei wichtigen Stellen oft vier und nicht bloß drei Auslassungszeichen stehen? Im emotionalen Überschwang kann man sich ja wohl mal verzählen... Zumal, wenn man auf 'ner alten Schreibmaschine schreibt.
Jaja, die Krümelkacker.
Manchmal sind's aber grad die Krümel. Denkt an den Streußelkuchen. Was wär der ohne?
Aber die Internetgeneration hat da wohl eh keine Chance. Solche Feinheiten findet man eben doch bloß in den Originalbooklets. Was dann doch für die althergebrachten Vertriebswege spricht, solange nicht etwas adäquates da ist. Zudem Ed nun mal eine ziemlich undeutliche Aussprache hat. Er würde längst in der Hölle schmoren, wenn es denn eine gäbe, so oft, wie ich ihn schon wegen seiner Nuschelei dahin gewünscht habe.
Mann, Junge, wenn du dich schon so kryptisch ausdrückst, mach's wenigstens deutlich. Nicht jeder ist native speaker.

Langer Rede gar kein Sinn, wie war das noch gleich? Tremor Christ...
Auch so ein Song mit einigen Pünktchen.
Immerhin schreibt er ordentlich. Die Schreibmaschine war wohl gerade nicht zur Hand, aber wie on tour sieht das auch nicht aus. Der Titel relativ geschmiert, mit nem Krakel rechts und links - mit etwas Phantasie als (fast archaische) Zeichnung zu erkennen - Kopf und ausgestreckte Arme, rechts und links das gleiche, könnte einen Schwimmer darstellen, einen "toten Mann", aber auch einen, wenn gedreht, der die Arme gen Himmel/Hölle streckt. Aber egal, wie man es dreht, für mich eher einer, der am Ertrinken ist, als einer, der die Sonne grüßt.
Nee, toter Mann. Der liegt auf dem Wasser. Fragt sich bloß, wie lange noch.
Auffällig ist die Trennung Chorus - Verse. Links verse, rechts chorus. Links Versalien, rechts gemischte Schreibweise. Links eher Druckschrift, rechts schon fast Handschrift. Nicht wirklich, der Text ist nicht "mal eben so hingekliert", wie es ja auch vorkommt. Aber es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen rechts und links, und der Chorus ist schon fast "normale" Handschrift.

Ich glaube, dass die überarbeiteten Stellen, die mit der sauberen Handschrift, ein Zeichen dafür sind, dass sich da versteckt wurde. Was, wer auch immer sich verstecken muss. Immer, wenn es sehr, sehr persönlich wird, verzichten wir auf solche Manöver. Das ist pur, das ist so, wie es, wann auch immer, hingekritzelt wurde. Da passiert das Verstecken auf andere Art. DIESE Zeilen sind sehr viel kryptischer... und sehr viel erhellender, WENN man sie denn versteht.
Was ich mir nicht anmaßen will. Alles nur Vermutungen...

Ich versuche gerade, Hajü zu vergessen. Weiß nicht, ob's gelingt.

Little secrets,
tremors...
turned to quake...
the
smallest oceans
still get...
big, big waves .

Man beachte das Leerzeichen vor dem Punkt...

Ich halte DAS für die Schlüsselzeilen für den Song. Enträtsele das, und du hast den Schlüssel für den Rest. Diese ganze Gedöns von wegen: ich weiß nicht, ob das nun maritime oder religiöse Bilder sind, erübrigt sich, glaube ich, mit der Lösung für dieses Rätsel.
Ich glaube nämlich, dass der kleine Eddie aus Seattle das mit diesen Doppel- und/oder Mehrfachbedeutungen mit Absicht macht, nur um uns - nein, nicht zu verarschen. Aber vielleicht will der auch nicht, dass wir ihm zu sehr in die Karten gucken.
Und irgendwie denke ich, ich sollte hier ganz dringend aufhören. Ich hab nicht die leisteste Ahnung, ob ich weiß, was in diesem Hirn vorgeht. Aber ich hab die leise Ahnung dass, wenn auch nur die geringste Chance dafür besteht, ich aufhören sollte, diesen ganzen Scheiß zu analysieren.
Diese Sprache ist wirklich toll. Schwer beeindruckend. Aber der Schlüssel dazu, der liegt woanders. Nicht bei Freud, nicht bei Nietzsche, nicht bei Schopenhauer. Vielleicht sollten wir alle mal auf einen Baum klettern. Einen großen.
Einen, auf dem DIE drei noch nicht waren.

