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Tremor Christ Interpretationen

Offline Steffen

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am: 02. September 2002 um 15:21
So dann will ich mal meinen Lieblingstext nochmal genauer unter die Lupe nehmen...aber seid gewarnt...ich glaub es wird lang...
"Tremor Christ" ist wie ich finde gerade deswegen ein so schöner Text, weil er klasse Bilder (Metaphern?) beinhaltet, und dies auch dazu führt, das man ihn vielseitig auslegen kann, zu dem finde ich das wie bei keinem anderen Song die Musik den Text sehr gut unterstützt.
OK los...

Winded is the sailor...drifting by the storm...
Wounded is the organ he left all...bloodied on the shore...

In diesem ersten Abschnitt wird beschrieben, wie die Hauptperson (The sailor) ermüdet vom Sturm ist, und er sein Organ (sein Herz!) blutend (verletzt) am Ufer zurücklies.
Um es vorwegzunehmen...ich denke, dass der Song sich um eine zerbrochene Beziehung des Sailor dreht. Deswegen sein blutendes Herz, was er an Land zurückläßt (bei seiner Liebe an Land).


Gorgeous was his savior, sees her...drowning in his wake...
Daily taste the salt of her tears, but...a chance blamed fate...

Hier wird schön beschrieben, wie er seine Liebe noch immer vor Augen hat...er sieht sie in seinem Kielwasser (wake) praktisch untergehen...und zudem hat er noch immer das Gefühl ihre Tränen zu spüren. Das nächste ist sehr interessant im Text der Vitalogy steht genau wie oben "a chance blamed fate", ich glaube aber das Ed singt "I just plain fade" (hört mal genau hin!) was auch irgendwie vom Sinn gut paßt.


Little secrets, tremors...turned to quake...
The smallest oceans still get...big, big waves...

Der Refrain, denke ich, beschreibt warum die Beziehung zerbrochen ist...das kleine Unstimmigkeiten (tremors) zu einem richtigen Beben erwachsen sind.


Ransom paid the Devil...He whispers pleasing words...
Triumphant are the angels if they can...a get there first...

Sehr klasse die Beschreibung wie der Teufel schon Lösegeld (ransom) für seine Seele bezahlt hat und ihm verlockende Worte flüstert (Selbstmordgedanken!).
Aber das die Engel noch nicht verloren haben...


I'll decide...take the dive...
Take my time...not my life...
Wait for signs...believe in lies...
To get by...it's divine...whoa...
Oh, you know what it's like...

Hier gehts langsam zum "Höhepunkt" (auch musikalisch unterstützt). Er entscheidet selbst, ins Wasser springen (Selbstmord)?
Aber, nein, "take my time not my life" also kein Selbstmord...es ist gottgegeben (divine), ob er tatsächlich den Schmerz aushält! Hört euch mal an wie Ed das whoa singt...hier hört man richtig wie er "im Text ist" und den Schmerz richtig spürt!


Turns the bow back, tows and...drops the line...
Puts his faith and love in Tremor Christ...

Hier ist jetzt die Wende zum Positiven! Wie er das Schiff umdreht und seine Route verläßt, um wieder zurückzufahren...und sein ganzes Vertrauen und seine Liebe nochmal in die Person (Tremor Christ) investieren will, die ihm den Schmerz verursacht hat. Interessant die Frage was "Tremor Christ" wohl bedeutet...direkt übersetzt so etwas wie "Zitter-Christus" ...ich denke er meint eine Person die für ihn sehr wichtig ist, fast schon wie ein Messias, diese Person ist aber gleichzeitig sehr unzuverlässig und enttäuscht ihn immer wieder.
Hier ist wieder Ed´s Gesang phantastisch...hört mal wie sich seine Stimme von "you know what it´s like" zu "Turns the bow back" verändert...super wie das den Wandel im Text unterstreicht!

Großartiger Song  :D



Offline Lucky Luke

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Antwort #1 am: 02. September 2002 um 17:36
Joa gut zum Text fällt mir nicht mehr allzuviel ein, wollte aber nur mal gerade sagen das Tremor Christ ein ganz, ganz großartiger Song ist und ich mich immer wieder aufs neue wundere, das er nie zu einem der ganz großen Klassiker der Band wurde....

