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I am Mine

Hajü

  • Gast
Antwort #30 am: 02. Juni 2004 um 00:44
Also ich denke das Lied hat weder mit dem 11. September noch mit irgendeinem anderen Ereignis zu tun.
Ich kann im übrigen auch nicht nachvollziehen wie man darauf kommen kann das so zu interpretieren.
Das Lied erzählt nicht die Geschichte von tragischen Ereignissen sondern schildert schlicht und ergreifend eine Lebensauffassung die, wie schon gesagt wurde, nicht revolutionär ist oder einer völlig neuen Philosophie entspring aber nichtsdestotrotz
geschildert werden kann.
Nämlich dass alles irdische, wenn es denn einmal zu Ende geht nichtig ist.
Was schon die erste Strophe verdeutlicht.
Man kann wohl die Kernaussage eines Textes begreifen, wie man diese aber auf sich selbst und auf sein Leben bezieht ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
Auf jeden Fall sollte man sich nicht zu solchen einfachen Erklärungen hinreissen lassen wie: das Lied hat er den Opfern des 11. September gewidmet weils da um Trauer, verlorene Unschuld oder sowas geht.
Das ist zu einfach und einem solchen Lied nicht würdig.
Wer einen Text im Schnelldurchlauf interpretieren will scheiter immer.
Wie gesagt muss man die Hintergründe kennen um einen Text 100%ig richtig interpretieren zu können und die kennt wohl nur der der den Text geschrieben hat.

@Penis - interessanter Name. ;D

(Zitat unsystematisch gekürzt.)
Und - interessante Herausforderung. angefangen vom Lyrikverständnis bis zur Interpretation. Und der Text ist wirklich nicht simpel. Dieses Herumreiten auf dem 11. September ist zu einfach. So geht es wirklich nicht. Aber ich denke schon, dass man da Bezüge herstellen kann. Auf jeden Fall hat es für den, der hier in dem Text "spricht",  mächtig geknallt. Und damit hat diese Lebensauffassung zu tun, die am Anfang dargestellt wird. Auch der Anfang des Textes kann durchaus mit dem 11. Sept. zu tun haben. Die Devise war damals: Wir lassen uns nicht unterkriegen. Schon am Tag darauf hatten die Restaurants in Manhatten wieder geöffnet. Die grösste Sorge galt der Börse. Das alles zusammen interpretiere ich als die Männer, die in Reih und Glied stehen. Was damals vorgeführt wurde, war ein grosses Verdrängen, systembedingt. Im Grunde hält dieses Verdrängen ja weiter an: Es wird grösser und schöner wieder aufgebaut, dieses Symbol der Wirtschaftsmacht. Verdrängen selbst noch in der Gestaltung der Gedenkstätte. Und das kann nicht der richtige Weg sein. Ebenso - wie der Krieg gegen den Terrorismus. Lügenhaft und fadenscheinig begründet. Das schafft dann erst die Fakten. Verdrängung?!!! Aber das kommt noch systematischer. Vor dieser Siluette konstituiert sich das ich mit seiner Lebensauffassung. Die Lebensauffassung ist einfach der schiere Existentialismus. Man ist im Grunde wieder bei Camus gelandet. Wenn man es so sieht, ist es eine sehr allgemein gehaltene Stellungnahme, die Bestand haben kann. Aber das führen wir am Text noch durch.
Auch dieses, dass die Wahrheit zwischen die Zeilen rutscht. Nicht nur Verlust der Meinungsfreiheit. Auch Verdrängung.
@mindcrime - das beflügelt uns. Antwort folgt.

Hajü
« Letzte Änderung: 02. Juni 2004 um 02:06 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #31 am: 02. Juni 2004 um 01:14
there's no need to hide

hatte ich damals in die Suchmaschine eingegeben. Ich dachte, es müsse die Äusserung eines Politikers gewesen sein. Der Schock in Amerika war ja so gross, weil man zum ersten mal erlebt hat, auf eigenem Territorium angreifbar zu sein. Das muss man sich "mal auf der Zunge zergehen lassen".  Nicht zynisch gemeint. Einfach Tatsache. Bei allen wirklichen Kriegen war Amerika selbst nie erreichbar gewesen. (Etwas anderes war die gegenseitige nukleare Bedrohung in einer anderen Weltordnung.)

