Ich war auf der Arbeit, da wurd ich von der ältesten Bewohnerin ins Zimmer gerufen. Die guckt Nachmittags immer Fernseh und muss sich dann darüber mitteilen. Zuerst wollte ich garnicht gucken, war dann aber echt platt, als ich sah, was da passiert war. Dass dann noch ein Flugzeug kommen würde, und dass die Türme auch noch komplett zusammenstürzen würden, hätte ich echt da noch nicht geglaubt. Arafat wurde gezeigt, der echt bestürzt wirkte. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Immer wieder wurde die Szene gezeigt, wo Busch in der Grundschule die Nachricht ins Ohr geflüstert bekam.
Mein erster Gedanke war, dass das Krieg bedeuten würde. Das konnten die ja nicht auf sich beruhen lassen. Also, das konnte ich auch bis zum bestimmten Punkt dann verstehen, aber was dann draus gemacht wurde.... Weltweit gab es Anteilnahme. An ein Statement einer jungen Mohamedanerin kann ich mich gut erinnern. Die sagte: Sowas gönnen wir niemandem, das sind alles Menschen. So ungefähr.
Verblüffend für die Amerikaner war ja auch, dass sie zum ersten Mal auf eigenem Territorium so massiv getroffen wurden. Bei sowas gehen dann ja lang gehegte Sicherheiten und Illusionen und Lebensgewissheiten kaput.
Vor ein paar Tagen habe ich eine Komödie gesehen, in der das World Trade Center auch kurz gezeigt wird. Da krieg ich dann schon seltsame Gefühle. (Ansonsten frag ich mich schon manchmal, ob man da nicht zu schnell vergisst. Von der Flutkatastrophe hört man ja auch nicht mehr allzuviel. Unverhältnismässig schnell war das letztere Thema aus den Schlagzeilen. Aber ich will die Debatte hier nicht unnötig ausweiten.)
Verschwörungstheorie hin oder her. Tatsache war, dass es plötzlich sehr patriotisch zuging. Abweichende Meinungen wurden nicht geduldet. Busch hatte Zustimmung zu allen Plänen, und jegliche Diskussion über seine Person verstummte. Aber man wollte Handlungen sehen. Aber dies - Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns -, ist schon ein sehr dünnes Argument für einen Krieg in Afghanistan. Wie war das? Thaliban versteckten den (jedenfalls für mich so plötzlich aus dem Hut auftauchenden) Bin Laden - und wollten den nicht ausliefern? (Was für geostrategische Interessen gab es?). Krieg gegen Terrorismus kann man doch eigentlich nur mit Spezialeinheiten, Polizeitruppen usw. und nicht mit massivsten Luftwaffeneinsätzen, Panzertruppen usw. führen. Seltsam.
Ja und dann immer diese Berichte über den Ort selber. Der New Yorker Bürgermeister als Held, die Feuerwehrleute als Helden.
Und dann die Probleme mit der Börse. Nur einen Tag - wenn ich mich recht erinnere.
Es wurden Leute gezeigt, die schon quasi am selben Abend in dem "Viertel" wieder essen gingen. Die Devise wurde sehr schnell ausgegeben, wir sind stark, lassen uns von sowas nicht unterkriegen. Dann diese Künstler, die sich in der Sache produzierten..... Ich hab immer auch noch Zweifel, ob da alles so richtig gemacht wurde. Ob richtig getrauert und richtig bearbeitet wurde. Massive Zweifel.
H.