Hoffe dies ist mir gestattet, danke!
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Sabien

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Antwort #2 am: 04. September 2002 um 13:17
Hi!
Kann es sein, dass es bei deisem Song um Glauben geht? HAbe ich mal irgendwo gelesen und es würde doch auch "gut passen", oder?

Ich weiß, Ed ist nicht gläubig, aber das schließt ja das Thema nicht aus.

Egal. Ich liebe diesen Song, auch wenn er für mich noch nie soviel Sinn ergeben hat *lol*



Offline Steffen

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Antwort #3 am: 05. September 2002 um 11:05
Ja, ich denke das Glauben auch eine mögliche Interpretation ist...dieser Text läßt wirklich viele zu...im Grunde geht es immer darum, dass jemand sein Vertrauen in irgendetwas steckt was ihn schon (öfter) enttäuscht hat...


Offline Lucky Luke

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Antwort #4 am: 05. September 2002 um 13:51
Hmm ja vielleicht um eine Person die den weg zurück zum Glauben gefunden hat...(but, who?)
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Offline Evenflow

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Antwort #5 am: 18. Oktober 2002 um 02:05
Hi!

Als ich eure Interpretationen las, hab ich mich genötigt gefühlt den Song 3 Mal anzuhören, dabei kam mir der Geadanke, daß es hier auch um das allgemeine Dilemma des Christentums gehen könnte, was Ed einfach auf eine Liebesgtory übertragen hat. Der Widerspruch zwischen den Idealen der Bibel und dem Handeln des Kirchapparates, die Scheinheiligkeit besonders US-amerikanischer Kirchen eben übertragen auf die Gefühle eines Christen, der seine Liebe (der Glaube) nachtrauert, weil er von ihr verraten wurde!
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Hajü

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Antwort #6 am: 15. Februar 2004 um 01:52
Hallo
Vielleicht hätte ich schon längst was schreiben sollen.

Turns the bow back, tows and...drops the line...
Puts his faith and love in Tremor Christ...

Winded is the sailor...drifting by the storm...
Wounded is the organ he left all...bloodied on the shore.

Ich habe mein "Online-Wörterbuch" nach allen Regeln der Kunst gewälzt. Habe aber noch immer keine Sicherheit bekommen, um was es sich bei der Zeile "Turns the bow back, tows and drops the line" handelt.

Nehmen wir an, eine Truppe von Seglern unterhält sich, würden diese Redewendungen zu ihrem Sprachgebrauch, zum Seglerkanon, (Seglerslang, Nautikwörterbuch) gehören? Oder würden Jäger, Kämpfer sich so unterhalten können? Bedeutet Turns The Bow back - ein Segelmanöver,  Würde sich also an die erste Zeile des Anfangs des Liedes anschliessen. Oder entspannt der Jäger oder Schütze so seinen Bogen? Würde auf Wounded in der zweiten Zeile des Anfangs sich beziehen. Oder ist beides möglich? Bow bedeutet doch auch Bogen. Wäre es Bogen, wäre hier von dem Retter und der Art der Rettung die Rede? Könnte Bezug nehmen auf Organ. Da kann ich aber schon weit daneben liegen. Wäre es Seglersprache, ware hier von dem Segler des Anfangs die Rede, der ein Wendemanöver macht.  Drop the Line gehört mehreren Wörterbüchern an, kann meiner Kenntnis nach sehr unterschiedlich übersezt werden.


Kann man da nicht mal einen genuine Speaker befragen?

Nebenbei: Das hier sind nicht einfachste Mittel.  Hier wird Sprache mit ganz schön hoher Rafinesse behandelt, ... Steigerung und Verdichtung. Achte nur mal auf die erste und zweite Zeile: In der ersten Zeile dominiert der Vokal i (modifiziert in ai des Sailor) in der zweiten Zeile dominiert der Vokal o. Übergang ist das o am Ende der ersten Zeile. Die Zeilen werden am Anfang unrein gereimt. Ist das nicht, als ob die Sprache selbst Musik wäre? Ich muss an diese Picasso-Taube denken, die nur aus einer einzigen Linie besteht. Aber die "sitzt".

Des Weiteren sehe ich nicht nur eine Person, Hauptperson in dem Text. Erst wird in der dritten Person getextet. Sailor. Dann taucht eine weitere Person auf -  savior , der eine weibliche Person folgt - her.