Die Suchmaschine brachte unheimlich oft ein Computerspiel, das "there's no need to hide" betitelt ist. Es wird vorwiegend im amerikanischen pädagogischen Kontext vermarktet, soll dazu dienen, kleinen Kindern die Angst vor der Dunkelheit zu nehmen. Ob das jetzt nun der extratextuelle Bezug, die Konnotation der Zeile ist, weiss ich nicht. .....

Aber ich will mich doch an den Text halten.

Und da könnte ich Dir hier schon nicht mehr folgen:

"And the meaning, it gets left behind
Oh the innocence lost at one time
Significance behind the eyes
There's no need to hide
We're safe tonight

da das Augenscheinliche in den Hintergrund tritt und nur das was hinter den Augen sitzt (der Geist)(I only own my mind) das einzige ist das zählt. Die Dinge die du tust und die ganze Scheisse die passiert hat keine Bedeutung, du bist davor sicher."

Ist mir glaube ich schon wieder zu individualistisch für diese Art von Existentialismus, die hier vorgeführt wird. Trifft sich irgendwie mit einem Lyrikverständnis.... Ich hab ja innere Werte und somit kann mich alles mal.... Vielleicht ist aber wirklich nur der Augenhintergrund gemeint, der ja bei jedem Menschen anders ist.  Nicht umsonst gebraucht er ja das Wort "Significance" - wie bei kriminalistischen Untersuchungen. Aber gehen wir es systematischer an, sobald Zeit ist. .. Man müsste sich nur mal die von Dir zitierten Zeilen genauer angucken. Meaning ... Verlust von Naivität und Unschuld. Und " at one time " - ist, wenn Du so willst, der einzige Beweis für meine Behauptung, dass es mächtig geknallt hat. Die Ursache ist schockartig. Und dies Ich bekennt sich zum Leben, und zeigt, dass es ohne Angst geht mit dieser Gewissheit, dass Leben Anfang und Ende hat. Und in der Spanne: "I am mine". Mehr geht nicht mehr. Denn alle anderen Wissen und Gewissheiten gehen förmlich den Bach runter. .....aber... bis in einigen Tagen. Am Text.

Noch was: Wenn Du schreibst, "Die Dinge die du tust, (...) hat, haben keine Bedeutung, du bist davor sicher," dann wären wir ja wieder völlig unmoralisch geworden. Dein Handeln, Deine Entscheidungen haben also keine Konsequenzen mehr? Das kann doch nicht gemeint sein? Wäre natürlich denkbar in irgendwelchen Extremsituationen. Es darf wieder geplündert werden? Das glaube ich nun wirklich nicht, dass das hier gemeint ist.  Aber wahrscheinlich bezogst Du das nur auf die ersten zwei Zeilen des Textes. Auf den Irrtum der am kapitalistischen Spiel teilnehmenden Verdränger. Sie können nichts behalten.

Noch eine Ergänzung: Der Eindruck der Simpliziät des Textes täuscht ganz gewaltig. Es gibt ein Naturlyrikfragment darin... Oben wurde behauptet, das wäre ein möglicher Hit, träfe den common sense, weil er so wenig kryptisch und nicht mit Bildern überladen ist. Es geht ja gerade um diesen "Existentialismus",  das Leben hat Anfang und Ende und dazwischen nur eine Gewissheit. Das wird hier gestaltet. Und im Übrigen ist er glaube ich ziemlich raffniert "gestrickt".

Hajü
« Letzte Änderung: 02. Juni 2004 um 02:28 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #32 am: 02. Juni 2004 um 02:41
dass alles Irdische, wenn es einmal vergeht, nichtig ist

Wenn man weiss dass alles im Leben nichtig ist kann das einerseits beruhigen


Auch das ist zu einseitig interpretiert. Erstens zu amoralisch, zweitens würde es ja gewaltig "Gewissheiten" aus anderen Texten der Gruppe, des Autors widersprechen. Wieso spricht er noch in "Man Of The Hour" von Wiedersehen? Und nicht nur floskelhaft. Klar, I am mine macht deutlich, dass es keine Gewissheiten ausser der einen gibt, aber trotzdem stimmen Deine Formulierungen nicht. Der Text ist keine Aufforderung zum unmoralischen Verhalten.