Nochmal an Hajü: Es ist schade, dass du nicht mehr dabei bist.
Mir ist es peinlich, soooo lange posts zu schreiben. Aber ich kann auch nicht anders. Manchmal geht es in zwei Sätzen. Manchmal eben nicht. Hier nicht. No chance.
Ein Zehn-Zeilen-Song. Aber soviel drin, da reicht vermutlich ein Leben nicht wirklich....





Offline Jimmy The Exploder

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Antwort #42 am: 03. Juni 2008 um 00:59
wie wärs mit ehebruch?

der wankende gute christ

winded is the sailor...drifting by the storm
>>unwetter, abgedriftet, nicht herr der situation, möglicherweise eine andere Frau oder aber der ehekrach/das Beziehungsproblem

Wounded is the organ, he left all...bloodied on the shore...
>>das herz des sailors, gebrochen, abgetrieben, über bord, er liebt sie nicht mehr

Daily taste the salt of her tears, but...a chance blamed fate...
>>daily...sie liebt ihn aber noch, deswegen die tränen...jetzt wirds schwer, ein chance...der zufall änderte das schicksal...sowas in der richtung. letztlich ähneln sich die beiden begriffe ja. vielleicht wurde für den sailor durhc die pure versuchung (die chance) das schicksal geändert...aus diesem grund kostet er jetzt auch täglich von den tränen seiner partnerin

Gorgeous was his savior, sees her...drowning in his wake...

>>oh wie schön die andere (savior) ist, aber er sieht sie (her=wieder seine frau) in seinem erwachen (=neuverlieben) ertrinken (da sie ihn ja noch liebt).
vielleicht ist das auch wörtlcih zu nehmen. wenn einen dinge beschäftigen liegt man wach im bett..neben seiner partnerin möglicherweise, welche das natürlich merkt...

Little secrets, tremors...turned to quake...
The smallest oceans still get...big, big waves...

>>ich denke hier ist die introspektive dran. der sailor hat geheimnisse..liebt eine andere...letztlich lässt sich das nicht verheimlichen oder irgendwie überspielen...am ende...big, big waves..

ransom paid the devil...he whispers pleasant words
>>faust. die versuchung wird immer deutlicher, der teufel will auslöse zahlen, redet ihm zu die frau zu verlassen
>> oder: Selbstmordthema? ist dies der ausweg, winkt die hölle..wobei auhc bei ehebruch im christlichen glauben die hölle winkt!

Triumphant are the angels if they can... get there first...
>>könnte ne weniger bedeutungsschwangere Zeile sein, obwohl sie mir ziemlich gut gefällt. zwei möglichkeiten: etweder, die engel holen ihn vorher ab (er stirbt, mgl an nem gebrochenem herzen)
oder die engel halten ihn ab vom ehebruch, er findet in seinem glauben die stärke weiterzumachen mit seiner frau.

I'll decide...take the dive...
Take my time...not my life...

>>er entscheidert sich dafür abzuspringen. er wählt das absitzen von zeit, nicht etwa den genuss seines lebens

Wait for signs...believe in lies...

>>wartet auf die zeichen, die ihm bestätigen, dass er richtig handelt. seine liebe - eine lüge. oder aber auch die direkte anspielung auf den glauben...wartet vergeblich auf die zeichen, glaubt weiterhin an die lügen des christentums und bleibt auch damit letztlich bei seiner frau.

To get by...it's divine...whoa...

>>nur um zu überleben, nicht in der hölle landen zu müssen...göttlichkeit, schicksal

Oh, you know what it's like...
>>do you?

turns the bow back tows an d drops his line

das wendemanöver, er war kurz davor mit seinem glauben zu brechen, mit seiner liebe zu brechen
puts his faiuth in love and..tremor christ
yeah..legt sein schicksal in die hände der "liebe" zu seiner nicht mehr geliebten frau und ist deswegen immernoch der tremor christ
oder es bezieht sihc nur auf den glaube und die liebe zum glauben ist gemeint.

letztlich kann man imo sowohl die glaubensfrage als auch die beziehungskiste nehmen. beide ähneln sihc und verschwimmen zunehmend. ein problem (die liebe zu einer anderen, der saviorin, oder aber zu gott als savior)
wird zu zwei problemen, indem die ehe in frage gestellt wird. also dann der ehebruch aus moralischer und religiöser sicht.
dan wieder verschmilzt das ganze zu einer synthese aus glaubens und/oder beziehungsfragen. vielleicht ist ja auch die beziehung zu gott gemeint. schlichtweg der zweifel stünde dann im raum!

also..ich hab mir nciht alles durchgelesen, was jetzt vorneweg stand..mir war nur grade mal so, diesen wunderbaren text zu analysieren...wo findet man das heute schon noch im musikbiz..imo ganz große lyric :)
...and to be yourself is not that easy.