Wenn später ein ich spricht, - I'll decide -  in welchem Verhältnis steht es zu dem Sailor der ersten Zeile?
Wenn ich und dritte Person des Anfangs identisch sind - wenn nicht --- bedeutet jeweils was anderes.
Im einen Falle läge ein Wechsel der Perspektive vor. Im anderen Falle wendet das ich, das etwas beobachtet und dargestellt hat, sich einfach selber zu. Ich tendiere aber eher zur ersten Variante.
Dass Tremor ein psychiatrischer Begriff ist, aber auch ein Schlüsselwort der Mystik im Zusammenhang mit Christ  habe ich schon gesagt. Auch da müsste man einen Theologen befragen. Wie gängig ist das? Taucht auch in protestantischen Kirchenliedern auf. Man kommt schon heute noch damit in Berührung.Werde mich da mal kundig machen. Wie muss es eigentlich heissen Tremor Christi, Tremor Christo? Oder ist das einfach umgangsprachlich abgeschliffen. Jedenfalls stimmt da scheinbar was nicht. Da liegt auch wieder so ein "Trick" vor, der etwas zu bedeuten hat.
Wieso muss ich beim Anfang des Textes immer an den Fliegenden Holländer denken?
Gast

Hajü


Hajü

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Antwort #7 am: 15. Februar 2004 um 02:42
Hallo

Bis jetzt kann ich nur Überlegungen anstellen. Bin weit von einer Interpretation entfernt. Auch die Musik habe ich mir noch nicht oft angehört. Die scheint das "hammermässige" dieses Textes auch eher ein bisschen zu verhüllen, verstecken.

Ist nur so ein Gefühl - bis jetzt.

Ist es ein Liebeslied? Ein Lied von unglücklicher Liebe?

Wie kann man zu dem Eindruck kommen?

Gorgeous was his savior, sees her...drowning in his wake...

So wird erst mal die zweite Person eingeführt. Der Retter. Ich glaube, die englisch sprechenden Menschen sind viel mehr als wir auf die SPO-Satzstellung aboniert als wir hier. Wenn das Attribut Gorgeous am Anfang auftaucht, klingt das für die wie eine Regelverletzung, für uns hier nicht so. Der Retter wird also mit Effekt, dramatisch eingeführt. Seine Aura erscheint gleichsam vorweg. Zweimal steht in der Zeile his und umrahmt das Verb sees (auch hier so eine Art Reim). Die weibliche Person erscheint, tritt auf als accusativ her. - auf mich wirkt das wie - weit weg schon, wird somit weniger dramatisch eingeführt als der Retter - ertrinkend im Kielwasser???
Nun ist die Frage, das ist scheinbar auch nicht ganz eindeutig, wer die weibliche Person dabei beobachtet, wie sie dabei ist, zu ertrinken? Wer ist das he, das weggelassen werden musste? Die Häufung des Possesivpronomens, bzw. die Umrahmung des weggelassenen he mit dem his deutet darauf hin, dass es der Segler selber ist, der das Ertrinken beobachtet und nicht der Retter. Wäre es der Retter, wäre die Reaktion des ungerührt Beobachtens ein weiteres Attribut.

Ist das ein Indiz für ein Liebeslied? Eher nein.
Oder das?
Daily taste the salt of her tears - Daily hat auch etwas zu tun mit alltäglich, mit immer wiederkehrend. Da ist keine Veränderung zu sehen und möglich.

also - ich bin mir da noch nicht so sicher. Oder liegt die Erklärung für diese Wirkung in der Zeile darüber
Wounded is the organ he left all...bloodied on the shore...
Wer hat dieses Organ verwundet? Durch den Gebrauch des Passiv wird das zunächst mal verschwiegen.  Im Liebeslied würde ich an dieser Stelle das Wort heart erwarten.
Aber das wird uns hier gleichsam verweigert.

Ich glaube in der Mystik ist Herz auch ein Schlüsselbegriff. Aber da muss ich mich kundig machen. Unsere Auffasung von der romantischen Liebe hat glaube ich viele Parallelen in der Mystik.

Aber hier wird das Herz gleichsam als naturalistisches Organ eingefürht.