Hajü
« Letzte Änderung: 03. Juni 2004 um 19:10 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #33 am: 02. Juni 2004 um 14:08
the selfish, they're all standing in line
faithing and hoping to buy themselves time
me, i figure, as each breath goes by
i only own my mind
the north is to south what the clock is to time
there's east and there's west and there's everywhere life
i know i was born and i know that i'll die
the in-between is mine
i am mine

Noch eine Bemerkung erst mal zu dem, was ich Siluette genannt habe, also die ersten beiden Zeilen: Selfish übersetze ich mit Egoisten. Ist es nicht in der Theorie des Liberalismus, der freien Marktwirtschaft so, dass lauter Egoisten kooperieren und konkurrieren? Dieser Egoist ist auch "homo oeconomicus" genannt worden. Nach der Ideologie ist es so, das das Gesamtsystem funktioniert, wenn jeder egoistisch seine Ziele verfolgt, investiert - oder arbeitet, er bekommt seine gerechte Entlohnung. Smith. Von Marx schon gehörig kritisiert. Hier ist die Kritik schon eine ganz andere. Gleichsam eine existentialistische. Verlaufsform wird gebraucht. Der Vorgang des "in line" Stehens hält unverändert an.
Und angesichts des Existenzmassstabes - stehen die nicht auf wissenschaftlicher Grundlage, sondern ihre Grundlage ist Vertrauen und Glauben - in das Falsche. Denn - eigentlich wollen die ja etwas anderes, was sie mit ihrem Verhalten und ihren Regeln nicht erreichen können. Unterstellt der Text.
Vor dem Hintergrund dieser line vollzieht sich so etwas wie das Erwachen oder ein sich Konstituieren des sprechenden Ich.
Es nimmt erst mal sein eigenes Physisches wahr. Wahr ist das Atmen.
Und: So wie jeder Atemzug vergeht, endet, so gehört mir nur mein Verstand. Und das ist aktiv. (I figure) - Vorher Accusativ. Me. Der Gedanke - die Erkenntnis erscheint so induziert, gleichzeitig als freiwilliger Akt. Und dann vergewissert es sich der Welt. Alle vier Himmelsrichtungen. Aber verwoben mit den beiden Vergleichen mit der Dimension Zeit - und dem Leben, das überall von ihm gesehen wird. Aber es ist endlich, an Zeit gebunden.

the north is to south what the clock is to time

Es fängt die Konstituierung von Welt hier mit einem Vergleich an. Eigentlich eine komplexere Figur als die der folgenden Zeile, die gleichsam das sich Umsehen abbildet: there's east and there's west and there's everywhere life

Der Vergleich selbst setzt Uhr und Zeit gleich. Der Eindruck entsteht, dass Zeit zwar messbar, analogisierbar, aber abstrakt ist. Raum Zeit und Leben werden so miteinander verschränkt.

Diese Folge von Vergleich zu dem drei mal there - also von komplexer Sicht zu weniger komplexer Wahrnehmung illustriert noch mal den Ausgangspunkt: I figure - und den "mind". Ohne das kann diese neue Welt nicht bestehen. Ist gleichwohl kein Subjektivismus!
Dies Ich mit seiner schockartig gewonnenen neuen Weltsicht und Sicht seiner selbst ist also ausgeschert aus der Reihe derer, die unverändert an ihren alten Verhaltensweisen und Grundannahmen festhalten. Von dieser Folie hebt es sich ab.
Auf die Parolen, die nach dem 11. September ausgegeben wurden, habe ich hingewiesen. Wir lassen uns nicht beeindrucken, sind stark, machen so weiter... Und ich denke, dies ist mit der exitstentialistischen Kapitalismuskritik hier gemeint. Denn Tod und Vergänglichkeit wurden ja ausgiebigst vorgeführt. Also noch mal: Kein Widerspruch zur Katastrophe des 11. September.
Mehr geht zeitlich jetzt nicht.

 

Hajü
« Letzte Änderung: 03. Juni 2004 um 18:50 von Hajü »


el_duderino

  • Gast
Antwort #34 am: 02. Juni 2004 um 14:15
ohne mich jetzt großartig mit dem text befasst zu haben, schlag ich vor einfach mal die live @ madison square garde dvd anzuschauen. da sagt eddie um was es (grob) in i am mine geht. da sagt er auch was im zusammenhang mit dem 11.9.01. muss mir das noch einmal anschauen.


Hajü

  • Gast
Antwort #35 am: 02. Juni 2004 um 20:00
mind: - I am mine - I figure

Ich finde, schon am Anfang des Textes sind wir weg von diesem an anderer Stelle erwähnten mehr oder weniger reinen Ich als Spiegel der Umwelt, weg von einem Erkennen, das passiv ist, das keine Trennung zwischen Ich und Objekt macht. Denn dieses Konstituieren des Ich - und wie es sich in diese "nüchterne" Welt stellt, hat etwas sehr Aktives. Dies Ich schafft sich (selbst und) die Welt. Aber wiederum nicht subjektivistisch. Es ist keine irreale Traumwelt, die entsteht. Aber gucken wir, wie das im Folgenden durchgeführt wird.

H.
« Letzte Änderung: 02. Juni 2004 um 20:04 von Hajü »


face

  • Gast
Antwort #36 am: 02. Juni 2004 um 23:23
"the north is to south what the clock is to time"

... diese Zeile würde ich eher auf den Kampf der Nordstaaten gegen die Südstaaten beziehen. Das heisst, der Norden ist ohne den Süden nichts wert, alle Menschen sind gleich,... verallgemeinernd auf Frieden bezogen. Und der Rest verdeutlicht eben dieses Verhältnis, da die Uhr eben ohne die Zeit nichts wäre. Der Norden ist vom Süden abhängig, ebenso wie die Uhr von der Zeit.  DIe Zeit richtet sich nicht nach der Uhr, jedoch ist die Uhr für uns Menschen ebenso wichtig, da sie uns erst verdeutlicht, wie, bzw dass die Zeit vergeht. Vielleicht auch ein Bezug zu der Vergänglichkeit des Menschen, ...

nun gut. man sollte ein Lied nicht zu sehr zerpflücken ;)




Hajü

  • Gast
Antwort #37 am: 03. Juni 2004 um 00:27
"the north is to south what the clock is to time"

... diese Zeile würde ich eher auf den Kampf der Nordstaaten gegen die Südstaaten beziehen. Das heisst, der Norden ist ohne den Süden nichts wert, alle Menschen sind gleich,... verallgemeinernd auf Frieden bezogen. Und der Rest verdeutlicht eben dieses Verhältnis, da die Uhr eben ohne die Zeit nichts wäre. Der Norden ist vom Süden abhängig, ebenso wie die Uhr von der Zeit.  DIe Zeit richtet sich nicht nach der Uhr, jedoch ist die Uhr für uns Menschen ebenso wichtig, da sie uns erst verdeutlicht, wie, bzw dass die Zeit vergeht. Vielleicht auch ein Bezug zu der Vergänglichkeit des Menschen, ...

nun gut. man sollte ein Lied nicht zu sehr zerpflücken ;)



... und der Norden hält den Süden in Abhängigkeit. Warum sollte denn hier nicht das Thema Nord-Süd-Konflikt mitschwingen? Passt eigentlich wirklich sehr gut. Bei Uhr und Zeit bleibe ich bei meiner Interpretation - Raum, Zeit, Leben werden zur Welt verschränkt, zusammengefügt, die das ich sich konstituiert.
Wir haben eigentlich kein Sinnesorgan für die Zeit, sind auf solche mehr oder weniger "primitive" Messgeräte angewiesen, die Zeit durch Bewegung quasi symbolisieren. Aber ich glaube, das sagst Du auch. (Ist nicht Bergson eigentlich der Philosoph der Zeit?). Hier im Vergleich bekommt der Norden das "technische" Teil Uhr zugeordnet, der Süden das Element Zeit. Ist schon sehr fein gemacht. Zu sagen, dass es bedeuten könnte, dass für den Norden Zeit (ab)läuft, wäre bestimmt überinterpretieren.
Zerpflücken wollen wir das nicht - jedenfalls nicht im Sinne von zerstören. ;D