Ich glaube es ist an dieser Stelle nicht verkehrt, an " Eine Wunde brannt ihm in der Seite" - Parsifal zu denken. Aber dies Herz hier ist naturalistisches Organ.

Am Strand bleibt alles blutbeschmiert zurück.

So weit erst mal

Hajü

Gast


Hajü

  • Gast
Antwort #8 am: 15. Februar 2004 um 02:55
Hallo

Nachtrag: Taste of Tears. In dieser Formulierung, Kombination der Worte findet auch das Entromantisieren die Entmystifizierung der Tänen statt. Tränen werden hier auf etwas Physisches, den Geschmack zurückgeführt.

Es schmeckt nach Salzwasser.

Auch kein Beweis für ein Lied unglücklicher Liebe? Oder doch?

mfg

Hajü

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Offline Steffen

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Antwort #9 am: 15. Februar 2004 um 13:36
Habe schon oft gedacht, dass die Zeile auch "Turns the bow back towards him, drops the line" heißen könnte...

Würde auch Sinn machen...  :-\


Hajü

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Antwort #10 am: 15. Februar 2004 um 15:28
Habe schon oft gedacht, dass die Zeile auch "Turns the bow back towards him, drops the line" heißen könnte...

Würde auch Sinn machen...  :-\

Wie sicher ist der Text denn eigentlich? Ist natürlich alles Mist, wenn man keine solide "Textbasis" hat. Vor mehreren Jahren hat bei uns eine Englischlehrerin gewohnt, die aus England kam. Ich war total erstaunt, dass die grosse Schwierigkeiten hatte, den Text von Jimi Hendrix, Red House und All Along The Watchtower - einigermassen sicher zu Papier zu bringen.

Bitte übersetze mir doch mal die lezte Zeile - vielleicht mit Varianten. Ich habe echt Schwierigkeiten damit. Ich weiss, jede Übersetzung ist auch eine Interpretation.

mfg

Hajü

Gast



Hajü

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Antwort #11 am: 15. Februar 2004 um 15:33
Hallo

Bitte nicht die letzte Zeile, sondern dies hier übersetzten, wenn es geht

urns the bow back, tows and...drops the line

Danke

Hajü

Gast


Offline Lucky Luke

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Antwort #12 am: 15. Februar 2004 um 15:38
Meins du "Puts his faith and love in tremor christ"?

Ich würde es mit:
"Er setzt all seine Hoffnung (Glaube) und Liebe in den zitternden (schwankenden, unsicheren, schwachen, schwächelnden) Gott (Christus)."

Oder aber auch, wobei mir hier eine brauchbare Übersetzung fehlt:

Er setzt all seine [...] in den Gott, bezüglich dessen Existenz er unsicher ist.

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Offline Lucky Luke

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Antwort #13 am: 15. Februar 2004 um 15:41
Hallo

Bitte nicht die letzte Zeile, sondern dies hier übersetzten, wenn es geht

urns the bow back, tows and...drops the line

Danke

Hajü

Gast

Verdammt, warum muss ich auch so schnell sein.

Ich würde es als einen Fachbegriff aus der Seemannssprache sehen und es sinnbildlich damit übersetzen, dass er ein Wendungsmanöver vollführt, die geplante Route aufgibt und wieder zurücksegelt.
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Hajü

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Antwort #14 am: 17. Februar 2004 um 01:49
Hallo

Weitere Beobachtungen, ohne die Möglichkeit, eine Interpretation zusammenzubekommen jetzt sehen zu können.
Guck Dir nur mal die dritte Zeile der ersten Strophe an:

Gorgeous was his savior, sees her...drowning in his wake...

Also: Grossartig, Herausragend, Herrlich war sein Retter,

und jetzt übersetzten, verstehen wir alle, weil wir der See-, Meermetaphorik folgen, --- , sieht sie, wie sie in seinem Kielwasser ertrinkt.
Von den späteren Teilen des Textes wissen wir, dass diese maritime Bildlichkeit nicht durchgängig ist. Aber für begründete Zweifel ist es noch zu früh. So weit sind wir beim Hören im Text noch nicht vorgedrungen.
(Die Verlaufsform drowning wird im Daily taste the salt of her tears weiter geführt.) Dann kommt etwas, das wie ein Bruch wirkt.
Die Zeile fängt mit Past Tense an, dann kommt sees - Present Tense - betont die momentane Beobachtung des Vorgangs des Ertrinkens, der angefangen hat, aber nicht beendet ist. Wird damit ein interesseloses Beobachten betont?