H.
« Letzte Änderung: 03. Juni 2004 um 00:38 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #38 am: 03. Juni 2004 um 07:52
the selfish, they're all standing in line
faithing and hoping to buy themselves time
me, i figure, as each breath goes by
i only own my mind

man achte nur mal auf die Verben! Der Infinetiv to buy ... time. Das wird aufgegriffen in dem I only own my mind. Ist doch toll gemacht. Wie gesagt: Besitz, Privateigentum ist Grundlage auch Grundwert des beschriebenen Wirtschaftssystems. Wie war das? Man besitzt entweder Kapital oder Arbeitskraft??? (Boden und Rohstoffe sind auch noch Faktoren...) - Und von vorneherein sagt der Liberalismus, dass es gerecht zugeht.... Der Markt und die Preise regulieren das schon.
Die Verteilungssituation ist von vorneherein als gerecht definiert.
Gerechtigkeit auch in übergeordneten Strukturen: Auch Verteilung von Besitz und Reichtum zwischen den Ländern, z. B. zwischen Nord und Süd - wird als gerecht von vorneherein definiert. Natürlich gibt es die Angst um die Stabilität des Systems, ein Regulationsbedarf wird schon gesehen - im Schutz des Besitzes... Ich denke, man kann bei diesen Zeilen durchaus an Addam Smith oder diesen neoliberalistischen Papst Milton Friedman denken. (Ich erinnere noch mal an das Buch "Das Kapital", wo gezeigt wird, wie dies System sich selbst vernichtet. Diese Analyse bleibt richtig!!!). Eigentlich ist es so, dass seit der Osten für konkurs erklärt wurde, eine Radikalisierung des Liberalismus stattfand. Die werden immer dreister. Das notwendige Korrektiv fehlt einfach in der "neuen" Weltordnung.

Und - ich will hier nichts rechtfertigen: Aber die Flieger kamen aus dem Süden...
Aber hier:

Man kann´s nicht festhalten. Und die Menschen in dieser line - leben gleichsam entfremdet, wollen sie doch im Grunde etwas ganz anderes. Bei sich sein. Nämlich Zeit, Leben. Der homo oeconomicus wäre also eine Verkürzung des Menschen. So ist die menschliche Natur nicht - oder nur zum geringen Teil. Dieses in line Stehen deutet an, dass es sich um ein Funktionieren im System handelt. Dass es Leben im Irrtum war, hat der Schock, der Knall, vielleicht dies massenhafte Sterben vorgeführt. Der hat allen gezeigt, dass die Uhr läuft. Und - so können wir doch nicht weiter machen. Aber ich wiederhole mich da.

Oben habe ich von Verdrängung gesprochen. Eigentlich liegt der 11. September schon ganz schön weit zurück. Ist dem blackout zum Opfer geworden? ..."blackout weaves its way".

Ich frage mich, wie Camus oder Sartre dies "I am mine" übersetzen würden? Einfach als "Ich bin" ?
H.
« Letzte Änderung: 03. Juni 2004 um 09:16 von Hajü »


Offline Mindcrime

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Antwort #39 am: 03. Juni 2004 um 11:48
Ich frage mich, wie Camus oder Sartre dies "I am mine" übersetzen würden? Einfach als "Ich bin" ?
H.

"Ich gehöre mir"...  ;D

Hab mir den Thread nicht nochmal durchgelesen, möchte im Moment auch nicht in die Interpretation einsteigen, aber es gibt anderswo auch Aussagen zu "I am mine" und dem 11. September.

TheSkyIScrape:

I Am Mine is a "positive affirmation of what to do with one's life," according to Mike McCready. It also makes reference to the events of September 11th ("all the innocents lost at one time").

Und Ed selbst hat auch des öfteren was zu "I am Mine" gesagt (siehe el duderino). So z.B. bei der Show in Atlanta am 19.04.03: "This song's about claiming your own personal space and that that's okay".

Die Liste ließe sich erweitern, ist mir aber jetzt zu mühsam...  ;)
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Hajü

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Antwort #40 am: 03. Juni 2004 um 13:54
@mindcrime.

Wenn ich Deine beiden Zitate so sehe, habe ich so das Gefühl, dass ich den Texte doch nicht so verkehrt gelesen, vernommen habe.  :D
Oder?

Aber da sind noch ein paar Punkte... in den nächsten Tagen. Und das andere kommt mir bis jetzt nicht so einfach und eindeutig vor.

H.
« Letzte Änderung: 03. Juni 2004 um 13:58 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #41 am: 03. Juni 2004 um 19:12
@..... Gast

Ergänzung:
Ich habe in meiner Kritik an Deiner Interpretation, @.... - etwas überzeichnet, gebe ich zu. Was ich hier als eine Art Existentialische Antwort darstelle, darin, in deren Beschreibung, widersprechen wir uns garnicht. Auch mein "Augenhintergrund statt mind" - muss ich mir noch mal angucken. Wahrscheinlich habe ich Deine Position da auch übertrieben. Aber an meinem Moral-Argument halte ich fest. Da ist Deine Interpretation nicht durchdacht. Und: der Name: gar zu lächerlich. ;D. Und ich glaube, dass der Text, wenn er mal vom Autor weg ist, Eigenleben hat. Nur bedingt kann der Autor das letzte und oberste Kriterium für Erklärungen sein. (Wenn Du so willst, bewegt der "Geist" sich auf eine viel seltsamere Art durch die "Geschichte" ;).) Habe ich schon mehrfach geschrieben.

"Das ist zu einfach und einem solchen Lied nicht würdig.
Wer einen Text im Schnelldurchlauf interpretieren will scheiter immer." :D
Und diese Unterscheidung zwischen verstehen und interpretieren  :D und
"Man kann wohl die Kernaussage eines Textes begreifen, wie man diese aber auf sich selbst und auf sein Leben bezieht ist bei jedem Menschen unterschiedlich."
.... passiert immer beim Interpretieren. Es ist immer etwas Subjektives dabei. Das ist ja vielleicht das Besondere. Ich finde z. B. eine gewisse kritische Distanz - auch sich selbst gegenüber - dabei immer wichtig. Wichtiger als "auf sein Leben beziehen". Man kann ja nicht von jedem Text sein Leben umkrempeln lassen. Aber - man sucht sich schon das Passende aus.
Noch etwas: Ich glaube, dass niemand es sich hier so einfach macht, wie Du geschrieben hast. :D
wirklich keine üble Herausforderung.
Wäre schön, Dich mit einem anderen Namen zu "erleben" ;D

H.
« Letzte Änderung: 03. Juni 2004 um 20:35 von Hajü »


Hajü

  • Gast
Antwort #42 am: 06. Juni 2004 um 23:39
Bevor das hier wirklich weiter geht - (Dienstag, Mittwoch), möchte ich das oben Gesagte noch mal anders formulieren. Also: Das Ich konstituiert sich im Kontrast zu den in line stehenden Egoisten. Beides steht also in Opposition zueinander. Das Ich stellt sich in die Welt, schafft sich die Welt, hatte ich gesagt. Oder möglicherweise ist es auch so: Raum und Zeit zusammengefügt sind die Bedingung für "there's everywhere life".  Eigentlich entsteht in diesem "Space"so Leben.
Damit wirken die, die die Siluette bilden - eigentlich als tot. Da sie aus ihrer Existenz das Wissen um die Zeit verdrängen. Das System, das zwar der Uhr (Termine), aber nicht der Zeit grosse Wertigkeit zuweist, stellt seinen Teilnehmern im Grunde keine Möglichkeit zu leben zur Verfügung. (Eine Art) (vitalistische) exitstentialistische Kapitalismuskritik. Aber ich wiederhole mich da. ;D

H.
« Letzte Änderung: 07. Juni 2004 um 12:09 von Hajü »


Offline donFox

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Antwort #43 am: 17. Juni 2004 um 15:12
Stimmt schon. Doch ich denke es ist auch eine Antwort für Leuten die die Person fragen warum er anders ist! Und die geilste Erklärung ist "i know i was born and i know´ll die , THE inbetween is mine" ;D

Ja, an das hab ich beim lesen des Textes auch gedacht... das Lied heißt ja Sogar "I am mine" also ich bin meins *g*

Ps.: hi an alle  ;)


Offline SatanClaus

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Antwort #44 am: 27. Dezember 2004 um 12:21
"..the full moon is looking for friends at high tide"  ...schöne Analogie zu George Bush, der nach Allierten und "Freunden" suchte, während er den Nahen Osten in Brand setzte...

Kam mir letztens nur so in den Sinn... ::)
“People think common sense is common - but it's not.” (Don Cherry)