Also Blick ins Wörterbuch:
Folgende Möglichkeiten gibt es für "wake" - his wake bedeutet, dass die Verbform schon mal ausscheidet. Wake ist noun, Nomen.
the track left by a moving body (as a ship) in a fluid (as water); broadly : a track or path left - also Kielwasser

Oder:  1 : the state of being awake
3 : a watch held over the body of a dead person prior to burial and sometimes accompanied by festivity

(Enzycl. Brit. Die zweite Möglichkeit von b lasse ich weg. Zu speziell.

Damit wäre die Zeile absolut doppelbödig:

Die zweite mögliche Übersetzung wäre also:

Grossartig war sein Retter, sieht sie ertrinken in seinem Erwachen. Wenn Wake das Erwachen aus Traum, Schlaf ist und gleichzeitig noch mit Totenwache assozieiert ist, dann wird hier der Retter selbst dargestellt. Wer ist erwacht, von den Toten auferstanden? Das ist Christus.
Dass beide Verstehensweisen möglich sind, halte ich hier für Absicht. Es ist ein Spielen mit der Sprache. Das könnte man am besten beweisen, wenn das mehrmals in dem Text vorkommt.

Also kommt dieses Tremor Christ, mit dem der Text schliesst nicht wie deus ex machina, sondern wird schon hier am Anfang des Textes vorbereitet. Da ist Sprache wieder wie Musik behandelt worden. Motivik.

Wenn das Attribut Grossartig, Herrlich im Pasttense erscheint, - die Zeitenfolge in dem Satz wechselt stark, kann sich das auf das Erscheinen des Retters beziehen, er ist vor einiger Zeit diesem he, his, him, erschienen, es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Attribut Herrlichkeit selbst schon gelitten hat, vergangen ist, verblasst ist, verblasste.

Also ich bin heute angeschlagen. So ganz gut kann ich mich nicht konzentrieren.

Also: Wake gehört zumindest zwei Lexika, im Text zwei Bildsträngen an: Es ist sowohl nautisch/maritim, als auch in einem christlich, kirchlichen Wörterbuch zu finden, auch im Umkreis der Psychoanalyse taucht es glaube ich auf. Wake - nach dem Traum.

Savoir bedeutet, wenn wir der zweiten Bedeutungsebene folgen - Erlöser. Und damit darf ich wieder an Parsifal und die Wunde in der Seite des Amfortas denken. Wo wird stärker und deutlicher nach Erlösung gesucht als hier.

Ein Übersetzter müsste schon genial sein, um diese Doppeldeutigkeit, Doppelbödigkeit in die andere Sprache übertragen zu können.

Vielleicht ist dies das Thema des Gedichts, Textes - Erlösung, Suche nach Erlösung.

Vor ein paar Tage habe ich gefragt, wer denn in diesem her - und in diesen anderen "Figuren", die auftreten gemeint ist. Wer guckt dem Ertrinken dieses weiblichen Wesens zu?
Die Frage ist beim jetzigen Stand noch zu schwierig. Später.

Die Zeile, die wir uns hier angucken, ist absolut kontrastbetont. Rettung und Ertrinken stossen unmittelbar aufeinander. War die Frage danach, wer beobachtet das Ertrinken Retter oder Sailor unsinnig? Ich glaube eigentlich nein. Aber noch zu schwer.

Wenn man der ersten gleichsam naturalistischen Bedeutungsebene folgt, wäre der, der mit  Segler gemeint, verglichen wird, geflohen, diese weibliche Person hätte ihren vergleichsweise sicheren Standort an Land aufgegeben und wäre zu Fuss ins Wasser gefolgt. Wir stellen uns dann vor, sie sei von ihm verlassen worden, sieht das aber garnicht ein. Irgendwelche blutigen Drramen und Streitereien seien die Ursache für das einseitige Ende einer Beziehungskiste gewesen. Aber steht das eigentlich im Text? Ich glaube doch wohl nein - ist wohl zu trivial, wenn man sich die sprachlichen Mittel hier anguckt.